- Mannschaftsmeisterschaften 2010/2011 -
 

Turm Holthusen - Haseturm Löningen 5,5:2,5
- Überraschend starker Saisonstart / Ein Krimi war nötig -
 
Die neue Bezirksligasaison wird für die Mannschaft eine schwere Aufgabe sein - personell pfeiffen wir aus dem letzten Loch (wahrscheinlich nicht mal mehr das) und die gegnerischen Teams sind stark. Auch wenn mit Esens-Wittmund und Wildeshausen in der letzten Saison gleich zwei dicke Brocken aufgestiegen sind, so ist die Liga doch aus unserer Warte sehr ausgeglichen und auf einem guten Niveau.

Viele Möglichkeiten wird es wohl nicht geben, zu punkten und den Klassenerhalt zu sichern. Umso wichtiger war gleich die Auftaktrunde gegen Haseturm Löningen. Die Gäste hatten als Aufsteiger im letzten Jahr eine starke Saison mit Platz 4 hingelegt und uns auch im direkten Duell mit 2:6 abgelegt. Aber auf dem Papier waren sie einer der wenigen Gegner, gegen die wir uns heuer etwas ausrechnen konnten. Jedoch mussten wir heute auf einige Leute verzichten und es gelang auch nicht, acht Spieler aufzustellen. So entschieden wir uns denn, mit Brett 3 ein Schwarzbrett offenzulassen. Die Gäste traten zwar vollzählig an, hatten aber auch unter dem ein oder anderen Ausfall zu leiden, sodaß wir unter dem Strich doch als klarer Favorit an die Bretter gingen. Jedoch wurde ein Krimi daraus, den das Endergebnis nicht ahnen lässt...

0:1 also zu Beginn durch den kampflosen Verlust an Brett 3. Hinzu kam dann noch, daß ich an Brett 4 recht früh patzte: Eine Kombination ging nicht auf und ich verlor einen Springer gegen zwei Bauern. An diesem Brett musste man also einen möglichen weiteren Minuspunkt immer im Hinterkopf behalten.

An Brett 7 war Klaus-Dieter Smidt in Aktion, welcher mit den schwarzen Steinen nach Spiel am Königsflügel suchte. Beide Spieler hatten kurz rochiert und es gelang Klaus, die f-Linie zu öffnen und mit den Türmen zu besetzen. Die Struktur war aber sehr verschachtelt und die Stellung geschlossen. Weiß konnte einfach alle potentiellen Einbrüche in seine Stellung absichern und so wurde die Partie schließlich auf Vorschlag von Klaus Remis gegeben. 0,5:1,5.

Nun aber konnten wir einen Doppelschlag an den Brettern 5 und 6 landen, das waren auch die Bretter mit den höchsten DWZ-Vorteilen für uns. An Brett 5 hatte Manfred Gosseling bereits in der Eröffnungsphase einen Bauern gewonnen und entwickelte sich in der Folge auch vernünftig weiter. Ein zweiter Bauerngewinn brachte dann schon quasi die Entscheidung, zumal weitere Bauernschwächen im gegnerischen Lager auszumachen waren. Der Gegner stellte allerdings die Dame ein, was zum sofortigen Ende der Partie führte. 1,5:1,5.

An Brett 6 bei Keno Lübsen zeichnete sich ebenfalls schon recht früh eine vorteilhafte Stellung ab. Keno hatte zwar kein Material gewonnen wie Manfred, konnte aber eine dauerhafte Fesselung aufbauen, die den gegnerischen König im Zentrum und damit unter Feuer hielt. Keno drang dann mit der Dame am Damenflügel ein und Schwarz hatte nur die Wahl zwischen Matt und hohen Materialverlusten. Damit ging Holthusen also mit 2,5:1,5 in Führung. Beide Punkte waren sicher herausgespielt, der Doppelschlag war aber auch dringend nötig.

Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich weiterhin die verkombinierte Stellung auf dem Brett, während Martin Klinkenborg am Spitzenbrett ebenfalls schwer in den Seilen hing, da sein Gegner einen starken Königsangriff vom Stapel gelassen hatte und Martin auch auf der Uhr Probleme bekam. Dies waren also zwei mögliche Verlustbretter. An Brett 8 bei Dieter Folten schien die Stellung hier noch etwa im Gleichgewicht zu sein, sodaß wir jetzt einen Blick auf das wichtige Brett 2 mit Edwin Lehmann werfen.

Edwin hatte eine solide Stellung aufgebaut und ging daran, Spiel im Zentrum bzw. vor allem aber am gegnerischen Königsflügel zu suchen. Sein Gegner hatte sein Spiel auf Edwins Damenflügel ausgerichtet, sodaß es einen Wettlauf der Pläne gab. Aber Edwin war hier deutlich schneller und holte auch seine Königsflügelbauern mit zum Angriff, obschon er selber kurz rochiert hatte. Unter diesem Druck gewann er schließlich einen Springer, seine etwas luftige Königsstellung war unbedeutend, Edwin konnte die Partie ungefährdet zum vollen Punkt bringen. 3;5:1,5.

Da wir ja von den nunmehr verbliebenen drei Brettern zwei Verluststellungen hatten, kam der Partie von Dieter vermehrte Bedeutung zu. Dieter konnte Raumgewinn verzeichnen und einen schönen Springervorposten am gegnerischen Damenflügel installieren, außerdem stellte er den Damenläufer seines Gegenübers sehr passiv. Eine starke Stellung, wenn auch sicherlich noch nicht gewonnen. Er gab dann diese Partie Remis, vielleicht war ihm die drohende Zeitnot nicht geheuer. 4:2. Ok, ein Mannschaftspunkt war gesichert, doch wir wollten ja ursprünglich unbedingt gewinnen, um wenigstens die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Aber uns blieben ja noch zwei Hoffnungen.

Brett 1 stand hart unter Druck. Beide Seiten hatten kurz rochiert, aber Martin stand so passiv, daß der Gegner sogar mit seinen Rochadebauern vorstürmen konnte, um den Schutzschild vor Martins König aufzuweichen. Der Löninger öffnete die h-Linie und drang mit der Dame zum Töten ein - dachte man. In horrender Zeitnot fand unser Spieler aber eine gute Mischung aus Verteidigung und Gegenangriff. Nach einem taktischen hin und her (die Analyse muß zeigen, ob für Weiß ein Gewinn möglich war) legte sich der Rauch nach Ende der Zeitnotphase und Martin hatte die Lage soweit unter Kontrolle, daß er Remis machen konnte. 4,5:2,5. Eine enorme Energieleistung!

Bleibt noch meine Stellung, in der ich lediglich zwei Bauern gegen einen Springer hatte. Obwohl es zwar verbundene Freibauern waren, war die Stellung zweifellos verloren. Mein Gegner tauschte in ein Endspiel mit Turm+Springer+4 Bauern gegen Turm und sechs Bauern. Da mein Gegner seinen König nicht rechtzeitig heranführte, konnte ich den Turm tauschen und einen weiteren Bauern opfern, sodaß ich mit einem Freibauern + aktivem König gegen seinen Springer loslaufen konnte. Hier war es wohl schon Remis. Mein Gegner gab den Springer gegen den Freibauern, wonach es glatt Remis war. Er wollte das Bauernendspiel noch auf Gewinn spielen, wobei er die übrigen Bauern aber so unglücklich verschachtelte, daß ich seinen König austempieren und mit dem eigenen König die Bauern aufsammeln konnte. Ein glücklicher Punkt! 5,5:2,5.

Das Endergebnis fiel also letztlich deutlicher aus, als es der Kampf - wie die Schilderung zeigte - wirklich war. Dennoch: Unter dem Strich keine Verlustpartie und man konnte der Favoritenrolle in zumindest diesem Kampf doch noch gerecht werden. Ein gelungener Auftakt also. Nächster Gegner werden in fünf Wochen die Schachfreunde aus Wilhelmshaven sein.

- Matchstatistik -

 
Die Experten zum heutigen Match:
Nigel Long und Boris Gelefand