Die neue Bezirksligasaison
wird für die Mannschaft eine schwere Aufgabe sein - personell pfeiffen
wir aus dem letzten Loch (wahrscheinlich nicht mal mehr das) und die gegnerischen
Teams sind stark. Auch wenn mit Esens-Wittmund und Wildeshausen in der
letzten Saison gleich zwei dicke Brocken aufgestiegen sind, so ist die
Liga doch aus unserer Warte sehr ausgeglichen und auf einem guten Niveau.
Viele Möglichkeiten
wird es wohl nicht geben, zu punkten und den Klassenerhalt zu sichern.
Umso wichtiger war gleich die Auftaktrunde gegen Haseturm Löningen.
Die Gäste hatten als Aufsteiger im letzten Jahr eine starke Saison
mit Platz 4 hingelegt und uns auch im direkten Duell mit 2:6 abgelegt.
Aber auf dem Papier waren sie einer der wenigen Gegner, gegen die wir uns
heuer etwas ausrechnen konnten. Jedoch mussten wir heute auf einige Leute
verzichten und es gelang auch nicht, acht Spieler aufzustellen. So entschieden
wir uns denn, mit Brett 3 ein Schwarzbrett offenzulassen. Die Gäste
traten zwar vollzählig an, hatten aber auch unter dem ein oder anderen
Ausfall zu leiden, sodaß wir unter dem Strich doch als klarer Favorit
an die Bretter gingen. Jedoch wurde ein Krimi daraus, den das Endergebnis
nicht ahnen lässt...
0:1 also zu
Beginn durch den kampflosen Verlust an Brett 3. Hinzu kam dann noch, daß
ich an Brett 4 recht früh patzte: Eine Kombination ging nicht auf
und ich verlor einen Springer gegen zwei Bauern. An diesem Brett musste
man also einen möglichen weiteren Minuspunkt immer im Hinterkopf behalten.
An Brett 7 war Klaus-Dieter
Smidt in Aktion, welcher mit den schwarzen Steinen nach Spiel am Königsflügel
suchte. Beide Spieler hatten kurz rochiert und es gelang Klaus, die f-Linie
zu öffnen und mit den Türmen zu besetzen. Die Struktur war aber
sehr verschachtelt und die Stellung geschlossen. Weiß konnte einfach
alle potentiellen Einbrüche in seine Stellung absichern und so wurde
die Partie schließlich auf Vorschlag von Klaus Remis gegeben. 0,5:1,5.
Nun aber konnten wir
einen Doppelschlag an den Brettern 5 und 6 landen, das waren auch die Bretter
mit den höchsten DWZ-Vorteilen für uns. An Brett 5 hatte Manfred
Gosseling bereits in der Eröffnungsphase einen Bauern gewonnen und
entwickelte sich in der Folge auch vernünftig weiter. Ein zweiter
Bauerngewinn brachte dann schon quasi die Entscheidung, zumal weitere Bauernschwächen
im gegnerischen Lager auszumachen waren. Der Gegner stellte allerdings
die Dame ein, was zum sofortigen Ende der Partie führte. 1,5:1,5.
An Brett 6 bei Keno
Lübsen zeichnete sich ebenfalls schon recht früh eine vorteilhafte
Stellung ab. Keno hatte zwar kein Material gewonnen wie Manfred, konnte
aber eine dauerhafte Fesselung aufbauen, die den gegnerischen König
im Zentrum und damit unter Feuer hielt. Keno drang dann mit der Dame am
Damenflügel ein und Schwarz hatte nur die Wahl zwischen Matt und hohen
Materialverlusten. Damit ging Holthusen also mit 2,5:1,5 in Führung.
Beide Punkte waren sicher herausgespielt, der Doppelschlag war aber auch
dringend nötig.
Denn zu diesem Zeitpunkt
hatte ich weiterhin die verkombinierte Stellung auf dem Brett, während
Martin Klinkenborg am Spitzenbrett ebenfalls schwer in den Seilen hing,
da sein Gegner einen starken Königsangriff vom Stapel gelassen hatte
und Martin auch auf der Uhr Probleme bekam. Dies waren also zwei mögliche
Verlustbretter. An Brett 8 bei Dieter Folten schien die Stellung hier noch
etwa im Gleichgewicht zu sein, sodaß wir jetzt einen Blick auf das
wichtige Brett 2 mit Edwin Lehmann werfen.
