Gegner in Runde zwei
war die 1. Mannschaft der Schachfreunde Wilhelmshaven, ein Team, gegen
welches wir bislang noch nie punkten konnten. Es gab allerdings über
die Jahre auch nur drei Duelle, und meist war WSF auch klarer Meisterschaftsfavorit.
Diesmal spielt die Mannschaft aber aus Personalgründen zwei Klassen
tiefer, und obschon wir heute auf Manfred Gosseling verzichten mussten,
waren wir in Schlagdistanz und hätten um ein Haar auch etwas Zählbares
mit nach Holthusen genommen.
A pro pos Haar: Es
war wirklich haarig an einigen Brettern, an fast allen wurde bis auf das
Messer gekämpft und die 6-Stunden-Marke dürfte auch erreicht
worden sein. Aber letztlich fehlte uns das Quentchen Glück. So knapp
waren wir wohl noch die daran, gegen WSF I zu punkten... Doch der Reihe
nach:
Das erste Remis gab
es bei Joest Wessels an Brett 7 zu vermelden. Joest hatte sich mit Weiß
sehr solide aufgebaut. Nach Öffnung der c-Linie wurden alle Schwerfiguren
abgetauscht und man landete in einem Springerendspiel. Es waren aber auf
keiner Seite Schwächen auszumachen und so endete die Partie mit einem
gerechten Remis. 0,5:0,5. Der Einsatz von Joest hatte sich also
bezahlt gemacht, ein guter Auftakt.
Nun dauerte es aber
eine ganze Weile, bis die zweite Partie entschieden war. An Brett 4 hatte
Ludger Hülsmann einen Königsangriff lanciert über die Diagonale
a8-h1 und die offene f-Linie. Wenn ich es richtig gesehen habe, hat er
auch einen Bauern ins Geschäft gesteckt. Sein Gegner hielt aber alles
zusammen und im Endspiel jedenfalls war das Material dann auch wieder gleich.
Da in dem einfachen Turmendspiel auch noch ungleiche Läufer am Brett
waren, wurde hier wohl zurecht Remis gegeben. 1:1.
Zu diesem Zeitpunkt
sah es überhaupt nicht schlecht aus, aber an den Brettern 5 und 6
ereilte uns mehr oder weniger zeitgleich ein doppelter Rückschlag.
An Brett 6 hatte Dieter Folten ein symmetrisches Mittelspiel auf dem Brett,
eigentlich hatte er mit Schwarz in einer langen Hauptvariante die Probleme
überstanden, auch auf der Uhr lag er lange vorne. Doch Dieter investierte
nun seinerseits viel Zeit, vielleicht zuviel, denn in Zeitnot verlor er
einen Bauern und die Partie. 1:2.
Eine interessante Stellung
ergab sich auch bei Keno Lübsen an Brett 5. Keno hatte eine Angriffsstellung,
der gegnerische König war ein wenig schutzlos und der Damenflügel
noch nicht ganz entwickelt. Da ich selber in Zeitnot war, habe ich hier
nicht genau mitbekommen, wie es zu Ende ging, vermutlich war ebenfalls
Zeitnot im Spiel und die Stellung vielleicht doch zweischneidiger, als
es den Anschein hatte. 1:3.
Aber es gab durchaus
noch Hoffnung in diesem Kampf. An Brett 1 hatte Martin Klinkenborg zu diesem
Zeitpunkt ein Endspiel mit einer Mehrqualle auf dem Brett, und an Brett
8 spielte Mark Onken nach überstandenen Eröffnungsproblemen nun
ebenfalls auf Gewinn. An Brett 2 scheint Edwin Lehmann ausgeglichen zu
stehen, während ich um das Remis kämpfen musste.
Den Anschlußpunkt
setzte Martin dann am Spitzenbrett. Es war eine scharfe Stellung mit entgegengesetzten
Rochaden entstanden, aber die Probleme von Schwarz, welcher lang rochiert
hatte, schienen etwas größer zu sein. Jedenfalls konnte Martin
in ein Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Läufer abwickeln.
Das ließ er sich auch nicht mehr nehmen. 2:3.
Bei mir an Brett 3
ging es schon ab dem frühen Mittelspiel eigentlich nur in eine Richtung
und ich mußte verteidigen. Mein Gegner konnte mal an dem einen, mal
an dem anderen Flügel eindringen, aber ich hielt einstweilen alles
zusammen. Um den 60. Zug herum hätte ich Remis wg. dreimaliger Stellungswiederholung
haben können, aber ich merkte es leider zu spät. Mein Gegner
drückte in der Folge weiter und hatte wenig später die Chance,
eine Qualle zu gewinnen. Wir sahen es aber beide nicht, und wie bei Ludger
kamen wir ein Turmendspiel mit ungleichen Läufern - Remis nach über
80 Zügen. 2,5:3,5.
Eine epische Schlacht
- und zwei Partien liefen noch... Den größten Kampf und die
Entscheidungsschlacht gab es wohl an Brett 8 bei Mark zu sehen. Mark kam
schlecht aus der Eröffnung mit dem Verlust einer Figur gegen zwei
Bauern, kämpfte sich aber in die Partie zurück. Nachdem er irgendwann
materiellen Ausgleich herstellen und auch seine Entwicklung abschließen
konnte, spielte er selber sehr aktiv und auf Gewinn. Er brachte im Doppelturmendspiel
einen Bauern durch, wonach der Gegner einen Turm geben musste. Danach bekam
der Jadestädter aber selber Freibauern. Ob forciert oder nicht - Mark
gab jedenfalls irgendwann einen Turm zurück und am Ende hatte jeder
noch einen Turm und der Gegner einen Bauern. Jetzt kämpfte Mark ums
Remis, aber es reichte nicht mehr. 2,5:4,5.
Die letzte Partie brachte
uns dann nochmal den Anschlußpunkt. Edwin stand zwischendurch etwas
passiver, lavierte sich aber heraus und hatte im Endspiel Dame und Läufer
gegen Dame und Springer. Seine zwei Freibauern am Königsflügel
waren wesentlich weiter vorgerückt als die gegnerischen am anderen
Flügel. Es schien noch im Remisbereich, aber die Vorteile waren sicherlich
bei unserem Mann. Edwin knetete es zum ganzen Punkt. 3,5:4,5.
Schade, schade... Da
war heute mehr drin. Man sucht ja immer nach einem halben Brettpünktchen
hier oder da. In allen drei Verlustpartien war vielleicht etwas drin, am
Ehesten vielleicht bei Mark, aber natürlich haben wir dafür im
Gegenzug an meinem Brett etwas Glück gehabt. Sei's drum! Am Ende alles
kein Beinbruch, wir sind weiter im Rennen. Nächster Gegner ist in
zwei Wochen der Weiße Turm aus Rastede.
-
Matchstatistik -
Bei der Geburt getrennt:
|
|
Jean-Paul Belmondo
|
Evgeny Alekseev
|
|