Die dritte Runde der
Mannschaftsmeisterschaften bescherte uns den SC Wilhelmshaven als Gegner.
Gegen dieses Team gab es in den beiden letzten Jahren jeweils Niederlagen,
die Gesamtbilanz lautet 4:5 aus unserer Sicht bei bislang noch keinem Unentschieden.
Holthusen spielte heute in der gleichen Formation wie schon in der Auftaktrunde
gegen Lohne. Die Gastgeber waren auch ganz gut bestückt und nahezu
in Bestbesetzung. Auf dem Papier waren die Jadestädter leichter Favorit,
aber wir rechneten uns schon die ein oder andere Chance aus.
Wir standen heute schnell
an mehreren Brettern ganz passabel, und lange Zeit schien der Kampf in
unsere Richtung zu laufen. Es gab aber ein paar Rückschläge und
auch die ein oder andere gute Stellung konnte von uns nicht verwertet werden,
so daß am Ende nur ein 4:4 dabei herauskam. Aber der Reihe nach:
Zunächst gab es
eine Niederlage zu vermelden. Michael Gardey an Brett 7 hatte sich bei
einer Abtauschserie verrechnet und verlor Material, da er eine zwischenzeitlich
aufgestellte Mattdrohung abwenden musste, welche die Kombination durchkreuzte.
Doch das 0:1 warf uns zunächst nicht aus der Bahn. Der Ausgleich
fiel an Brett 8 durch Keno Lübsen. Sein Gegner hatte ein Gambit gespielt,
wobei Keno aber den Mehrbauern überzeugend behalten konnte. Er begann
dann, die gegnerische Stellung thematisch am Damenflügel aufzurollen.
Den Konter am Königsflügel konnte er mit einem wunderschönen
Damenzug ins Leere laufen lassen, wobei sich die Dame dem feindlichen Turm
keck en prise stellte. Keno drang schließlich via Damenflanke auf
die gegnerische Grundreihe ein, wobei er mit Dame und Turm sowohl Drohungen
gegen den König des Wilhelmshaveners aufstellte als auch einen Freibauern
unterstützte. Die Partie wurde hier aufgegeben. 1:1. Eine ganz
hervorragende, positionelle Leistung!
Das erste Remis gab
es dann an Brett 3 bei mir zu vermelden. In einer recht ereignisarmen Partie
hatte ich nach dem Damentausch zwar ein wenig Kontrolle auf der d-Linie
und vielleicht die etwas besseren Leichtfiguren, aber das Gleichgewicht
war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ernsthaft gestört und die Stellung
recht vereinfacht, außerdem schätzte ich die Lage an den anderen
Brettern als sehr positiv für uns ein. Nunmehr 1,5:1,5.
Es gab aber einen weiteren
Rückschlag zu vermelden, der nun schon etwas schmerzlicher war: Ludger
Hülsmann hatte eigentlich immer etwas die Initiative, doch sein Gegner
hielt hart dagegen und in einer offenen, dynamischen Position gab es eine
Menge Abzugs- und Doppelangriffsmotive, die sich erst bei tieferem Blick
in die Stellung offenbarten. Ein ungenauer Bauernzug von Ludger mit Schwächung
von Feldern um den eigenen König führte in der scharfen Stellung
bereits unmittelbar zum Verlust. Das kam zu diesem Zeitpunkt sicherlich
etwas überraschend. 1,5:2,5.
Ein Remis gab es an
Brett 2. Edwin Lehmann stand lange optisch recht passabel, aber er unterschätzte
wohl einen Bauernvorstoß auf der c-Linie, wonach die Initiative eher
an den Gegner ging. Es war allerdings noch nichts ernsthaftes passiert
und man einigte sich in dieser Situation auf ein Remis. 2:3.
Die letzten drei Partien
sollten sich nun allesamt als sehr spannend und aufreibend erweisen. Wir
mussten ja zumindest noch einen Punkt aufholen, aber rein von den Stellungen
her schien sogar mehr möglich. Brett 1 stand auf Gewinn, Brett 4 war
etwas im Vorteil. Und zu Brett 6 kommen wir nun. Heiko Lewin hatte die
Bedenkzeit diesmal gut im Griff und bot eine sehr konzentrierte Leistung.
Er konnte zunächst einen Bauern gewinnen, musste ihn aber wieder abgeben,
dennoch hatte er mit Schwarz mindestens einmal Ausgleich erzielt. Mit den
aktiveren Figuren startete er dann einen starken Angriff mit Motiven gegen
einen gefesselten gegnersichen Turm und die schwache Grundreihe.
Rybka sieht hinterher
hier einen Gewinn, aber in Zeitnot und in schwieriger Lage findet Heiko
nur eine Abwicklung, die am Ende ein Dauerschach ergibt. Sein Gegner hat
aber auch eine gute Verteidigungsleistung geboten. 2,5:3,5. Ein
harter Fight!
Als plötzlich
auch noch die Gewinnstellung an Brett 1 ins Wanken geriet, schien sich
in dieser Phase der Kampf zu wenden. Aber Martin Klinkenborg bewahrte dort
kaltes Blut. Sein Gegner hatte früh einen Einschlag auf f7 übersehen
und verlor die Rochade und einen Bauern, auch wenn Martins Bauernstruktur
etwas beschädigt war. Martin spielte überzeugend und der Wilhelmshavener
hatte in der Folge immer das Problem, seinen Königsflügel nicht
vollständig entwickeln zu können. Am Ende hatte Martin eine harte
Gewinnstellung, aber sein Gegner hatte Material geopfert und jagte plötzlich
mit seiner Dame in beiderseitiger Zeitnot Martins König über
das Feld. Dauerschach? Wir zitterten. Aber unser Mann überstand die
Zeitnot und fand doch noch einen sicheren Platz für seinen Monarchen
- im gegnersichen Lager. Der Gegner musste aufgeben, da ihm die Schachgebote
ausgingen. 3,5:3,5.
Die Entscheidung sollte
also an Brett 4 fallen. Manfred Gosseling konnte seine Vorbereitung auf
das Brett bringen. Er hatte mit Schwarz Ausgleich und nach Abtausch sämtlicher
Schwerfiguren im Endspiel das Läuferpaar gegen Springer und Läufer
mit Bauern auf beiden Flügeln. Das sollte besser für ihn sein.
Sein Gegner hatte irgendwann ein Remisangebot abgelehnt, womöglich
auf Grund der Lage im Gesamtkampf zu diesem Zeitpunkt, nun wäre er
mit einem Remis wohl zufrieden gewesen. Manfred gewann einen Bauern und
tauschte einen Läufer gegen den gegnerischen Springer ab. Nun hatte
der Holthuser drei zu zwei Bauern bei ungleichen Läufern. Wir hofften
noch etwas auf einen Sieg unseres Mannes, aber es war kompliziert und wurde
von Manfred dann auch sehr schnell Remis gegeben. Schwer zu beurteilen,
habe schon mit Rybka gesiebt, bleiben immer noch 1000 Möglichkeiten...
4:4. Die Mannschaftspunkte wurden also geteilt, zum ersten Mal überhaupt
gegen WSC.
Okay, vielleicht war
heute mehr drin. Aber ein Punkt gegen die auf dem Papier stärkeren
Wilhelmshavener ist genauso befriedigend wie unsere Tabellensituation im
Moment. In zwei Wochen kommt zwar die starke SG Esens-Wittmund, aber dennoch
können wir danach beruhigt in die Weihnachtsferien gehen.
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Matchstatistik -
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Unsere neuen Experten:
Nigel Long und Boris
Gelefand
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