Nach dem mühevollen
Auftaktsieg gegen Emden II erwartete uns in Runde 2 das Team aus Norden.
Gegen diese Mannschaft hatten wir lange nicht gespielt, der letzte Vergleich
datiert fast genau zehn Jahre zurück, damals siegten wir mit 4,5:3,5.
Diesmal waren wir - ähnlich wie in der Vorrunde - auf dem Papier klarer
Favorit. Norden allerdings kam mit einem 8:0-Auftaktsieg gegen den Wilhelmshavener
SC angereist. Außerdem scheinen gerade die jüngeren Spieler
stärker als ihre DWZ zu sein, vor allem an den vorderen Brettern.
Zahlen sagen also nicht alles. Wenigstens waren wir wieder komplett, Norden
trat leicht ersatzgeschwächt an, vor allem das Fehlen des 1. Brettes
fiel hier ins Gewicht.
Nun ja, es begann jedenfalls
alles ganz verheißungsvoll. Klaus-Dieter Smidt an Brett 8 wollte
unbedingt seine Scharte aus der letzten Runde auswetzen und überfiel
mit wuchtigem Angriff seine Gegnerin. Gerade als wir dachten, diesmal wäre
Klaus erneut als Erster fertig, konnte sich die Norderin ein wenig konsolidieren.
Klaus hatte aber immer noch zwei Mehrbauern, auch wenn er schlechter entwickelt
war. Somit fielen die ersten Entscheidungen woanders, zunächst noch
für uns.
Heiko Lewin spielte
eine taktische Partie an Brett 7 und suchte mit Schwarz früh Verwicklungen.
Es ergab sich ein ziemlich wildes Handgemenge, in der Heiko leichte Vorteile
hatte. Der Norder tauschte dann falsch ab, was ihn eine Figur kostete,
daraus wurde dann prompt sogar ein Turm. Nach dem folgenden Damentausch
konnte Heiko in wenigen Zügen das Endspiel zu seinen Gunsten entscheiden.
1:0.
In Angriffslaune zeigte
sich auch Martin Klinkenborg am 2. Brett gegen Heiko Weerda, welcher beim
zur Zeit laufenden Rheiderland-Pokal in Führung liegt. Martin wählte
mit Weiß eine scharfe Eröffnung und richtete seine Figuren nach
und nach auf den schwarzen Königsflügel aus. Er hatte letztlich
verschiedene Drohungen im Zentrum bzw. am Königsflügel. Angesichts
eines kaum zu vermeidenden Opferangriffs gab Heiko die Partie auf. 2:0.
Hey, endlich mal eine
Führung! Und es sollte noch besser kommen. Manfred Gosseling an Brett
5 hatte es mit den schwarzen Steinen mit dem Colle-Aufbau zu tun. Den sieht
man in letzter Zeit recht häufig, scheint also wohl wieder in Mode
zu sein. In dieser für Schwarz oft lange Zeit passiven Eröffnung
verteidigte Manfred sich sehr gut und suchte dann nach und nach seinereits
nach aktivem Spiel. Der weiße Angriff wurde zurückgeschlagen
und unser Mann konnte zwei gefährliche Bauern auf den Linien e und
f bilden, welche entscheidend vorstießen. Eine feine Leistung! 3:0.
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Blick in den Turniersaal,
vorne Brett 1
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Die Bretter 1
- 3
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Das mußte doch
die halbe Miete sein? Weit gefehlt. An den anderen Brettern drehte sich
das Blatt nun immer mehr zu unseren Ungunsten. Zunächst einmal ging
Brett 6 verloren. Stephan Slopinski geriet bereits ausgangs der Eröffnung
in die Passivität, außerdem sah seine Bauernstruktur am Damenflügel
nicht sehr gut aus. Stephan suchte Gegenspiel am Königsflügel,
letztlich konnte er in Zeitnot aber dem Damentausch nicht mehr ausweichen
und seine Gegnerin hatte ein gewonnenes Turmendspiel. 3:1.
