Endlich, endlich war
es wieder soweit: Startschuß zur neuen Bezirksligasaison! Die Toiletten
waren präpariert, die Kameras installiert, es durfte also gespielt
werden. Nein, natürlich keine Kameras, das wäre ja perFIDE. Erster
Gast im Blauen Salon des Altenzentrums war der SK Brake. Gegen diesen Gegner
hatten wir bis dato über die Jahre eine brakellose Bilanz: Zwei Kämpfe,
zwei Siege. Brake war für das Wildeshauser Team nachgerückt,
welches diese Saison eine Klasse tiefer antritt. Zusammen mit Holthusen
stellt Brake das DWZ-schwächste Team, es war heute also schon ein
wichtiges Match um den Klassenerhalt.
Wir hatten nahezu unser
bestes Team an Bord, nur Ludger Hülsmann mußte ersetzt werden,
hier sprang der ohnehin spielfreie Andreas Slopinski rettend ein. Brake
war etwas ersatzgeschwächt, in erster Linie waren sie benachteiligt
durch das Fehlen ihres Brettes Nr. 6, wodurch wir kampflos 1:0 in
den Wettkampf gingen. Ansonsten hatte Brake aber die Spitzencracks mit
dabei.
|
|
Unser Team: Das
Spitzenbrett:
Martin Klinkenborg.
Gute Vorbereitung ist alles!
|
Brett 2:
Edwin Lehmann, unser
Mr. Positionell.
|
Die erste Partie,
die heute am Brett entschieden wurde, war bei mir an Brett 4. Mein Gegner
hatte sich vielleicht etwas zu passiv aufgebaut, was mir eine Öffnung
des Zentrums erlaubte, nachdem der Damenflügel abgeriegelt war. Er
versuchte sich mit einem Bauernvorstoß am Königsflügel
zu befreien, doch mein schönes Läuferpaar rückte dem nun
entblößten König zu Leibe und angesichts drohenden Materialverlusts
gab der Braker die Partie auf. 2:0.
Lange Zeit passierte
nun erstmal nicht viel. Es gab auch kaum Bretter, wo frühzeitig eine
Richtung abzusehen war, außer vielleicht bei Andreas Slopinski an
Brett 8. Andreas kam sehr gut aus der Eröffnung, gewann einen Bauern
und machte sich schon zum Königsangriff bereit. Sein Gegner verteidigte
aber seinen König gut, also mußte Andreas zunächst noch
die Entwicklung seines Damenflügels beenden. Da er positionell - zudem
mit Mehrbauer - klar besser stand, brachte das letztlich die Entscheidung
und Materialgewinn. 3:0. Alles klar also? Noch nicht ganz...
|
|
Brett 3:
Frank Hildebrecht.
Co-Autor von Shirovs "Fire on board".
|
Brett 4:
Frank Modder. Remis??
Remis!? Remis!! (außer heute)
|
Die Führung war
natürlich deutlich, dennoch war es zumindest an den ersten drei Brettern
noch ziemlich unklar: Martin Klinkenborg an Brett 1 stand passiver, Edwin
Lehmann an 2 schon verdächtig, Frank Hildebrecht an 3 hatte einen
Minusbauern. Widmen wir uns zunächst Brett 7. Hier schien bei Manfred
Lennartz die Remisbreite nie überschritten worden zu sein. Beide öffneten
die f-Linie und tauschten peu a peu alles ab. Die Bauernstellung war symmetrisch.
Im Bauernendspiel mußte Manfred nochmal genau spielen, aber er erreichte
eine Opposition und ein ungefährdetes Remis. 3,5:0,5.
Da die drei ersten
Bretter wie gesagt prekär standen, war die Partie von Manfred Gosseling
an Brett 5 also sehr wichtig. Bevor wir zu dieser Partie kommen, zunächst
zu Brett 2. Hier hatte Edwin die Eröffnung nicht sehr genau gespielt
und stand passiver. Nach einem hübschen Springermanöver seines
Gegners ging ein Bauer verloren. Edwin kämpfte in der Folge bei schlechterer
Stellung auch noch gegen die Uhr. Letztlich vergebens, denn trotz Vereinfachungen
platzte die Königsstellung wie der Motor von Schumi in Suzuka. 3,5:1,5.
|
|
Brett 5:
Manfred Gosseling.
