- Deutscher Schachgipfel, Magdeburg, 2022 -
Dähnepokalfinale
18.08. - 20.08.

 
Erneuter Gipfelsturm auf den Pokal
 
Der Gipfelsturm

Schachgipfel in Magdeburg - wir waren dabei! Oder vielmehr: Sebastian. Beim jährlichen Höhepunkt des deutschen Schachs versuchte er es einmal mehr beim Deutschen Pokal. Nach wie vor ist Bast übrigens amtierender Landespokalsieger von Niedersachsen. Letztmalig fand ein Landespokal nämlich 2020 statt. Auf Deutschland-Ebene war bislang ein 3. Platz herausgesprungen, und zwar 2020. Im letzten Jahr scheiterte Sebastian im Viertelfinale. Und diesmal?

Manager und Turnierhund eingepackt ging es am Mittwoch in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt und dort ins Maritim-Hotel, wo auch gespielt wurde. Korrekte Bude, Zimmer haben vernünftige Größe. Aber halt die typischen Hotel-Probleme, so kennt die Dusche nur zwei Aggregatzustände (Eiswürfel oder Kochwasser) und die Sicherung fliegt gerne mal raus, wenn man die Klimaanlage einschaltet.
 

Maritimes Flair in Magdeburg

Das Turnier war gut besetzt: Ein Spieler mit ca. 2400, einer mit ca. 2300 und gut zehn Leute mit 2100/2200. Stark, aber da muss Sebastian keine Angst haben, etwas Losglück würde allerdings nicht schaden. Die 32 Teilnehmer spielten im K.O.-System. Wer ausschied, spielte aber weiter nach Schweizer System-Modus. Insgesamt also fünf Runden. Gespielt wurde „Fischer Es-geht-immer-noch-etwas kürzer“ mit 40 Zügen in 90 Minuten + 15 Minuten + 30 Sekunden. Bei einem Remis entschieden Blitzpartien über das Weiterkommen.

Erste Runde

Donnerstag um 10 Uhr ging es los mit der ersten Partie. Kein einfaches Los: Weiß (immerhin) gegen einen jungen Gegner (16/17) mit 2214 ELO, allerdings war seine DWZ schlechter als die von Sebastian. DWZ ist da meist ausschlaggebender: Es gibt bei der ELO eine höhere Fluktuation und es fließen dort weniger Turniere ein (im Zweifelsfall). Die Partie war eine Einbahnstraße: Nachdem im 13. Zug die Damen vom Brett verschwunden waren, hatte Schwarz bereits eine positionell mehr als bedenkliche Stellung.
 

Das ist ein Maroczy-Aufbau. Der Zug e5 hilft dabei Schwarz überhaupt nicht, der ja ganz gerne einen Igel gegen die weiße Struktur aufstellt. Schwarz leistete sich später noch einen weiteren positionellen Fehltritt:
 

Hier folgte 23. … Sxe5 24. fxe5 mit einem Hammerzentrum für Weiß. Ok, die Lage war kompliziert für Schwarz, aber er hätte c4 machen sollen, dann muss Weiß noch etwas arbeiten. Aber letztlich sollte es ihm auch dann gelingen, den Punkt zu kassieren. So gab es zumindest überhaupt keine Probleme mehr. Einzug ins Achtelfinale!

Neben der Nr. 4 der ELO-Liste (Sebastians Gegner) schieden in Runde eins auch die Nr. 3, 6, 7 und 8 aus. So hatte die Nr. 3, Theis Pahl aus Delmenhorst, Lospech - er spielte mit Schwarz gegen die Nr. 1.

Achtelfinale

Das Achtelfinale fand am Nachmittag um 16 Uhr statt. Folgende Paarungen waren ausgelost worden:

Malinowsky (1836) - Kist (1697)
Chassard (2010) - Pürckhauer (2158)
Woelk (2292) - Bosselmann (2041)
Brunke (2022) - Heinrich (2074)
Schroeder (2117) - Ehmann (2391)
Görgens (2073) - Sebastian (2161)
Wong (2155) - Nötzel (2096)
Schellmann (1929) - Uphoff (2173)

Spoiler vorweg: Alle „Favoriten“ setzten sich durch, außer bei Wong - Nötzel, allerdings hatte Schwarz hier auch schon mal eine ELO von fast 2270 gehabt. Sebastian hatte gegen seinen Gegner bereits im letztjährigen Pokal gewonnen, damals allerdings mit den weißen Steinen. Auch diese Partie sollte eine ziemliche Einbahnstraße werden, schwierig, was man daraus zeigen soll. Vielleicht diesen kleinen Ausschnitt:
 
Görgens - Sebastian

Somit Einzug ins Viertelfinale! Erfolgreicher erster Tag. Wir fanden zu fortgerückter Stunde abends auch noch ein Lokal, wo es was zu Essen gab. Nicht selbstverständlich, so drei Stunden vor Ladenschluß… Allerdings mussten wir bei unserer Rückkehr feststellen, dass es noch keine Paarungen gab - war es also Essig mit der Vorbereitung? Irgendwo im Hotel konnten wir noch einen Offiziellen auftreiben und von seinem Feierabendbierchen befreien. Man hatte wohl vergessen, die Ergebnisse etc. hochzuladen. Das wurde dann noch gemacht. Die Vorbereitungen konnten beginnen!

