- Mannschaftsmeisterschaften 2010/2011 -
 

SF Wilhelmshaven - Turm Holthusen 4,5:3,5
- Fast Überraschung gegen WSF -
 
Gegner in Runde zwei war die 1. Mannschaft der Schachfreunde Wilhelmshaven, ein Team, gegen welches wir bislang noch nie punkten konnten. Es gab allerdings über die Jahre auch nur drei Duelle, und meist war WSF auch klarer Meisterschaftsfavorit. Diesmal spielt die Mannschaft aber aus Personalgründen zwei Klassen tiefer, und obschon wir heute auf Manfred Gosseling verzichten mussten, waren wir in Schlagdistanz und hätten um ein Haar auch etwas Zählbares mit nach Holthusen genommen.

A pro pos Haar: Es war wirklich haarig an einigen Brettern, an fast allen wurde bis auf das Messer gekämpft und die 6-Stunden-Marke dürfte auch erreicht worden sein. Aber letztlich fehlte uns das Quentchen Glück. So knapp waren wir wohl noch die daran, gegen WSF I zu punkten... Doch der Reihe nach:

Das erste Remis gab es bei Joest Wessels an Brett 7 zu vermelden. Joest hatte sich mit Weiß sehr solide aufgebaut. Nach Öffnung der c-Linie wurden alle Schwerfiguren abgetauscht und man landete in einem Springerendspiel. Es waren aber auf keiner Seite Schwächen auszumachen und so endete die Partie mit einem gerechten Remis. 0,5:0,5. Der Einsatz von Joest hatte sich also bezahlt gemacht, ein guter Auftakt.

Nun dauerte es aber eine ganze Weile, bis die zweite Partie entschieden war. An Brett 4 hatte Ludger Hülsmann einen Königsangriff lanciert über die Diagonale a8-h1 und die offene f-Linie. Wenn ich es richtig gesehen habe, hat er auch einen Bauern ins Geschäft gesteckt. Sein Gegner hielt aber alles zusammen und im Endspiel jedenfalls war das Material dann auch wieder gleich. Da in dem einfachen Turmendspiel auch noch ungleiche Läufer am Brett waren, wurde hier wohl zurecht Remis gegeben. 1:1.

Zu diesem Zeitpunkt sah es überhaupt nicht schlecht aus, aber an den Brettern 5 und 6 ereilte uns mehr oder weniger zeitgleich ein doppelter Rückschlag. An Brett 6 hatte Dieter Folten ein symmetrisches Mittelspiel auf dem Brett, eigentlich hatte er mit Schwarz in einer langen Hauptvariante die Probleme überstanden, auch auf der Uhr lag er lange vorne. Doch Dieter investierte nun seinerseits viel Zeit, vielleicht zuviel, denn in Zeitnot verlor er einen Bauern und die Partie. 1:2.

Eine interessante Stellung ergab sich auch bei Keno Lübsen an Brett 5. Keno hatte eine Angriffsstellung, der gegnerische König war ein wenig schutzlos und der Damenflügel noch nicht ganz entwickelt. Da ich selber in Zeitnot war, habe ich hier nicht genau mitbekommen, wie es zu Ende ging, vermutlich war ebenfalls Zeitnot im Spiel und die Stellung vielleicht doch zweischneidiger, als es den Anschein hatte. 1:3.

Aber es gab durchaus noch Hoffnung in diesem Kampf. An Brett 1 hatte Martin Klinkenborg zu diesem Zeitpunkt ein Endspiel mit einer Mehrqualle auf dem Brett, und an Brett 8 spielte Mark Onken nach überstandenen Eröffnungsproblemen nun ebenfalls auf Gewinn. An Brett 2 scheint Edwin Lehmann ausgeglichen zu stehen, während ich um das Remis kämpfen musste.

Den Anschlußpunkt setzte Martin dann am Spitzenbrett. Es war eine scharfe Stellung mit entgegengesetzten Rochaden entstanden, aber die Probleme von Schwarz, welcher lang rochiert hatte, schienen etwas größer zu sein. Jedenfalls konnte Martin in ein Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Läufer abwickeln. Das ließ er sich auch nicht mehr nehmen. 2:3.

Bei mir an Brett 3 ging es schon ab dem frühen Mittelspiel eigentlich nur in eine Richtung und ich mußte verteidigen. Mein Gegner konnte mal an dem einen, mal an dem anderen Flügel eindringen, aber ich hielt einstweilen alles zusammen. Um den 60. Zug herum hätte ich Remis wg. dreimaliger Stellungswiederholung haben können, aber ich merkte es leider zu spät. Mein Gegner drückte in der Folge weiter und hatte wenig später die Chance, eine Qualle zu gewinnen. Wir sahen es aber beide nicht, und wie bei Ludger kamen wir ein Turmendspiel mit ungleichen Läufern - Remis nach über 80 Zügen. 2,5:3,5.

Eine epische Schlacht - und zwei Partien liefen noch... Den größten Kampf und die Entscheidungsschlacht gab es wohl an Brett 8 bei Mark zu sehen. Mark kam schlecht aus der Eröffnung mit dem Verlust einer Figur gegen zwei Bauern, kämpfte sich aber in die Partie zurück. Nachdem er irgendwann materiellen Ausgleich herstellen und auch seine Entwicklung abschließen konnte, spielte er selber sehr aktiv und auf Gewinn. Er brachte im Doppelturmendspiel einen Bauern durch, wonach der Gegner einen Turm geben musste. Danach bekam der Jadestädter aber selber Freibauern. Ob forciert oder nicht - Mark gab jedenfalls irgendwann einen Turm zurück und am Ende hatte jeder noch einen Turm und der Gegner einen Bauern. Jetzt kämpfte Mark ums Remis, aber es reichte nicht mehr. 2,5:4,5.

Die letzte Partie brachte uns dann nochmal den Anschlußpunkt. Edwin stand zwischendurch etwas passiver, lavierte sich aber heraus und hatte im Endspiel Dame und Läufer gegen Dame und Springer. Seine zwei Freibauern am Königsflügel waren wesentlich weiter vorgerückt als die gegnerischen am anderen Flügel. Es schien noch im Remisbereich, aber die Vorteile waren sicherlich bei unserem Mann. Edwin knetete es zum ganzen Punkt. 3,5:4,5.

Schade, schade... Da war heute mehr drin. Man sucht ja immer nach einem halben Brettpünktchen hier oder da. In allen drei Verlustpartien war vielleicht etwas drin, am Ehesten vielleicht bei Mark, aber natürlich haben wir dafür im Gegenzug an meinem Brett etwas Glück gehabt. Sei's drum! Am Ende alles kein Beinbruch, wir sind weiter im Rennen. Nächster Gegner ist in zwei Wochen der Weiße Turm aus Rastede.

- Matchstatistik -

Bei der Geburt getrennt:

 
Jean-Paul Belmondo
Evgeny Alekseev