- Mannschaftsmeisterschaften 2003/2004 -
 

SC WT Rastede - Turm Holthusen 4,5:3,5
- The boys coming home from the war  -
 
Mit ein wenig Verspätung hier der Bericht vom vorerst letzten Gastspiel des SC Turm Holthusen in der Bezirksliga. Die Verspätung ist aber mitnichten der übermäßigen Trauer über den nun besiegelten Abstieg zuzuschreiben. Dummerweise habe ich versucht, von EWE-Tel + ISDN auf T-Online + DSL umzustellen. Normalerweise kein Problem, aber die Kombination Microsoft (Windows) und T-Online ist eigentlich immer mal für einen kleinen Systemabsturz gut. Aber nun kann ich endlich sagen „et löpt“.

Zum Spiel: In der letzten Runde trafen wir auf den Verbandsligaabsteiger Rastede. Ein Sieg hätte uns nochmal aus den Abstiegsrängen bringen können, wenn gleichzeitig der ein oder andere Mitkonkurrent hätte Federn gelassen. Wie aber schon in den letzten beiden Runden lief diesmal alles gegen uns, sämtliche für uns wichtige Wettkämpfe zeitigten das jeweils schlechtmöglichste Ergebnis. Zum Glück war dies letztlich egal, da wir - allerdings nach gutem Kampf - gegen Rastede knapp mit 3,5:4,5 unterlagen.

Holthusen trat leicht ersatzgeschwächt an. So waren die Ausfälle von Frank Hildebrecht und Klaus-Dieter Smidt zu verkraften. Dennoch entwickelte sich gegen den klaren Favoriten, für den es in diesem Spiel um nichts mehr ging, eine offene Feldschlacht. Die erste Partie war nach ca. 3 Stunden Spielzeit beendet. Es handelte sich um mein Spiel an Brett 3. Es entwickelte sich eine positionelle Partie, die auf den ersten Blick recht unspektakulär verlief. Am Spannendsten waren die Varianten, die nicht aufs Brett kamen. Eine leichte Initiative konnte ich mir bis zum Schluß bewahren, mit Weiß auch normal, und schaffte einen Freibauern am Damenflügel. In dem Schwerfigurenendspiel hielt mein Gegner aber mühelos Remis. 0,5:0,5.

Fast zeitgleich ging allerdings das Brett 6 verloren. Heiko Lewin baute eine Art Igel auf und schien auch zeitweise recht gut zu stehen, so hatte er z.B. das Läuferpaar. Aber sein Gegner kam zu Gegenspiel und Heiko geriet schließlich auch noch in schlimme Zeitnot. Dort unterlief ihm ein Fehler, und er verlor eine Qualität. Die Partie war nicht mehr zu retten. 0,5:1,5.

Ein weiteres Remis holte der wahrscheinlich „wertvollste Ersatzspieler der Liga“: Enno Maruszczak an Brett 8. Ausgangs der Eröffnung schien Enno sogar besser zu stehen, er gewann auch einen Bauern. Sein Gegner bekam aber nach einigem Abtausch die offene h-Linie, die er mit beiden Türmen besetzen konnte. Enno musste zur Verteidigung einen Springer abstellen, der fortan gebunden war. Beide Seiten kamen nicht weiter und nachdem der Gastspieler zunächst noch Remis abgelehnt hatte, bot er kurz darauf selber an. 1:2.

Dann fiel der Ausgleichstreffer. Edwin Lehmann am Spitzenbrett gewann in einer Stellung mit Endspielcharakter einen Bauern, was sein Gegner wohl übersehen hatte. Bis dato hatte Edwin aber auf jeden Fall die Initiative. Das anschließende Endspiel ließ sich Edwin nicht mehr nehmen. 2:2. Holthusen biß nochmal, die anderen Bretter ließen auf einen knappen Ausgang schließen.

Eine Kampfpartie war an Brett 4 zu sehen. Der Gegner von Manfred Gosseling schien zunächst ein wenig Raum am Damenflügel zu gewinnen. Manfred suchte sein Spiel auf dem Königsflügel, als sein Gegner dort plötzlich ebenfalls aktiv wurde mit f4, g4 und h4... Manfred zeigte sich in guter Spiellaune und spielte ideenreich, so bot er u.a. ein Turmopfer an. Sein Gegner entlarvte aber alles und nach einigem Tausch war ein totremises Endspiel mit verschachtelten Bauern erreicht. 2,5:2,5.

