- Mannschaftsmeisterschaften 2009/2010 -
 

SC Wilhelmshaven - Turm Holthusen 4:4
- Martin Klinkenborg und Keno Lübsen punkten für Holthusen -
 
Die dritte Runde der Mannschaftsmeisterschaften bescherte uns den SC Wilhelmshaven als Gegner. Gegen dieses Team gab es in den beiden letzten Jahren jeweils Niederlagen, die Gesamtbilanz lautet 4:5 aus unserer Sicht bei bislang noch keinem Unentschieden. Holthusen spielte heute in der gleichen Formation wie schon in der Auftaktrunde gegen Lohne. Die Gastgeber waren auch ganz gut bestückt und nahezu in Bestbesetzung. Auf dem Papier waren die Jadestädter leichter Favorit, aber wir rechneten uns schon die ein oder andere Chance aus.

Wir standen heute schnell an mehreren Brettern ganz passabel, und lange Zeit schien der Kampf in unsere Richtung zu laufen. Es gab aber ein paar Rückschläge und auch die ein oder andere gute Stellung konnte von uns nicht verwertet werden, so daß am Ende nur ein 4:4 dabei herauskam. Aber der Reihe nach:

Zunächst gab es eine Niederlage zu vermelden. Michael Gardey an Brett 7 hatte sich bei einer Abtauschserie verrechnet und verlor Material, da er eine zwischenzeitlich aufgestellte Mattdrohung abwenden musste, welche die Kombination durchkreuzte. Doch das 0:1 warf uns zunächst nicht aus der Bahn. Der Ausgleich fiel an Brett 8 durch Keno Lübsen. Sein Gegner hatte ein Gambit gespielt, wobei Keno aber den Mehrbauern überzeugend behalten konnte. Er begann dann, die gegnerische Stellung thematisch am Damenflügel aufzurollen. Den Konter am Königsflügel konnte er mit einem wunderschönen Damenzug ins Leere laufen lassen, wobei sich die Dame dem feindlichen Turm keck en prise stellte. Keno drang schließlich via Damenflanke auf die gegnerische Grundreihe ein, wobei er mit Dame und Turm sowohl Drohungen gegen den König des Wilhelmshaveners aufstellte als auch einen Freibauern unterstützte. Die Partie wurde hier aufgegeben. 1:1. Eine ganz hervorragende, positionelle  Leistung!

Das erste Remis gab es dann an Brett 3 bei mir zu vermelden. In einer recht ereignisarmen Partie hatte ich nach dem Damentausch zwar ein wenig Kontrolle auf der d-Linie und vielleicht die etwas besseren Leichtfiguren, aber das Gleichgewicht war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ernsthaft gestört und die Stellung recht vereinfacht, außerdem schätzte ich die Lage an den anderen Brettern als sehr positiv für uns ein. Nunmehr 1,5:1,5.

Es gab aber einen weiteren Rückschlag zu vermelden, der nun schon etwas schmerzlicher war: Ludger Hülsmann hatte eigentlich immer etwas die Initiative, doch sein Gegner hielt hart dagegen und in einer offenen, dynamischen Position gab es eine Menge Abzugs- und Doppelangriffsmotive, die sich erst bei tieferem Blick in die Stellung offenbarten. Ein ungenauer Bauernzug von Ludger mit Schwächung von Feldern um den eigenen König führte in der scharfen Stellung bereits unmittelbar zum Verlust. Das kam zu diesem Zeitpunkt sicherlich etwas überraschend. 1,5:2,5.

Ein Remis gab es an Brett 2. Edwin Lehmann stand lange optisch recht passabel, aber er unterschätzte wohl einen Bauernvorstoß auf der c-Linie, wonach die Initiative eher an den Gegner ging. Es war allerdings noch nichts ernsthaftes passiert und man einigte sich in dieser Situation auf ein Remis. 2:3.

Die letzten drei Partien sollten sich nun allesamt als sehr spannend und aufreibend erweisen. Wir mussten ja zumindest noch einen Punkt aufholen, aber rein von den Stellungen her schien sogar mehr möglich. Brett 1 stand auf Gewinn, Brett 4 war etwas im Vorteil. Und zu Brett 6 kommen wir nun. Heiko Lewin hatte die Bedenkzeit diesmal gut im Griff und bot eine sehr konzentrierte Leistung. Er konnte zunächst einen Bauern gewinnen, musste ihn aber wieder abgeben, dennoch hatte er mit Schwarz mindestens einmal Ausgleich erzielt. Mit den aktiveren Figuren startete er dann einen starken Angriff mit Motiven gegen einen gefesselten gegnersichen Turm und die schwache Grundreihe.

Rybka sieht hinterher hier einen Gewinn, aber in Zeitnot und in schwieriger Lage findet Heiko nur eine Abwicklung, die am Ende ein Dauerschach ergibt. Sein Gegner hat aber auch eine gute Verteidigungsleistung geboten. 2,5:3,5. Ein harter Fight!

Als plötzlich auch noch die Gewinnstellung an Brett 1 ins Wanken geriet, schien sich in dieser Phase der Kampf zu wenden. Aber Martin Klinkenborg bewahrte dort kaltes Blut. Sein Gegner hatte früh einen Einschlag auf f7 übersehen und verlor die Rochade und einen Bauern, auch wenn Martins Bauernstruktur etwas beschädigt war. Martin spielte überzeugend und der Wilhelmshavener hatte in der Folge immer das Problem, seinen Königsflügel nicht vollständig entwickeln zu können. Am Ende hatte Martin eine harte Gewinnstellung, aber sein Gegner hatte Material geopfert und jagte plötzlich mit seiner Dame in beiderseitiger Zeitnot Martins König über das Feld. Dauerschach? Wir zitterten. Aber unser Mann überstand die Zeitnot und fand doch noch einen sicheren Platz für seinen Monarchen - im gegnersichen Lager. Der Gegner musste aufgeben, da ihm die Schachgebote ausgingen. 3,5:3,5.

Die Entscheidung sollte also an Brett 4 fallen. Manfred Gosseling konnte seine Vorbereitung auf das Brett bringen. Er hatte mit Schwarz Ausgleich und nach Abtausch sämtlicher Schwerfiguren im Endspiel das Läuferpaar gegen Springer und Läufer mit Bauern auf beiden Flügeln. Das sollte besser für ihn sein. Sein Gegner hatte irgendwann ein Remisangebot abgelehnt, womöglich auf Grund der Lage im Gesamtkampf zu diesem Zeitpunkt, nun wäre er mit einem Remis wohl zufrieden gewesen. Manfred gewann einen Bauern und tauschte einen Läufer gegen den gegnerischen Springer ab. Nun hatte der Holthuser drei zu zwei Bauern bei ungleichen Läufern. Wir hofften noch etwas auf einen Sieg unseres Mannes, aber es war kompliziert und wurde von Manfred dann auch sehr schnell Remis gegeben. Schwer zu beurteilen, habe schon mit Rybka gesiebt, bleiben immer noch 1000 Möglichkeiten... 4:4. Die Mannschaftspunkte wurden also geteilt, zum ersten Mal überhaupt gegen WSC.

Okay, vielleicht war heute mehr drin. Aber ein Punkt gegen die auf dem Papier stärkeren Wilhelmshavener ist genauso befriedigend wie unsere Tabellensituation im Moment. In zwei Wochen kommt zwar die starke SG Esens-Wittmund, aber dennoch können wir danach beruhigt in die Weihnachtsferien gehen.

- Matchstatistik -

 
Unsere neuen Experten:
Nigel Long und Boris Gelefand