- Mannschaftsmeisterschaften 2011/2012 -
 

Weißer Turm Rastede - Königsspringer Emden 3:5
- Holthusen wieder am Brett -
 
Am Sonntag waren erstmalig seit fast einem Jahr drei (ehemalige) Holthuser in einem einzigen Mannschaftskampf vertreten: Edwin Lehmann und Martin Klinkenborg, die nunmehr beide für die Emder Königsspringer spielen, traten in Rastede beim Weißen Turm an, bei welchem ich selber aktiv bin. Es war ein Kampf der 5. Runde der Verbandsliga. Dieses Wiedersehen hatte schon etwas leicht Nostalgisches und ist Grund genug, einen Bericht vom Kampf zu bringen.

Die Emder mussten in der vergangenen Saison den Abstieg aus der Landesliga verschmerzen, während Rastede als Tabellenvierter sehr solide abschloss. In der laufenden Saison zeichnet sich wohl ab, daß Emden keine Ambitionen auf den Wiederaufstieg mehr hat, während Rastede etwas unter seinen Möglichkeiten blieb und noch das ein- oder andere Pünktchen für den Klassenerhalt benötigt.

Die Holthuser haben sich bis dato in der Saison bestenfalls sehr normal verkauft, lediglich Edwin konnte in den beiden ersten Runden zwei Glanzlichter setzen. Dann allerdings folgten bei ihm eine Niederlage und ein Remis, also 2,5/4. Martin wartete noch auf seinen ersten Sieg, bei ihm standen drei Remis und eine Niederlage zu Buche, bei dieser jedoch hatte er eine klare Gewinnstellung auf dem Brett gehabt. 1,5/4. Ich selber stand genau dazwischen: 2,0/4. Zwei hart erkämpfte Unentschieden, ein Sieg und eine (unnötige) Auftaktniederlage kamen zusammen. Dabei fällt mir ein: Sind Niederlagen nicht eigentlich immer unnötig!?

Nun denn, die Holthuser rüsteten zum Wettkampf in Rastede! Hierbei konnten beide Mannschaften auf die ersten acht Spieler ihrer jeweiligen Meldeliste zurückgreifen. Ein hartes Gefecht kündigte sich an, wobei ein Duell auf Augenhöhe zu erwarten war: Beide Teams hatten einen fast identischen DWZ-Schnitt von etwas über 1930.

Durch die vollzähligen Aufstellungen wurde auch ein direktes Duell zwischen zwei Holthusern vermieden: Edwin und Martin saßen an Brett 4 resp. 5 bei den Emdern, während ich an 6 bei Rastede Platz nahm.

Die Emder gingen recht schnell in Führung, nachdem ihr Mann an Brett 3 einen brutalen Mattangriff vom Stapel gelassen hatte. Nichts änderte sich an der Emder Führung durch das Ergebnis an Brett 8 – ein Remis. Für Rastede am Brett war hier ein weiterer, in Holthusen nicht unbekannter Mann: Heiko Weerda, welcher vor acht Jahren den Holthuser Rheiderland-Pokal gewinnen konnte.

Ein hartes, taktisches Gefecht war am Spitzenbrett zu sehen. Ein anarchisches Knüppelduell, in welchem der Rasteder den letzten Keulenschlag landen konnte. Ausgleich! Aber Emden ging wieder in Führung, sie holten sich den Sieg an Brett 7. Somit – quasi zur Halbzeit – 1,5:2,5 aus Sicht der Rasteder.

Nunmehr kam die entscheidende Phase – und die Holthuser ins Spiel: Ich hätte gerne den Ausgleich für Rastede hergestellt, aber ich rechnete leider eine Einschlagmöglichkeit nicht sauber durch und verzichtete zu Unrecht darauf. Dabei hatte ich seit Jahren endlich mal wieder 0-0-0 gespielt. Martin hatte zuletzt kritisiert: „Man sieht Dich nie lang rochieren.“ Diesmal aber sollte es soweit sein und ich freute mich schon auf eine scharfe Partie mit Bauernwalze am anderen Flügel. Und was macht der Gegner? 0-0-0… Nachdem ich o.g. Einschlag verpasste, stand ich eher etwas schlechter, aber befreite mich dann nach und nach. Am Ende war die Stellung komplett abgeriegelt und ich musste in ein Remis einwilligen. 

Nunmehr gewannen die Emder eine weitere Partie an Brett 2 und gingen wohl vorentscheidend mit 2:4 in Führung. Und es war dann Martin, der es für Emden auf der Pfanne hatte, den Mannschaftssieg zu holen. Wie man es bei ihm kennt, hatte er mit starker Zeitnot zu kämpfen, schien allerdings etwas mehr vom Spiel zu haben und startete mit Dame und Läufer einen Mattangriff via die geschwächten weißen Felder am Königsflügel. Unser Mann aus Rastede verteidigte hart, aber das Ende kam, als Martin gleichzeitig auf drei verschiedene Arten Matt drohte, wovon nur zwei unmittelbar zu parieren waren. 2:5. Schön für Martin, aber natürlich bitter für Rastede und mich.

Somit blieb noch eine Partie, die letzte. Wer sollte die wohl spielen? Ja, natürlich! Wie in guten alten Zeiten… Und Martin hatte nichts aus der Vergangenheit gelernt und mit Edwin eine Fahrgemeinschaft gebildet –  somit durfte er als einziger Emder noch eine Stunde im Spiellokal abschimmeln! ? Okay, also zur Partie: Von Tarrasch wissen wir, daß die Götter vor das Endspiel das Mittelspiel gesetzt haben. Allerdings – und das hat der alte Dogmatiker übersehen – nicht immer notwendigerweise. Hier ging es direkt von der Eröffnung ins Endspiel, als ich noch überlegte, ob ich 1. d4 oder e4 spielen sollte.

Edwin hatte ein Doppelläuferendspiel mit noch jeweils vier Bauern auf dem Brett. Mein Rasteder Mannschaftskollege hatte jedoch einen Freibauern und konnte mit dem König eindringen. Edwin musste einen seiner Läufer geben, dabei konnte er insgesamt drei gegnerische Bauern rasieren – den vierten allerdings nicht mehr. Der Rasteder knetete die Partie in Edwins ureigener Manier zum vollen Punkt. 3:5.

Rastede hielt die Niederlage in Grenzen, aber die Punkte waren natürlich trotzdem weg. Hier muß jetzt nochmal in den letzten vier Runden nachgepunktet werden. Die Emder können noch um Platz 2 mitspielen, mehr ist wohl nicht drin. Bedeutet: Sehr wahrscheinlich kommt es in der nächsten Saison zum Rückspiel in Emden.

Ja, es war schon ein netter Kampf. Und sicherlich etwas merkwürdig, sich nach all den Jahren auf verschiedenen Seiten sitzend schachlich wiederzufinden.

- Matchstatistik -
 

After Show