Die entscheidenden Partie, oder zumindest eine sehr wichtige, ging dann leider an Brett 5 verloren. Stephan Slopinski hatte als Weißer ausnahmsweise mal gegen Skandinavisch zu spielen. Sein Gegner kam zwar recht gut aus der Eröffnung, doch nach und nach konnte Stephan unter Abtausch wieder ein wenig die Initiative übernehmen. Im Endspiel Turm+Springer schien er zumindest optisch besser zu stehen. In schwerer Zeitnot verlor er dann leider eine Qualität. Kurzfristig bekam er sogar noch zwei Bauern zurück, der gegnerische Turm konnte aber einsammeln und opferte sich dann gegen den Springer zurück in ein gewonnenes Bauernendspiel. 2,5:3,5. 

Holthusen schlug noch ein letztes Mal zurück. Martin Klinkenborg, Brett 2, ließ es nochmal krachen. In der Eröffnung hatte er zwar daneben gegriffen und einen Bauern opfern müssen, wonach sein König auch noch unter starken Beschuß geriet. Martin wehrte aber alles ab und zwang den Gegner schließlich zum ein oder anderen Tausch. Das Endspiel spielte Martin dann genauer. Man kennt das: Hat man lange Zeit gut gestanden, ist es aus psychologischen Gründen oft schwierig, innerlich rechtzeitig von Angriff auf Verteidigung umzuschalten. Unser Mann schaffte nach einigem positionellen lavieren, auch dank seiner sehr gut stehenden Leichtfiguren, zwei verbundene Freibauern und fuhr den Punkt ein. 3,5:3,5.

Allerdings hielt sich die Spannung mittlerweile in Grenzen, da die verbliebene Partie von Andreas Slopinski an Brett 7 seit einiger Zeit auf Verlust stand. Die Eröffnung hatte Andreas noch recht gut gespielt und im Mittelspiel schien er sogar deutlich aktiver zu stehen. Leider ließ Andreas in der Mittelspielphase sehr viel Zeit liegen, die ihm am Ende fehlte. Er übersah in schlimmer Zeitnot einen taktischen Schlag im Zentrum und hatte letztlich ein Schwerfigurenendspiel mit Minusbauer und schlechter Stellung. Dies war nicht mehr zu halten, trotz guten und langen Kampfes. 3,5:4,5.

Das war’s also. Nach fünf Spielzeiten verabschiedet sich Holthusen zurück in die Bezirksklasse. Zurückblickend waren es fünf gute Jahre, auch wenn am Ende manchmal das Glück ein wenig fehlte. Der Abstieg in diesem Jahr geschieht wohl zurecht, wir haben vor allem an den vorderen Brettern nicht an die Leistungen der letzten Jahre anknüpfen können. Allerdings haben sich die gegnerischen Teams auch enorm verstärkt. Ironischerweise, wenn man so will, hat die Holthuser Spitze nur jetzt gegen Rastede ihre Topform erreicht und holte vorne 3:1. Und ausgerechnet da verliert die sichere Bank hinten! Aber wie gesagt, hätte ja alles nichts genützt. Rastede war vielleicht - neben dem Lohnespiel - unsere kämperisch beste Saisonleistung.

Nun wird man sehen, ob im nächsten Jahr der sofortige Wiederaufstieg in die Bezirksliga gelingen wird. Es werden dort weniger Mannschaften spielen, außerdem werden wir unter der neuen, schwachsinnigen Bedenkzeitregelung (2/40+30) zu leiden haben. Der Glücksfaktor spielt also eine größere Rolle als bisher. Und mal sehen, welche Neuerungen noch getroffen werden. Vielleicht wird ja statt Turnierschach Tandem-Blitz gespielt.

Also, ma guck’n. Hinweis noch an alle Mitglieder: Nicht vergessen, nächste Woche ist die traditionelle Saisonabschlußparty. Treffen am Samstag kurz vor 18 Uhr auf der Bowlingbahn Leer, anschließend ab 20 Uhr Essen im Restaurant Syrtaki. Irgendeinen Grund zum Feiern werden wir schon noch finden. Wer also mal sehen will, wie Schachspieler so feiern, sollte am Pfingstsamstag nach Leer kommen... :-)

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