- Mannschaftsmeisterschaften 2004/2005 -
 

Turm Holthusen - SV Norden 4,5:3,5
- Zittersieg / 3:0-Führung um ein Haar noch verspielt -
 
Nach dem mühevollen Auftaktsieg gegen Emden II erwartete uns in Runde 2 das Team aus Norden. Gegen diese Mannschaft hatten wir lange nicht gespielt, der letzte Vergleich datiert fast genau zehn Jahre zurück, damals siegten wir mit 4,5:3,5. Diesmal waren wir - ähnlich wie in der Vorrunde - auf dem Papier klarer Favorit. Norden allerdings kam mit einem 8:0-Auftaktsieg gegen den Wilhelmshavener SC angereist. Außerdem scheinen gerade die jüngeren Spieler stärker als ihre DWZ zu sein, vor allem an den vorderen Brettern. Zahlen sagen also nicht alles. Wenigstens waren wir wieder komplett, Norden trat leicht ersatzgeschwächt an, vor allem das Fehlen des 1. Brettes fiel hier ins Gewicht.

Nun ja, es begann jedenfalls alles ganz verheißungsvoll. Klaus-Dieter Smidt an Brett 8 wollte unbedingt seine Scharte aus der letzten Runde auswetzen und überfiel mit wuchtigem Angriff seine Gegnerin. Gerade als wir dachten, diesmal wäre Klaus erneut als Erster fertig, konnte sich die Norderin ein wenig konsolidieren. Klaus hatte aber immer noch zwei Mehrbauern, auch wenn er schlechter entwickelt war. Somit fielen die ersten Entscheidungen woanders, zunächst noch für uns.

Heiko Lewin spielte eine taktische Partie an Brett 7 und suchte mit Schwarz früh Verwicklungen. Es ergab sich ein ziemlich wildes Handgemenge, in der Heiko leichte Vorteile hatte. Der Norder tauschte dann falsch ab, was ihn eine Figur kostete, daraus wurde dann prompt sogar ein Turm. Nach dem folgenden Damentausch konnte Heiko in wenigen Zügen das Endspiel zu seinen Gunsten entscheiden. 1:0.

In Angriffslaune zeigte sich auch Martin Klinkenborg am 2. Brett gegen Heiko Weerda, welcher beim zur Zeit laufenden Rheiderland-Pokal in Führung liegt. Martin wählte mit Weiß eine scharfe Eröffnung und richtete seine Figuren nach und nach auf den schwarzen Königsflügel aus. Er hatte letztlich verschiedene Drohungen im Zentrum bzw. am Königsflügel. Angesichts eines kaum zu vermeidenden Opferangriffs gab Heiko die Partie auf. 2:0.

Hey, endlich mal eine Führung! Und es sollte noch besser kommen. Manfred Gosseling an Brett 5 hatte es mit den schwarzen Steinen mit dem Colle-Aufbau zu tun. Den sieht man in letzter Zeit recht häufig, scheint also wohl wieder in Mode zu sein. In dieser für Schwarz oft lange Zeit passiven Eröffnung verteidigte Manfred sich sehr gut und suchte dann nach und nach seinereits nach aktivem Spiel. Der weiße Angriff wurde zurückgeschlagen und unser Mann konnte zwei gefährliche Bauern auf den Linien e und f bilden, welche entscheidend vorstießen. Eine feine Leistung! 3:0.
 

Blick in den Turniersaal, vorne Brett 1
Die Bretter 1 - 3

Das mußte doch die halbe Miete sein? Weit gefehlt. An den anderen Brettern drehte sich das Blatt nun immer mehr zu unseren Ungunsten. Zunächst einmal ging Brett 6 verloren. Stephan Slopinski geriet bereits ausgangs der Eröffnung in die Passivität, außerdem sah seine Bauernstruktur am Damenflügel nicht sehr gut aus. Stephan suchte Gegenspiel am Königsflügel, letztlich  konnte er in Zeitnot aber dem Damentausch nicht mehr ausweichen und seine Gegnerin hatte ein gewonnenes Turmendspiel. 3:1.

