Zwei Punkte wurden
eingefahren. Dies ist wohl das wichtigste Fazit der Auftaktrunde der Bezirksklassensaison
für Turm Holthusen. Denn der Kampf gegen Emden II war durchsetzt von
vielen groben Fehlern, hier standen sich die Teams gegenseitig in nichts
nach. Die Favoritenrolle für den Absteiger aus Holthusen erwies sich
gegen die im Schnitt um über 200 DWZ-Punkte schwächeren Emder
als Bürde. Trotz Bestbesetzung lagen wir schnell zurück, und
lange Zeit war ein Sieg nicht mehr zu sehen. Wir bewahrten aber kühlen
Kopf, und mit ein klein wenig Glück drehten wir den Kampf.
Zum Wettkampf: Klaus-Dieter
Smidt an Brett 8 schien gut aus der Eröffnung gekommen zu sein. Mit
Schwarz hatte Klaus eine Struktur, die der Aufstellung von Weiß im
Colle-System ähnelt. Unser Mann formierte die Kräfte am Königsflügel
und mit einem Springeropfer auf h3 brach er mit Schmackes in die gegnerische
Königsstellung ein. Ein Läuferopfer auf demselben Felde hätte
vermutlich noch mehr gebracht, so jedenfalls konnte der Emder irgendwo
Ausgleich behalten. In diesem Angriffswirbel übersah Klaus völlig
eine gegnersiche einzügige Mattdrohung und hatte urplötzlich
verloren. 0:1.
War dieses schon schlimm
genug, so kam es nun knüppeldick. Frank Hildebrecht hatte an Brett 4 zu
früh mit Schwarz einen Angriff auf den lang rochierten weißen
König eingeleitet. Hierbei verlor er Material. Kurz darauf übersah
auch er eine einzügige Mattdrohung, aber hier war die Stellung ohnehin
kaputt, weiterer Holzverlust war nicht zu vermeiden. So stand es nach relativ
kurzer Spielzeit bereits 0:2. Unglaube allenthalben ob dieses Zwischenstandes.
Doch der Bock meckerte
dann auch mal auf der anderen Seite. Mein Gegner an Brett 3 hatte sich
mit Schwarz ganz gut aufgebaut, auch nach meiner Öffnung im Zentrum
stand er mindestens gleich. Dann öffnete er aber seine Königsstellung
mit f5 und g5. Dies schien mir etwas zu optimistisch, dennoch wäre
diese Schwächung sicherlich nicht leicht nachzuweisen gewesen. Der
Emder übersah dann allerdings, daß ein Turm von ihm hing, den
ich dann einfach nehmen konnte. Er machte noch ein paar Züge, gab
aber nach einem weiteren Figurenverlust auf. 1:2. Wenigstens der
Anschluß, puh, erstmal durchgeatmet.
Gehen wir zum Spitzenbrett:
Positionelles Schach war von Edwin Lehmann heute zu sehen. Sein Gegner
spielte gut mit und stand zwischendurch sicherlich nicht schlechter. Edwin
musste angesichts des Spielstandes etwas riskieren. Dies wurde belohnt
mit dem Gewinn einer Leichtfigur, wonach allerdings der Emder lt. Edwin
gefährlich mit seiner Dame in Edwins Stellung hätte eindringen
können. Dies tat er allerdings nicht mehr, sondern gab auf. Unser
Mann meinte aber, daß er den Gegenangriff wohl ausgehalten hätte.
2:2. Der Ausgleich war geschafft. Nun sollte es wohl besser laufen?
Nicht ganz. Der nächste Rückschlag lauerte schon.
An Brett 7 hatte Heiko
Lewin in einem Damenbauernspiel ausgangs der Eröffnung die Weichen
auf Angriff gestellt und belagerte die schwarze Königsstellung mit
zwei Schwerfiguren auf der h-Linie, außerdem drückte er mit
den e- und f-Bauern auf die Feste des schwarzen Monarchen. Die Stellung
schien sehr hoffnungsvoll, allerdings kam Heiko nun zusehends in Zeitnot.
Hier passierte bei der Abwicklung irgendwo ein Fehler, und die Stellung
wurde immer schwerer zu spielen. Heiko hatte in einem Damenendspiel zwei
verbundene Freibauern auf der sechsten Reihe, außerdem stand der
schwarze König mitten auf dem Spielfeld. Dafür hatte aber der
Emder noch einen Turm. Hier überschritt Heiko die Zeit. 2:3.