Edwin hatte eine solide
Stellung aufgebaut und ging daran, Spiel im Zentrum bzw. vor allem aber
am gegnerischen Königsflügel zu suchen. Sein Gegner hatte sein
Spiel auf Edwins Damenflügel ausgerichtet, sodaß es einen Wettlauf
der Pläne gab. Aber Edwin war hier deutlich schneller und holte auch
seine Königsflügelbauern mit zum Angriff, obschon er selber kurz
rochiert hatte. Unter diesem Druck gewann er schließlich einen Springer,
seine etwas luftige Königsstellung war unbedeutend, Edwin konnte die
Partie ungefährdet zum vollen Punkt bringen. 3;5:1,5.
Da wir ja von den nunmehr
verbliebenen drei Brettern zwei Verluststellungen hatten, kam der Partie
von Dieter vermehrte Bedeutung zu. Dieter konnte Raumgewinn verzeichnen
und einen schönen Springervorposten am gegnerischen Damenflügel
installieren, außerdem stellte er den Damenläufer seines Gegenübers
sehr passiv. Eine starke Stellung, wenn auch sicherlich noch nicht gewonnen.
Er gab dann diese Partie Remis, vielleicht war ihm die drohende Zeitnot
nicht geheuer. 4:2. Ok, ein Mannschaftspunkt war gesichert, doch
wir wollten ja ursprünglich unbedingt gewinnen, um wenigstens die
Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Aber uns blieben ja noch zwei Hoffnungen.
Brett 1 stand hart
unter Druck. Beide Seiten hatten kurz rochiert, aber Martin stand so passiv,
daß der Gegner sogar mit seinen Rochadebauern vorstürmen konnte,
um den Schutzschild vor Martins König aufzuweichen. Der Löninger
öffnete die h-Linie und drang mit der Dame zum Töten ein - dachte
man. In horrender Zeitnot fand unser Spieler aber eine gute Mischung aus
Verteidigung und Gegenangriff. Nach einem taktischen hin und her (die Analyse
muß zeigen, ob für Weiß ein Gewinn möglich war) legte
sich der Rauch nach Ende der Zeitnotphase und Martin hatte die Lage soweit
unter Kontrolle, daß er Remis machen konnte. 4,5:2,5. Eine
enorme Energieleistung!
Bleibt noch meine Stellung,
in der ich lediglich zwei Bauern gegen einen Springer hatte. Obwohl es
zwar verbundene Freibauern waren, war die Stellung zweifellos verloren.
Mein Gegner tauschte in ein Endspiel mit Turm+Springer+4 Bauern gegen Turm
und sechs Bauern. Da mein Gegner seinen König nicht rechtzeitig heranführte,
konnte ich den Turm tauschen und einen weiteren Bauern opfern, sodaß
ich mit einem Freibauern + aktivem König gegen seinen Springer loslaufen
konnte. Hier war es wohl schon Remis. Mein Gegner gab den Springer gegen
den Freibauern, wonach es glatt Remis war. Er wollte das Bauernendspiel
noch auf Gewinn spielen, wobei er die übrigen Bauern aber so unglücklich
verschachtelte, daß ich seinen König austempieren und mit dem
eigenen König die Bauern aufsammeln konnte. Ein glücklicher Punkt!
5,5:2,5.
Das Endergebnis fiel
also letztlich deutlicher aus, als es der Kampf - wie die Schilderung zeigte
- wirklich war. Dennoch: Unter dem Strich keine Verlustpartie und man konnte
der Favoritenrolle in zumindest diesem Kampf doch noch gerecht werden.
Ein gelungener Auftakt also. Nächster Gegner werden in fünf Wochen
die Schachfreunde aus Wilhelmshaven sein.
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Matchstatistik -
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Die Experten zum
heutigen Match:
Nigel Long und Boris
Gelefand
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