Den Anschlußtreffer kassierten wir dann bei mir an Brett 3. Mein Gegner spielte mit Weiß eine Art vertauschtes Wolga-Gambit. Er suchte sein Spiel in der Folge auch logischerweise am Damenflügel, während ich nach einem Zentrumsdurchbruch trachtete. Nachdem dieser erstmal vereitelt war, verteidigte ich auf der Damenflanke. Irgendwie lebte ich die ganze Zeit in dem Wahn, schlechter zu stehen und spielte viel zu passiv. Nach einem Blackout in Zeitnot kam es zum Damentausch, danach stand ich in einem Turmendspiel auf Verlust. Angesichts einer Drohung, die gar keine war, gab ich kurz darauf auf. Die Analyse zeigte aber, das Weiß auf Gewinn stand. Verdienter Anschlußtreffer für Norden. 3:2, nur noch.

Und dann kam Norden zum Ausgleich. Ausgerechnet Klaus an Brett 8, der am Anfang so aussichtsreich stand (s.o.), verlor noch seine Partie. Irgendwo muß Klaus wohl eine Figur verloren haben, jedenfalls hatte er in einem einfachen Turmendspiel nur zwei Bauern für einen Springer. So "einfach" war dieses Endspiel nun auch wieder nicht, wird Klaus sich gedacht haben, und mußte letztlich aufgeben. 3:3. Wir hatten also unseren schönen Vorsprung verspielt. Nun war wieder alles offen. In den verbliebenen zwei Partien hätte noch alles passieren können, das Pendel nach jeder Seite ausschlagen können.
 

Another cup of coffee: Manfred Gosselings Spiel (re.) war heute "Beste Bohne" und er erlebte die Krönung, bei Stephan Slopinski (li.) ging es eher entkoffeiniert zur Sache.
Heiko Lewin (re.) grübelt über den entscheidenden taktischen Schlag, wohingegen Klaus-Dieter Smidt (li.) intensiv sein Partieformular zu studieren scheint.

Frank Hildebrecht an Brett 4 hatte gegen den nominell stärksten Norder eine positionell hochüberlegene Stellung aufgebaut. Nach Damentausch kontrollierte Frank die offene d-Linie mit den Türmen, sein Gegner konnte nur passiv lavieren. Frank verschmähte dann allerdings den möglichen Gewinn des c-Bauern und wollte wohl den Angriff fortsetzen. Hiernach konnte sich Schwarz aber etwas befreien und es sah fast so aus, als würde die Partie noch kippen. Frank hielt aber das Remis fest, auf das man sich dann auch verständigte. 3,5:3,5.

Nun mußte es also unser Spitzenbrett richten. Edwin Lehmann hatte aber mit Schwarz gegen Sebastian Müer einen sehr schweren Stand. Nach Tausch der Damen und der meisten Leichtfiguren kontrollierte der Norder die offene e-Linie mit beiden Türmen, außerdem hatte er eine Bauernmehrheit am Damenflügel. Edwin konnte aber ein Turmpaar eliminieren und kam seinerseits am Königsflügel mit den Bauern ins Rollen. Am Brett waren noch gleiche Läufer. In besserer Stellung, aber in Zeitnot, patzte Edwin dann, und Sebastian konnte dreizügig einen wichtigen Bauern gewinnen. Vielmehr, er hätte können. Nachdem dieses Verhängnis an uns vorbeigegangen war, tauschte Edwin den letzten Turm und holte sich seinerseits einen Mehrbauern. Diesen konnte er verwerten. 4,5:3,5.

Nichts für schwache Nerven. Nun ja, die Punkte sind erstmal im Sack, wie man so schön sagt. Das Spitzenbrett hätte auch verlieren können, dafür schien aber an Brett 8 mehr dringewesen zu sein, auch Brett 4 stand zwischenzeitlich aussichtsreich, also geht der Gesamterfolg wohl in Ordnung. In diesem Jahr stehen noch zwei Auswärtsspiele an. Zunächst geht es in zwei Wochen gegen den Wilhelmshavener SC. Dies wird sicher wieder ein sehr schweres Spiel, denn der WSC hat eine erfahrene Truppe am Start. Die hohe Niederlage der Wilhelmshavener gegen die Norder sollte uns nicht in Sicherheit wiegen.

- Matchstatistik -