- Mannschaftsmeisterschaften 2003/2004 -
 

Turm Holthusen - SF Quakenbrück 4:4
- Epische Schlacht bleibt ohne Verlierer -
 
Der Abstiegsthriller ist geschlagen. Und was für ein Thriller es wurde. Nach 7 Stunden Kampf gegen den Mitabstiegskandidaten aus Quakenbrück reichte es nur zu einem 4:4. Dies dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht reichen, da in der letzten Runde noch das starke Rastede wartet.

Eigentlich hatte das Wochenende so gut begonnen: Bremen holt die Deutsche Fußballmeisterschaft und jagt die Bayern aus ihrem eigenen Stadion. Holthusen wollte natürlich ähnlich erfolgreich abschneiden, auch wenn wir zwei Ausfälle zu verzeichnen hatten: Heiko Lewin und Klaus-Dieter Smidt waren nicht verfügbar. Jedoch bewährten sich die beiden Ersatzleute Andreas Slopinski und Enno Maruszczak hervorragend. So konnte Andreas an Brett 7 gleich mal ein Remis beisteuern. Mit Schwarz erreichte er Ausgleich und tauschte in ein Schwerfigurenendspiel ab, die Bauern standen symmetrisch und man einigte sich auf Remis. 0,5:0,5.

Leider musste ich an Brett 3 die Waffen strecken. Die Eröffnung war eigentlich ganz o.k., mein Gegner, der lang rochiert hatte, bekam dann allerdings die offene h-Linie und konnte Druck auf meinen im Zentrum verbliebenen König machen. Nach einiger Verteidigungsarbeit schlug es letztlich doch ein. 0,5:1,5. Dann aber hieß es zum ersten Mal „Tor in München“! Enno Maruszczak gewann seine Partie an Brett 8. Enno hatte bereits einen Mehrbauern eingefahren und ein hoffnungsvolles Endspiel auf dem Brett. In hoher Zeitnot versuchte sein Gegner sich durch Damentausch zu entlasten, verlor danach aber dank einer Springergabel einen Läufer und gab auf. 1,5:1,5.

Zu diesem Zeitpunkt versprach die Lage an den anderen Brettern einen harten Kampf. Nach der ersten Zeitkontrolle wurde noch an fünf Brettern gespielt. Am Spitzenbrett kämpfte Edwin Lehmann in einem einfachen Turmendspiel mit Minusbauer verzweifelt ums Remis. Brett 2 mit Martin Klinkenborg stand eigentlich immer mindestens Remis, hier wurde recht früh viel getauscht und die Stellung war recht einfach. 

An den Brettern 4 und 5 standen wir gut. Frank Hildebrecht (4) hatte beträchtlichen Druck am Damenflügel aufgebaut und klare positionelle Vorteile. Manfred Gosseling (5) übersah zwar vermutlich in der Eröffnung einen Figurengewinn, hatte dafür aber einen Mehrbauern und Angriff. Er tauschte unter weiterem Bauerngewinn in ein einfaches Turmendspiel und gewann dieses klar. 2,5:1,5. Stephan Slopinski last not least an Brett 6 stand im Mittelspiel besser, er hatte Druck im Zentrum aufgebaut. Irgendwo verlor er aber einen Bauern und im sich ergebenden einfachen Turmendspiel kämpfte er - analog Edwin - ums Remis.

Die große Frage war nun zunächst, was Martin machen sollte. Er hatte in einem einfachen Turmendspiel eine mögliche Zugwiederholung, ein Remis könnte aber eventuell nicht reichen. Nach langem Ringen mit sich selbst spielte Martin dann doch weiter. Als sich kurz darauf aber Remis am Spitzenbrett abzeichnete, nutzte Martin die nächste Gelegenheit, um Remis zu machen. 3:2.

Und auch Edwin schaffte dann sein Remis nach einem wirklich tollen Kampf. Sein Gegner verblieb lediglich mit noch einem Bauern, mit oder ohne Türme war die Stellung Remis. 3,5:2,5. Und es kam sogar noch besser. Einen ebenso tollen Fight lieferte auch Stephan. Der gegnerische König tat sich schwer bei der Entscheidung, an welchem Flügel er spielen solle, und es wurden Züge wiederholt, Stephan konnte letztlich auf dreimalige Stellungswiederholung reklamieren, was die anschließende Prüfung bestätigte. 4:3.

Das Drama vollzog sich dann bei Frank. Lange Zeit war es hier wie gesagt Spiel auf ein Tor. Frank tauschte in ein Endspiel und hatte einen Freibauern. Hier agierte unser Mann wohl nicht energisch genug und verpasste den Sieg. Es wurde peu a peu abgetauscht und letztlich verblieb ein einfaches Turmendspiel. Der Quakenbrücker gab seinen Turm - gezwungenermaßen - gegen Franks Freibauer. Danach kämpfte Franks Turm gegen zwei verbundene Freibauern des Gegners, die aber noch nicht allzuweit vorne standen.

Nach hartem Kampf konnte sich aber ein Bauer zur Dame durchkämpfen, der andere ging verloren. Das Endspiel Turm gegen Dame war noch recht spannend, zumal die Zeit zu Ende ging. Die zweite Zeitkontrolle war lange vorbei, beide hatten noch wenige Minuten. Frank versuchte noch einen Patt-Trick, kurz darauf griff er fehl und nach fast 7 Stunden gewann sein Gegner Turm und Partie. 4:4.

Unabhängig mal vom Endergebnis: Was für ein Kampf! Unter dem Strich geht dieses 4:4 wahrscheinlich sogar in Ordnung, auch wenn es für uns nicht reicht. Sollten wir aber tatsächlich absteigen, wonach es nun aussieht, muß man nüchtern feststellen, daß dies zurecht geschieht. Wir haben gerade an den ersten vier Brettern nicht an die Leistungen aus den letzten beiden Jahren anknüpfen können. Unsere vier Topleute haben bisher von 34 Partien gerade mal zwei gewonnen...

Ach ja: Eventuell werden packende Thriller dieser Art wohl bald der Vergangenheit angehören. Auf der Bezirksversammlung steht in der nächsten Woche der Vorschlag zur Abstimmung, die Bedenkzeit in den Mannschaftskämpfen zu reduzieren, und zwar auf 2/40 + 30 min. Die Begründung: Diese Regelung soll für mehr Spannung sorgen! Nach der letztjährigen Verkürzung der Bedenkzeit um insgesamt eine Stunde war eigentlich klar, daß bald der nächste Vorstoß kommen würde. Aber möglicherweise gibt es noch andere Möglichkeiten, mehr Schwung in die Sache zu bringen. So könnte man z.B. bei 4:4 nochmal acht Blitzpartien spielen, um einen Gewinner zu bekommen. Irgendwas wird uns schon noch einfallen, um das Niveau der Partien weiter zu drücken.

Was bleibt noch zu sagen? In zwei Wochen steht die letzte Runde an. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja tatsächlich das „Wunder von Rastede“? Oder um die Fußballanalogien abzuschließen: „Aus dem Hintergrund müßte Rahn ziehen...!“ Tja, das Brett ist eckig...

- Matchstatistik (folgt) -