Aktives Spiel heißt bei ihm die Devise.
|
Brett 6:
Heiko Lewin (Archivbild).
Findig in der Eröffnung.
|
Brake schien also
noch einmal zu kommen. In diesem spannenden Moment fiel die halbe Mannschaft
fast ihn Ohnmacht, als Frank an Brett 3 - als einziger Holthuser anscheinend
- einen möglichen Turmgewinn bei sich übersah. Das wäre
doch die Entscheidung gewesen! Aber wir konnten uns wieder beruhigen, denn
unser Brett 5 kam nun auf die Siegerstraße. Manfred hatte dort in
der Eröffnung einen Bauern gewonnen, mußte sich andererseits
aber auch um einen eigenen rückständigen Bauern kümmern.
Sein Gegner konnte auch noch einen starken Springervorposten einpflanzen
und kurzzeitig sogar den Bauern zurückerobern. Der Damentausch kam
aber wohl eher unserem Mann entgegen, der danach zu einem Bauernsturm ansetzte
und sich anschickte, einen Bauern durchzudrücken. Sein Gegner gab
auf! 4,5:1,5. Uff, ein schweres Stück Arbeit!
Kurz darauf gab es
dann auch das Happy End für Frank. Frank hatte die Eröffnung
eigentlich gut gespielt, dann jedoch seinen - wenn auch isolierten - Zentralbauern
verloren. Dennoch hatte er eine Menge Spiel dafür. Sein Gegner hatte
nach Damentausch eine Bauernmehrheit am Damenflügel, ließ diese
aber wohl zu früh marschieren. Frank sicherte sich mit den Türmen
die offene c-Linie. Das wäre für den Braker alles noch nicht
so schlimm gewesen, doch seine schwache Grundreihe entschied letztlich
den Tag für unseren Mann, der dieses mit Materialgewinn ausnutzen
konnte. 5,5:1,5.
|
|
Brett 7:
Manfred Lennartz.
Die Tablebases waren geladen.
|
Brett 8:
Andreas Slopinski.
Unser Theoriehai.
|
Bleibt also das Spitzenbrett!
Martin saß heute zum ersten Mal seit dem 26.03.2000 wieder am vordersten
Brett. Damals schlugen wir Rastede. Ein gutes Omen also? Martin bekam heute
eine ihm zwar gelegene Eröffnung, sein Gegner spielte aber doch ruhiger,
als Martin gehofft hatte. Zwischendurch stand Martin am Damenflügel
sehr bedrohlich, konnte sich durch Vereinfachungen aber wieder aus
der Bredouille ziehen und erlangte Vorteil. Im anschließenden Endspiel
war sein Springer stärker als der weiße Läufer, da der
Druck aber auf Grund des Mannschaftssieges raus war, nahm er ein Remis
an. Die Schlußstellung war aber wohl gewonnen, Manfred G. hatte hinterher
die richtige Idee (Sf3 und der K läuft erst zum a-Bauern statt zum
d-Bauern). 6:2. Martin ärgerte sich zwar ein wenig, meinte
aber, das Remis ginge in Ordnung, im Mittelspiel stand er klar schlechter.
So, Auftakt gelungen!
Was will man eigentlich mehr für den heutigen Tag? Schumi geplatzt,
Topalov gepatzt, Holthusen hat gewonnen - so kann es weitergehen! Nächster
Gegner in vier Wochen beim einzigen Auswärtskampf dieser Saison (hehe!)
sind die Schachfreunde aus Lohne. Mal sehen, ob die Handbremse dann wieder
klemmt...
-
Matchstatistik -
Die Experten zum heutigen
Spiel
Heger und Pflort
|
Helmut Heger und
Vlastimil Pflort
Jede Ähnlichkeit
mit lebenden und bekannten
Persönlichkeiten
ist absolut gewollt und unvermeidlich
|
|