Der Abstiegsthriller
ist geschlagen. Und was für ein Thriller es wurde. Nach 7 Stunden
Kampf gegen den Mitabstiegskandidaten aus Quakenbrück reichte es nur
zu einem 4:4. Dies dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
nicht reichen, da in der letzten Runde noch das starke Rastede wartet.
Eigentlich hatte das
Wochenende so gut begonnen: Bremen holt die Deutsche Fußballmeisterschaft
und jagt die Bayern aus ihrem eigenen Stadion. Holthusen wollte natürlich
ähnlich erfolgreich abschneiden, auch wenn wir zwei Ausfälle
zu verzeichnen hatten: Heiko Lewin und Klaus-Dieter Smidt waren nicht verfügbar.
Jedoch bewährten sich die beiden Ersatzleute Andreas Slopinski und
Enno Maruszczak hervorragend. So konnte Andreas an Brett 7 gleich mal ein
Remis beisteuern. Mit Schwarz erreichte er Ausgleich und tauschte in ein
Schwerfigurenendspiel ab, die Bauern standen symmetrisch und man einigte
sich auf Remis. 0,5:0,5.
Leider musste ich an
Brett 3 die Waffen strecken. Die Eröffnung war eigentlich ganz o.k.,
mein Gegner, der lang rochiert hatte, bekam dann allerdings die offene
h-Linie und konnte Druck auf meinen im Zentrum verbliebenen König
machen. Nach einiger Verteidigungsarbeit schlug es letztlich doch ein.
0,5:1,5. Dann aber hieß es zum ersten Mal „Tor in München“!
Enno Maruszczak gewann seine Partie an Brett 8. Enno hatte bereits einen
Mehrbauern eingefahren und ein hoffnungsvolles Endspiel auf dem Brett.
In hoher Zeitnot versuchte sein Gegner sich durch Damentausch zu entlasten,
verlor danach aber dank einer Springergabel einen Läufer und gab auf.
1,5:1,5.
Zu diesem Zeitpunkt
versprach die Lage an den anderen Brettern einen harten Kampf. Nach der
ersten Zeitkontrolle wurde noch an fünf Brettern gespielt. Am Spitzenbrett
kämpfte Edwin Lehmann in einem einfachen Turmendspiel mit Minusbauer
verzweifelt ums Remis. Brett 2 mit Martin Klinkenborg stand eigentlich
immer mindestens Remis, hier wurde recht früh viel getauscht und die
Stellung war recht einfach.
An den Brettern 4 und
5 standen wir gut. Frank Hildebrecht (4) hatte beträchtlichen Druck
am Damenflügel aufgebaut und klare positionelle Vorteile. Manfred
Gosseling (5) übersah zwar vermutlich in der Eröffnung einen
Figurengewinn, hatte dafür aber einen Mehrbauern und Angriff. Er tauschte
unter weiterem Bauerngewinn in ein einfaches Turmendspiel und gewann dieses
klar. 2,5:1,5. Stephan Slopinski last not least an Brett 6 stand im Mittelspiel
besser, er hatte Druck im Zentrum aufgebaut. Irgendwo verlor er aber einen
Bauern und im sich ergebenden einfachen Turmendspiel kämpfte er -
analog Edwin - ums Remis.
Die große Frage
war nun zunächst, was Martin machen sollte. Er hatte in einem einfachen
Turmendspiel eine mögliche Zugwiederholung, ein Remis könnte
aber eventuell nicht reichen. Nach langem Ringen mit sich selbst spielte
Martin dann doch weiter. Als sich kurz darauf aber Remis am Spitzenbrett
abzeichnete, nutzte Martin die nächste Gelegenheit, um Remis zu machen.
3:2.
Und auch Edwin schaffte
dann sein Remis nach einem wirklich tollen Kampf. Sein Gegner verblieb
lediglich mit noch einem Bauern, mit oder ohne Türme war die Stellung
Remis. 3,5:2,5. Und es kam sogar noch besser. Einen ebenso tollen Fight
lieferte auch Stephan. Der gegnerische König tat sich schwer bei der
Entscheidung, an welchem Flügel er spielen solle, und es wurden Züge
wiederholt, Stephan konnte letztlich auf dreimalige Stellungswiederholung
reklamieren, was die anschließende Prüfung bestätigte.
4:3.
Das Drama vollzog sich
dann bei Frank. Lange Zeit war es hier wie gesagt Spiel auf ein Tor. Frank
tauschte in ein Endspiel und hatte einen Freibauern. Hier agierte unser
Mann wohl nicht energisch genug und verpasste den Sieg. Es wurde peu a
peu abgetauscht und letztlich verblieb ein einfaches Turmendspiel. Der
Quakenbrücker gab seinen Turm - gezwungenermaßen - gegen Franks
Freibauer. Danach kämpfte Franks Turm gegen zwei verbundene Freibauern
des Gegners, die aber noch nicht allzuweit vorne standen.
Nach hartem Kampf konnte
sich aber ein Bauer zur Dame durchkämpfen, der andere ging verloren.
Das Endspiel Turm gegen Dame war noch recht spannend, zumal die Zeit zu
Ende ging. Die zweite Zeitkontrolle war lange vorbei, beide hatten noch
wenige Minuten. Frank versuchte noch einen Patt-Trick, kurz darauf griff
er fehl und nach fast 7 Stunden gewann sein Gegner Turm und Partie. 4:4.
Unabhängig mal
vom Endergebnis: Was für ein Kampf! Unter dem Strich geht dieses 4:4
wahrscheinlich sogar in Ordnung, auch wenn es für uns nicht reicht.
Sollten wir aber tatsächlich absteigen, wonach es nun aussieht, muß
man nüchtern feststellen, daß dies zurecht geschieht. Wir haben
gerade an den ersten vier Brettern nicht an die Leistungen aus den letzten
beiden Jahren anknüpfen können. Unsere vier Topleute haben bisher
von 34 Partien gerade mal zwei gewonnen...
Ach ja: Eventuell werden
packende Thriller dieser Art wohl bald der Vergangenheit angehören.
Auf der Bezirksversammlung steht in der nächsten Woche der Vorschlag
zur Abstimmung, die Bedenkzeit in den Mannschaftskämpfen zu reduzieren,
und zwar auf 2/40 + 30 min. Die Begründung: Diese Regelung soll für
mehr Spannung sorgen! Nach der letztjährigen Verkürzung der Bedenkzeit
um insgesamt eine Stunde war eigentlich klar, daß bald der nächste
Vorstoß kommen würde. Aber möglicherweise gibt es noch
andere Möglichkeiten, mehr Schwung in die Sache zu bringen. So könnte
man z.B. bei 4:4 nochmal acht Blitzpartien spielen, um einen Gewinner zu
bekommen. Irgendwas wird uns schon noch einfallen, um das Niveau der Partien
weiter zu drücken.
Was bleibt noch zu
sagen? In zwei Wochen steht die letzte Runde an. Und wer weiß, vielleicht
gibt es ja tatsächlich das „Wunder von Rastede“? Oder um die Fußballanalogien
abzuschließen: „Aus dem Hintergrund müßte Rahn ziehen...!“
Tja, das Brett ist eckig...
- Matchstatistik
(folgt) -
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