- Mannschaftsmeisterschaften 2004/2005 -
 

Kspr. Emden II - Turm Holthusen 3,5:4,5
- Holthusen dreht nach 0:2- und 2:3-Rückstand den Kampf noch um -
 
Zwei Punkte wurden eingefahren. Dies ist wohl das wichtigste Fazit der Auftaktrunde der Bezirksklassensaison für Turm Holthusen. Denn der Kampf gegen Emden II war durchsetzt von vielen groben Fehlern, hier standen sich die Teams gegenseitig in nichts nach. Die Favoritenrolle für den Absteiger aus Holthusen erwies sich gegen die im Schnitt um über 200 DWZ-Punkte schwächeren Emder als Bürde. Trotz Bestbesetzung lagen wir schnell zurück, und lange Zeit war ein Sieg nicht mehr zu sehen. Wir bewahrten aber kühlen Kopf, und mit ein klein wenig Glück drehten wir den Kampf.

Zum Wettkampf: Klaus-Dieter Smidt an Brett 8 schien gut aus der Eröffnung gekommen zu sein. Mit Schwarz hatte Klaus eine Struktur, die der Aufstellung von Weiß im Colle-System ähnelt. Unser Mann formierte die Kräfte am Königsflügel und mit einem Springeropfer auf h3 brach er mit Schmackes in die gegnerische Königsstellung ein. Ein Läuferopfer auf demselben Felde hätte vermutlich noch mehr gebracht, so jedenfalls konnte der Emder irgendwo Ausgleich behalten. In diesem Angriffswirbel übersah Klaus völlig eine gegnersiche einzügige Mattdrohung und hatte urplötzlich verloren. 0:1.

War dieses schon schlimm genug, so kam es nun knüppeldick. Frank Hildebrecht hatte an Brett 4 zu früh mit Schwarz einen Angriff auf den lang rochierten weißen König eingeleitet. Hierbei verlor er Material. Kurz darauf übersah auch er eine einzügige Mattdrohung, aber hier war die Stellung ohnehin kaputt, weiterer Holzverlust war nicht zu vermeiden. So stand es nach relativ kurzer Spielzeit bereits 0:2. Unglaube allenthalben ob dieses Zwischenstandes.

Doch der Bock meckerte dann auch mal auf der anderen Seite. Mein Gegner an Brett 3 hatte sich mit Schwarz ganz gut aufgebaut, auch nach meiner Öffnung im Zentrum stand er mindestens gleich. Dann öffnete er aber seine Königsstellung mit f5 und g5. Dies schien mir etwas zu optimistisch, dennoch wäre diese Schwächung sicherlich nicht leicht nachzuweisen gewesen. Der Emder übersah dann allerdings, daß ein Turm von ihm hing, den ich dann einfach nehmen konnte. Er machte noch ein paar Züge, gab aber nach einem weiteren Figurenverlust auf. 1:2. Wenigstens der Anschluß, puh, erstmal durchgeatmet.

Gehen wir zum Spitzenbrett: Positionelles Schach war von Edwin Lehmann heute zu sehen. Sein Gegner spielte gut mit und stand zwischendurch sicherlich nicht schlechter. Edwin musste angesichts des Spielstandes etwas riskieren. Dies wurde belohnt mit dem Gewinn einer Leichtfigur, wonach allerdings der Emder lt. Edwin gefährlich mit seiner Dame in Edwins Stellung hätte eindringen können. Dies tat er allerdings nicht mehr, sondern gab auf. Unser Mann meinte aber, daß er den Gegenangriff wohl ausgehalten hätte. 2:2. Der Ausgleich war geschafft. Nun sollte es wohl besser laufen? Nicht ganz. Der nächste Rückschlag lauerte schon.

An Brett 7 hatte Heiko Lewin in einem Damenbauernspiel ausgangs der Eröffnung die Weichen auf Angriff gestellt und belagerte die schwarze Königsstellung mit zwei Schwerfiguren auf der h-Linie, außerdem drückte er mit den e- und f-Bauern auf die Feste des schwarzen Monarchen. Die Stellung schien sehr hoffnungsvoll, allerdings kam Heiko nun zusehends in Zeitnot. Hier passierte bei der Abwicklung irgendwo ein Fehler, und die Stellung wurde immer schwerer zu spielen. Heiko hatte in einem Damenendspiel zwei verbundene Freibauern auf der sechsten Reihe, außerdem stand der schwarze König mitten auf dem Spielfeld. Dafür hatte aber der Emder noch einen Turm. Hier überschritt Heiko die Zeit. 2:3.