Den Anschlußtreffer
kassierten wir dann bei mir an Brett 3. Mein Gegner spielte mit Weiß
eine Art vertauschtes Wolga-Gambit. Er suchte sein Spiel in der Folge auch
logischerweise am Damenflügel, während ich nach einem Zentrumsdurchbruch
trachtete. Nachdem dieser erstmal vereitelt war, verteidigte ich auf der
Damenflanke. Irgendwie lebte ich die ganze Zeit in dem Wahn, schlechter
zu stehen und spielte viel zu passiv. Nach einem Blackout in Zeitnot kam
es zum Damentausch, danach stand ich in einem Turmendspiel auf Verlust.
Angesichts einer Drohung, die gar keine war, gab ich kurz darauf auf. Die
Analyse zeigte aber, das Weiß auf Gewinn stand. Verdienter Anschlußtreffer
für Norden. 3:2, nur noch.
Und dann kam Norden
zum Ausgleich. Ausgerechnet Klaus an Brett 8, der am Anfang so aussichtsreich
stand (s.o.), verlor noch seine Partie. Irgendwo muß Klaus wohl eine
Figur verloren haben, jedenfalls hatte er in einem einfachen Turmendspiel
nur zwei Bauern für einen Springer. So "einfach" war dieses Endspiel
nun auch wieder nicht, wird Klaus sich gedacht haben, und mußte letztlich
aufgeben. 3:3. Wir hatten also unseren schönen Vorsprung verspielt.
Nun war wieder alles offen. In den verbliebenen zwei Partien hätte
noch alles passieren können, das Pendel nach jeder Seite ausschlagen
können.
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Another cup of
coffee: Manfred Gosselings Spiel (re.) war heute "Beste Bohne" und er erlebte
die Krönung, bei Stephan Slopinski (li.) ging es eher entkoffeiniert
zur Sache.
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Heiko Lewin (re.)
grübelt über den entscheidenden taktischen Schlag, wohingegen
Klaus-Dieter Smidt (li.) intensiv sein Partieformular zu studieren scheint.
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Frank Hildebrecht an
Brett 4 hatte gegen den nominell stärksten Norder eine positionell
hochüberlegene Stellung aufgebaut. Nach Damentausch kontrollierte
Frank die offene d-Linie mit den Türmen, sein Gegner konnte nur passiv
lavieren. Frank verschmähte dann allerdings den möglichen Gewinn
des c-Bauern und wollte wohl den Angriff fortsetzen. Hiernach konnte sich
Schwarz aber etwas befreien und es sah fast so aus, als würde die
Partie noch kippen. Frank hielt aber das Remis fest, auf das man sich dann
auch verständigte. 3,5:3,5.
Nun mußte es
also unser Spitzenbrett richten. Edwin Lehmann hatte aber mit Schwarz gegen
Sebastian Müer einen sehr schweren Stand. Nach Tausch der Damen und
der meisten Leichtfiguren kontrollierte der Norder die offene e-Linie mit
beiden Türmen, außerdem hatte er eine Bauernmehrheit am Damenflügel.
Edwin konnte aber ein Turmpaar eliminieren und kam seinerseits am Königsflügel
mit den Bauern ins Rollen. Am Brett waren noch gleiche Läufer. In
besserer Stellung, aber in Zeitnot, patzte Edwin dann, und Sebastian konnte
dreizügig einen wichtigen Bauern gewinnen. Vielmehr, er hätte
können. Nachdem dieses Verhängnis an uns vorbeigegangen war,
tauschte Edwin den letzten Turm und holte sich seinerseits einen Mehrbauern.
Diesen konnte er verwerten. 4,5:3,5.
Nichts für schwache
Nerven. Nun ja, die Punkte sind erstmal im Sack, wie man so schön
sagt. Das Spitzenbrett hätte auch verlieren können, dafür
schien aber an Brett 8 mehr dringewesen zu sein, auch Brett 4 stand zwischenzeitlich
aussichtsreich, also geht der Gesamterfolg wohl in Ordnung. In diesem Jahr
stehen noch zwei Auswärtsspiele an. Zunächst geht es in zwei
Wochen gegen den Wilhelmshavener SC. Dies wird sicher wieder ein sehr schweres
Spiel, denn der WSC hat eine erfahrene Truppe am Start. Die hohe Niederlage
der Wilhelmshavener gegen die Norder sollte uns nicht in Sicherheit wiegen.
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Matchstatistik -
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