Viertelfinale

Hier wieder zuerst die Paarungen:

Heinrich (2074) - Malinowsky (1836)
Uphoff (2173) - Woelk (2292)
Ehmann (2391) - Pürckhauer (2158)
Nötzel (2096) - Sebastian (2161)

Kein einfaches Los: Schwarz, und der etwas jüngere Gegner hatte - wie oben gesagt - selbst einmal 2270 ELO (Sebastians Spitzenwert war 2289). Sebastian wurde in der Eröffnung etwas auf dem falschen Fuß erwischt und stand zwischendurch mal kurz verdächtig. Aber er tauschte die Damen zum richtigen Zeitpunkt (wie auch in der Runde zuvor) und steuerte auf ein haltbares Endspiel zu. Dies schauen wir uns mal an:

Nötzel - Sebastian

Remis! Vernünftiges Ergebnis. Nunmehr musste gestochen werden… Eine Nervenprobe! Zwei Blitzpartien waren zunächst zu absolvieren, Zeitmodus 3+2. Sebastian ging in Führung mit Schwarz und hatte dann auch mit Weiß eine Gewinnstellung. Im Mittelspiel klar, im Endspiel immerhin noch technisch. Aber oh weh, er achtete nicht auf seine Bedenkzeit und ließ das Blättchen fallen (Uh - wie erklärt man den Jüngeren, was ein Blättchen ist?). Ausgleich zum 1:1 jedenfalls.

Somit musste eine weitere Partie folgen, in denen der Oldenburger Schwarz hatte und diesmal mit dem Rücken zur Wand stand. Am Ende fand Weiß aber keinen Weg, und man wiederholte die Züge zu einem Remis. Noch eine Partie also! Und die gewann der Oldenburger dann verdient zum 2,5:1,5. Uff, erstmal den Schweiß vom Rücken geflext. Halbfinale am Nachmittag!

Halbfinale

Am Nachmittag also Halbfinale. Wer würde es werden? Im Lostopf tummelten sich noch die beiden Topgesetzten Spieler sowie ein 1800er-Kind. Es wurde das 1800er-Kind und sogar mit Weiß. Losglück für Sebastian? Insgesamt muss man sagen, dass es sich am Ende relativiert hat im Turnier. Schauen wir uns später nochmal an. Vermutlich war es hier das beste Los, aber ein hochgezüchteter 11- bzw. 12-jähriger mit 1800 - was sagt da die Zahl schon aus?

Aber Sebastian überspielte seinen Gegner in eindeutiger Manier:
 
Sebastian - Malinowsky

Egal. Na, das war wohl ein Start-Ziel-Sieg! Und bereits der Dritte, nur im Viertelfinale lief es anders. Nun also: Fi-na-le, oh-ho, es gibt nur ein‘ Rudi Völler… Aber lassen wir den alten Schwalbenkönig. Wichtiger war die Auslosung für das Endspiel gegen die Nr. 1 der Setzliste. Und die ergab leider die schwarzen Steine. Am Abend veröffenlichte der DSB noch das folgende kurze Interview mit den beiden Pokalfinalisten auf seinem Youtube-Kanal:

Sebastian machte hier eine gute Figur. Doch wie würde es nächsten Tag laufen?

Finale

Es würde eine komplizierte Aufgabe werden gegen den an 1 gesetzten Ehmann (2391). Ein junger, aufstrebender Spieler (wenn man seine Wertungsentwicklung betrachtet). Er bekam im Turnier auch starke Gegner zugelost, die er allesamt ohne Stechen besiegte. Zweimal machten die Gegner es ihm allerdings auch leicht: Grober Qualitätseinsteller im Viertelfinale nach 14 Zügen und sofort widerlegtes Figurenopfer im Halbfinale nach 13 Zügen.

Aber der Mann war stark, und das zeigte sich auch in der Partie. Immer war Weiß etwas mehr am Drücker, Sebastian lag auch auf der Uhr immer etwas zurück. Vielleicht hat Weiß hier und da etwas ausgelassen, aber letztlich ein verdienter Punkt für Weiß. Hier die entscheidende Phase dieser dramatischen Partie:

Ehmann - Sebastian

Tja, „nur“ Platz 2 am Ende. The winner takes it all: Der Turniersieger darf nächstes Jahr an der DEM teilnehmen und durfte bei der abendlichen Siegerehrungs-Gala auf die Bühne. Letztes Mal wurden auch die Treppchenplatzierten aufgerufen, darauf wurde heuer verzichtet. Dafür durfte aber sogar der 7. der G-Gruppe der Amateurmeisterschaft hoch (kein Scherz!). Die Pokalmeisterschaft wird leider etwas stiefmütterlich behandelt.

Fazit

Am Ende ist es natürlich immer enttäuschend, wenn man in einem Finale steht, und es dann verliert. Aber dennoch war das Turnier ein Erfolg mit einem Wertungszuwachs von etwa 20 Punkten. Drei Gegner wurden klar überspielt, zwei Partien waren wilder, einmal mit gutem und einmal mit schlechtem Ende. Mit dem Losglück ist es auch immer so eine Sache. Im Halbfinale kann man davon sprechen. Aber es war sicher kein Glück, gleich zum Auftakt gegen 2200 zu spielen. Und sicher auch kein Glück, mehrheitlich Schwarz gehabt zu haben. Also normale Lose, kann man sagen .

Ein spannendes Pokalabenteuer einmal mehr!

Hier noch wie immer der Link zur offiziellen Seite: Link

frank modder, 24.08.2022
 

Immer alles harte Arbeit!