Nun brauchten wir also aus den letzten drei Partien noch 2,5 Punkte, um den Wettkampf zu gewinnen. Dies schien angesichts der Stellungen zwar nicht unmöglich, aber zwei Bretter waren noch recht kritisch. Eines davon war die Partie von Manfred Gosseling an Brett 5. Hier gab es einen offenen Schlagabtausch. Manfred versuchte Operationen am Königsflügel, geriet dann aber auf der Damenflanke zunehmend in die Defensive. Beide Seiten kamen noch ein wenig in Zeitnot. Hier meinte es der Emder Spieler dann aber sehr gut mit uns, denn er stellte einzügig die Dame ein. Ein wenig Angriff hatte er noch, also spielte er weiter. Manfred verteidigte sich korrekt, kurz darauf war die Zeitnot vorbei. Manfred war sich aber wohl nicht sicher, und machte schnell noch einen weiteren Zug. Auf den ersten Blick sah dies wie ein Dameneinsteller von ihm aus. Wir stöhnten auf. Doch der Emder hätte wohl lediglich Dame gegen Turm gewinnen können. Vielleicht war sogar gar keine andere Verteidigung für unseren Mann möglich. Der Gegner verschmähte aber den Turm und opferte seinerseits einen weiteren, wonach Manfred mit einem Mattangriff durchkam. 3:3. Dramatik pur. Fast mochte man nicht mehr hinsehen.

Wir sprachen von zwei kritischen Brettern. Das andere Brett war das von Martin Klinkenborg (2). Die Stellung war unklar. Nur ein Brett stand besser: Stephan Slopinski an 6. Sein Gegner hatte mit Weiß eine symmetrische Eröffnung gewählt, und es war für Stephan lange Zeit schwierig, etwas verwertbares vorzuweisen. Allerdings schwächte sich der Emder etwas in der Bauernstruktur am Königsflügel. Stephan tat also das einzig Richtige und tauschte peu a peu in ein einfaches Springerendspiel ab. In diesem komplizierten Endspiel hatte unser Mann die bessere Technik und gewann zwei Bauern am Damenflügel. Dennoch blieb es schwierig, der Emder gewann dort einen Bauern zurück, mußte sich aber um einen weiteren Bauern auf dieser Brettseite kümmern. Stephans Pferd entdeckte dann auch am Königsflügel seine gefräßige Ader, was für Weiß endgültig entmutigend war. Er gab auf. Wir waren also erstmals in Führung. 4:3. Ein Big-Point, von Stephan kühl nach Hause gespielt. Ein Happy End schien wieder möglich.

Kommen wir zur letzten Partie von Martin Klinkenborg. Sein Gegner wählte mit Weiß einen eher ruhigen Aufbau und Martin ergriff dann selber die Initiative. In dem Angriff gewann Martin zwar zwei Figuren gegen Turm und Bauer, der Emder kam aber ins Endspiel und hatte auch einen gedeckten Freibauern. Martin hatte also zwei Springer und Turm gegen zwei Türme und Bauer. Die Rappen führten ein munteres Springerballett auf und spielten wunderbar zusammen, als es darum ging, den marschierenden Freibauern von Weiß zu stoppen. Der Emder versuchte vergeblich, den Mähren einzuheizen, Martin gewann dann den Freibauern sogar und schien auf die Siegerstraße einzubiegen. Das wäre aber lang und kompliziert geworden, außerdem wollte er nichts mehr riskieren, angesichts des Spielstandes und der anderen Partien, die es heute gab. Man einigte sich auf Remis. 4,5:3,5. Hier noch ein Bock zum 4:4 wäre sozusagen der Zuckerguß auf dem Grabstein gewesen.

Also, zwei Punkte zum Auftakt. Wie gesagt die wichtigste Erkenntnis heute. Am besten schnell wieder vergessen und nach vorne schauen. In zwei Wochen empfangen wir den SV Norden. Die sind sehr gut besetzt, vor allem auch an den vorderen Brettern. Danach werden wir sehen, wo die Reise in dieser Saison hingeht.

- Matchstatistik -