- DLM Triumph Turnier 2019 -
Hamburg
26.01. - 01.02.
 

Sebastian auf Normenjagd in Hamburg
 
Turnier zu Ehren der niedersächsischen Schachjugend

Wie berichtet, war Sebastian diesmal nicht beim NordWest-Cup am Start, da er eine Einladung zum DLM Triumph Turnier erhielt. DLM steht für die Deutsche Ländermeisterschaft, die 2018 mit einem Triumph - daher der Name - der Auswahl Niedersachsens endete. Quasi, um diesen Erfolg zu feiern, wurde nun das hier besprochene Turnier veranstaltet, ins Leben gerufen von Wolfgang Pajeken. Austragungsort war die schöne Hansestadt Hamburg.

Gespielt wurde nach dem Scheveninger System. Und das sah so aus: Fünf Spieler mit Meistergrad traten gegen fünf Spieler an, die dies noch werden wollen. Dabei spielten in jeder Runde immer die Meister gegen die Anwärter, aber nicht eine Gruppe untereinander. Es gab eine Hin- und eine Rückrunde, ergo zehn Partien insgesamt für jeden Spieler. Eine IM-Norm konnte erzielt werden, dazu waren allerdings für die Anwärter sechs Punkte notwendig.

Hier der Turnierverlauf von Sebastian:

Hinrunde

Zum Auftakt gab es ein Weißremis gegen IM Zaitsev (2467). Sebastian hatte dynamische Möglichkeiten, aber er übertrieb es nicht und startete mit einem soliden Remis in das Turnier. Schwieriger gestaltete sich da schon die Partie gegen IM Aljoscha Feuerstack (2456), welcher recht kurzfristig für eine ausgefallenen Spieler einsprang. Sebastian spielte eine recht zweischneidige Variante gegen Alapin. Nachdem Weiß die Dame gegen Turm und Springer gewann, war die Sache hier gegessen.

Mit Fries Nielsen (2378) wartete der nächste IM auf Sebastian. Hier stand der Oldenburger relativ schnell mit dem Rücken zur Wand, kämpfte sich aber wieder heraus, bevor er erneut in Schwierigkeiten geriet:

Sebastian - Fries Nielsen

Am Ende also ein weitere Remis mit Weiß. Nun ging es mit Schwarz gegen Großmeister Zigurds Lanka (2416). Bast behandelte den Drachen optimal und hatte durch aktives Spiel am Damenflügel eine Gewinnstellung aufgebaut, ohne dass Weiß bis zu diesem Zeitpunkt auf der anderen Flanke irgendwas in Gang setzen konnte:
 

Lanka - Sebastian
Stellung nach dem
22. Zug von Weiß

Sebastian spielte hier 22. … La3?, wonach Weiß nach 23. b3 schon etwas besser stand. Gewonnen hätte im Diagramm allerdings 22. … Da6. Falls Weiß nun z.B. auf d6 nimmt, weicht man dem Damentausch aus mit Da5, verdoppelt auf der c-Linie und hat Ideen wie Tc4-c6 nebst Lc4 etc.

Zum Abschluß der Hinrunde gab es wieder ein Remis mit Weiß, diesmal gegen FM Derek Gaede (2318). Sebastian stand erneut auf Gewinn, nachdem er zwei Mehrbauern verbuchen konnte, aber wieder glitt ihm der Punkt aus den Händen, hier zum Glück nicht der Ganze:
 

Sebastian - Gaede
Stellung nach dem
29. Zug von Schwarz

Schwarz hatte noch in Verzweiflung einen Turm geopfert. Nach 30. Te1? Txe1+ 31. Dxe1 Lxc5 war aber vom weißen Vorteil nicht mehr viel übrig, und es wurde recht schnell Remis. Gewonnen hätte 30. Lf1, und auf 30. … Lxc5 31. Dxc5 Lb5 gewann 32. Se3. Ja, die verflixten Rückzüge verliert man häufig aus den Augen.

In der Hinrunde also 1,5/5. Ein Grund, die Flügel hängenzulassen, war dies allerdings noch nicht. Sebastian war auch in Kampflaune und starete entsprechend ambitioniert in die...

Rückrunde

Es ging zunächst wieder gegen Mikhail Zaitsev, diesmal mit Schwarz. Erneut eine solide Partie gegen diesen starken Gegner und ein Remis. Basts nächster Gegner war IM Bodnar (2266), welcher an Stelle von Aljoscha Feuerstack die Rückrunde bestritt. Bast gab einen Bauern für Angriff, aber es war in der Folge nicht klar, ob es den Bauern wirklich wert war. In der Zeitnotphase aber hatte der Unionist gutes Spiel:
 

Sebastian - Bodnar
Stellung nach dem
34. Zug von Schwarz

Sebastian hat immer noch seinen Minusbauern, aber er bekommt gefährliches Spiel am Königsflügel. Nach 35. Sg4 griff Schwarz bereits fehl mit … Dg6?, wonach 36. Sh6+ Kh7 37. Sf5+ die Dame und die Partie gewann. Schwarz hätte 35. … De6 spielen müssen, aber nach 36. Dh3 wäre das rettende Ufer, sprich die Zeitkontrolle, immer noch 5 Züge entfernt gewesen. Weiß hat sicherlich genug Kompensation.

Bis zu diesem Zeitpunkt lief das Turnier für Sebastian zumindest im Ergebnis recht gut. Seine ELO-Leistung lag bei knapp 2350. Aber leider beendete er das Turnier mit einer langen Rochade. Zunächst hatte er mit Schwarz gegen Fries Nielsen einen schweren Stand und wurde überspielt. Das war noch kein Beinbruch, gegen ein solches Kaliber kann man mit Schwarz immer mal eingehen.

Die entscheidende Partie war dann in der vorletzenden Runde die Begegnung mit GM Lanka. Sebastian wollte es mit Weiß unbedingt wissen. Und er stand tatsächlich kurz vor seinem ersten GM-Skalp. Jedoch... Hier das Drama:

Sebastian - Lanka

Eine bittere Pille. In der letzten Partie gegen Gaede mit Schwarz fehlte die Kraft, dennoch versuchte Bast nochmal alles. Aber seine Entscheidung, im frühen Mittelspiel den König im Zentrum zu lassen, erwies sich als zu ambitioniert.

Fazit

Trotz der drei Nullen am Ende hat Sebastian immer noch ca. 10 Wertungspunkte gutgemacht. Aber drei Punkte waren für ihn sicher nicht das Ziel seiner Träume, zumal diese bereits nach sieben der zehn Runden zu Buche standen. Eine IM-Norm mit sechs Punkten war sicherlich ein zu ambitioniertes Ziel, aber etwas mehr hätte es schon sein können. Natürlich kann man durch solche Turniere nur lernen, und es wird nicht das Letzte seiner Art für Sebastian gewesen sein.

Anzumerken sei noch, dass zwei Spieler eine IM-Norm erzielen konnten: Der Sohn des Ausrichters, Jakob Leon Pajeken und Nikolas Wachinger aus Bremen kamen jeweils genau auf die geforderten sechs Punkte. Zumindest für Jakob ist der Titel damit unter Dach und Fach. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Ergebnisse bei Chess Rresults

- frank modder, 23.02.2019
 

Bast mit Schwarz gegen einen "FM"