Nun brauchten wir also
aus den letzten drei Partien noch 2,5 Punkte, um den Wettkampf zu gewinnen.
Dies schien angesichts der Stellungen zwar nicht unmöglich, aber zwei
Bretter waren noch recht kritisch. Eines davon war die Partie von Manfred
Gosseling an Brett 5. Hier gab es einen offenen Schlagabtausch. Manfred
versuchte Operationen am Königsflügel, geriet dann aber auf der
Damenflanke zunehmend in die Defensive. Beide Seiten kamen noch ein wenig
in Zeitnot. Hier meinte es der Emder Spieler dann aber sehr gut mit uns,
denn er stellte einzügig die Dame ein. Ein wenig Angriff hatte er
noch, also spielte er weiter. Manfred verteidigte sich korrekt, kurz darauf
war die Zeitnot vorbei. Manfred war sich aber wohl nicht sicher, und machte
schnell noch einen weiteren Zug. Auf den ersten Blick sah dies wie ein
Dameneinsteller von ihm aus. Wir stöhnten auf. Doch der Emder hätte
wohl lediglich Dame gegen Turm gewinnen können. Vielleicht war sogar
gar keine andere Verteidigung für unseren Mann möglich. Der Gegner
verschmähte aber den Turm und opferte seinerseits einen weiteren,
wonach Manfred mit einem Mattangriff durchkam. 3:3. Dramatik pur.
Fast mochte man nicht mehr hinsehen.
Wir sprachen von zwei
kritischen Brettern. Das andere Brett war das von Martin Klinkenborg (2).
Die Stellung war unklar. Nur ein Brett stand besser: Stephan Slopinski
an 6. Sein Gegner hatte mit Weiß eine symmetrische Eröffnung
gewählt, und es war für Stephan lange Zeit schwierig, etwas verwertbares
vorzuweisen. Allerdings schwächte sich der Emder etwas in der Bauernstruktur
am Königsflügel. Stephan tat also das einzig Richtige und tauschte
peu a peu in ein einfaches Springerendspiel ab. In diesem komplizierten
Endspiel hatte unser Mann die bessere Technik und gewann zwei Bauern am
Damenflügel. Dennoch blieb es schwierig, der Emder gewann dort einen
Bauern zurück, mußte sich aber um einen weiteren Bauern auf
dieser Brettseite kümmern. Stephans Pferd entdeckte dann auch am Königsflügel
seine gefräßige Ader, was für Weiß endgültig
entmutigend war. Er gab auf. Wir waren also erstmals in Führung. 4:3.
Ein Big-Point, von Stephan kühl nach Hause gespielt. Ein Happy End
schien wieder möglich.
Kommen wir zur letzten
Partie von Martin Klinkenborg. Sein Gegner wählte mit Weiß einen
eher ruhigen Aufbau und Martin ergriff dann selber die Initiative. In dem
Angriff gewann Martin zwar zwei Figuren gegen Turm und Bauer, der Emder
kam aber ins Endspiel und hatte auch einen gedeckten Freibauern. Martin
hatte also zwei Springer und Turm gegen zwei Türme und Bauer. Die
Rappen führten ein munteres Springerballett auf und spielten wunderbar
zusammen, als es darum ging, den marschierenden Freibauern von Weiß
zu stoppen. Der Emder versuchte vergeblich, den Mähren einzuheizen,
Martin gewann dann den Freibauern sogar und schien auf die Siegerstraße
einzubiegen. Das wäre aber lang und kompliziert geworden, außerdem
wollte er nichts mehr riskieren, angesichts des Spielstandes und der anderen
Partien, die es heute gab. Man einigte sich auf Remis. 4,5:3,5.
Hier noch ein Bock zum 4:4 wäre sozusagen der Zuckerguß auf
dem Grabstein gewesen.
Also, zwei Punkte zum
Auftakt. Wie gesagt die wichtigste Erkenntnis heute. Am besten schnell
wieder vergessen und nach vorne schauen. In zwei Wochen empfangen wir den
SV Norden. Die sind sehr gut besetzt, vor allem auch an den vorderen Brettern.
Danach werden wir sehen, wo die Reise in dieser Saison hingeht.
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Matchstatistik -
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