Eine interessante Partie (ChessBase 12)
[Event "Vereinsmeisterschaft"] [Site "?"] [Date "2005.??.??"] [Round "5"] [White "Gosseling, Manfred"] [Black "Slopinski, Andreas"] [Result "0-1"] [ECO "D36"] [WhiteElo "1802"] [BlackElo "1635"] [PlyCount "84"] [EventDate "2005.??.??"] [TimeControl "240+2"] 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Nc3 Nf6 4. Bg5 {Manfred griff haeufiger zu diesem nicht so oft gespielten Zug. Sf3 ist der Hauptzug, auch e3 macht Sinn.} e6 {Hier ist dxc4 interessant. Nach e6 ist die Partie in normalem Fahrwasser.} 5. e3 Be7 6. cxd5 exd5 7. Bd3 {In den Hauptvarianten baut sich Weiss - meist schon etwas eher - mit Sf3 auf. Manfred hat hier eine gute Alternative auf dem Brett. Andreas hat einen soliden Aufbau gewaehlt. Schwarz muss aber weiterhin um Ausgleich kaempfen.} h6 8. Bh4 Nbd7 9. Qc2 O-O 10. Nge2 Re8 {Es steht eine sehr haeufig gespielte Variante mit guter Weissbilanz auf dem Brett. Manfred befindet sich in guter Gesellschaft: Die Weltmeister Botwinnik, Spasski und Kasparow hatten diese Stellung bereits auf dem Brett.} 11. Bg3 {Dies ist eine Nebenvariante. Kurze Rochade ist der Hauptzug (Kasparow), auch f3 scheint stark (Botwinnik). Es wurde auch schon lang rochiert (Spasski). Lg3 hat das Problem, dass Schwarz nun das Laeuferpaar gewinnen kann mit Sh5. Das scheint theoretisch am Besten zu sein.} Bb4 $5 {Andreas kontert mit einem interessanten Laeufer-Zick-Zack-Manoever.} 12. a3 Ba5 13. b4 Bc7 {Andreas will den schwarzfeldrigen Laeufer abtauschen, den Manfred ja mit Lg3 eigentlich gehofft hatte, noch gut einsetzen zu koennen. Der Versuch, den Lg3 mit Lh4 zu behalten, waere jetzt ein interessanter Konteransatz. Generell haette Schwarz wie gesagt mit dem Manoever Sh5 statt Lb4 am effektivsten gegen den Lg3 gespielt.} 14. O-O a6 15. Bxc7 Qxc7 16. Nf4 Nf8 $2 {Das ist natuerlich ein Fehler.} 17. Ncxd5 Qd8 18. Nxf6+ {Ein Kommentar von Andreas von damals ist erhalten geblieben. Demnach hatter er mehr Angst vor Sc3, so jedenfalls haette er die Dame aktiviert (f-Linie und gleich die lange Diagonale). Wie wir sehen werden, behaelt Andreas recht, Manfred half aber etwas mit. Auf jedenfall ist Sc3 eine gleichwertige Alternative.} Qxf6 19. d5 Bd7 20. Rfd1 $6 {Manfred musste sich mit einer der schwierigsten Fragen im Schach beschaeftigen: Welcher Turm gehoert auf welche Linie? Fernschachweltmeister Sanakojew empfahl in seinem Buch "Der dritte Versuch" die Einfuehrung eines dritten Turmes. Hier kommt das Problem hinzu, dass der Turm gleich wieder vertrieben wird.} Bg4 21. Re1 g5 $1 {Stark! Mittlerweile ist Andreas' Bauern"opfer" schon vollauf gerechtfertigt - und nur temporaer: Er bekommt den Bauern nun zurueck.} 22. Ne2 cxd5 23. Nd4 Rac8 24. Qd2 Ne6 25. Ne2 {Manfreds Springer hat irgendwie den Dienst versagt. Andreas spielt jetzt am Strengsten:} Bxe2 26. Bxe2 d4 {Schwarz hat sehr gut placierte Figuren. Fuer Weiss spricht allerdings die bessere Koenigsstellung. Doch wie will er attackieren? Die Lage ist unklar, zumal beide Spieler nunmehr auch in Zeitnot kamen.} 27. Qb2 Qf5 $1 {Stark. Jetzt scheitert exd4 an Sf4.} 28. Rac1 dxe3 29. fxe3 g4 {Hier hatten beide noch ungefaehr 10 Minuten Bedenkzeit fuer die restlichen 11 Zuege. Andreas spielt weiterhin sehr ambitioniert, nunmehr ist es an Manfred, einen Bauern zu opfern. } 30. e4 $6 Qg5 {Schwarz kann das Opfer annehmen, sollte aber erst einen Turm abtauschen.} (30... Qxe4 31. Bc4 Qd4+ 32. Qxd4 Nxd4 33. Rxe8+ Rxe8 34. Rf1 Ne6 35. Bd5 {Schwarz hat einen Bauern mehr, aber klar gewonnen ist etwas anderes.}) (30... Rxc1 31. Rxc1 Qxe4 {Schwarz steht besser.}) 31. Rcd1 Rcd8 32. Rxd8 { Hiernach hatte Manfred weniger als 5 Minuten, Andreas noch ca. 8.} Rxd8 33. Qc1 Nf4 $1 {Andreas spielt weiter auf Angriff und vermeidet Vereinfachungen.} 34. Bc4 $6 {Manfred stand zuletzt etwas unter Druck, war aber bislang auf der Hoehe des Geschehens. Ok, sein Bauernopfer war zweischneidig, aber sonst ist ihm nach dem Bauernrueckverlust kein Fehler nachzuweisen. Lc4 ist nun kritisch, aber er war in Zeitnot und den nachfolgenden Zug konnte man uebersehen. Besser war Lf1, um den nachfolgenden Zug von Schwarz mit Dc8+ zu kontern.} Rd2 $3 { Eine Roentgendeckung! Das gesamte Angriffsspiel (g4, Sf4, Td2) von Andreas beeindruckt.} 35. Bf1 $2 {Der Verlustzug in Zeitnot. Unbedingt noetig war g3, wonach Schwarz aber auch besser steht.} (35. g3 Nh3+ 36. Kh1 Qd8) 35... Rxg2+ $1 {Die Kroenung des schwarzen Angriffs.} 36. Bxg2 (36. Kh1 Rf2 37. Qc8+ Kg7 38. Qc3+ Kh7 39. Rd1 Qh5 {war auch hoffnungslos fuer Weiss.}) 36... Ne2+ 37. Rxe2 Qxc1+ {Die Stellung ist fuer Weiss verloren.} 38. Kf2 Qxa3 39. e5 Qxb4 40. Bd5 Qf4+ {Na gut, ein Doppelfehler vor der Zeitnot (Dc5+ gewann den Ld5), aber der 40. Zug musste geschafft werden. Die schwarze Stellung ist auch so klar gewonnen.} 41. Kg2 Qb4 42. Rf2 Qe7 {Manfred gab hier zurecht auf. Keine schlechte Partie auch von ihm. Natuerlich stand er nach dem Bauerngewinn am Anfang besser. Aber einen groesseren Fehler kann man ihm wie gesagt spaeter auch nicht nachweisen. Erst in Zeitnot unter Druck kam ein - zwangslaeufiger - Fehler. Der Angriff wurde von Andreas sehr stark gefuehrt. Er konzentrierte seine Figuren konsequent Richtung Koenigsfluegel und wich nicht von dieser Linie ab.} 0-1