Langsam wird es unheimlich
- viertes Saisonspiel, vierter Sieg. Und das gegen das auf dem Papier zweitstärkste
Team, den SK Rhauderfehn. Übrigens sind wir in Fehn nicht gern geseh'n
- rein sportlich natürlich! Denn die Statistik weist bisher keine
Niederlage gegen Rhauderfehn aus. Sieben Siegen stehen zwei Unentschieden
gegenüber. Heute gab es also den zehnten Pflichtspielvergleich. Und
es wurde ein dramatischer. Irgendwie scheint die ganze Saison aus einer
Abfolge von epischen Schlachten zu bestehen.
Rhauderfehn hat mächtig
aufgerüstet, papiermäßig waren sie auch etwas favorisiert.
Vorne vor allem stachen die beiden ersten Bretter ins Auge, die noch in
der letzten Saison in der Oberliga spielten. Hätten alle gemeldeten
Spieler gespielt, hätte man heute fast von einem Frisia Loga-Revival
in den Fehntjer Reihen sprechen können. Nun denn, hinten hatten wertungszahltechnisch
wir die Vorteile, sodaß von einem engen Wettkampf ausgegangen werden
konnte. Das wurde es in der Tat. Diesmal hatten wir übrigens nicht
das Glück wie in den ersten drei Runden, mit einem kampflosen Punkt
zu starten - ein freiloses Durcheinander!
Das Match begann damit,
daß wir an gleich zwei Brettern durch Eröffnungsfallen deutlich
in Vorteil gerieten. Dabei war die Partie an Brett 6 von Ludger Hülsmann
dann auch recht schnell beendet. Ludger gewann durch einen etwas abgewandelten,
nicht unbekannten Trick Läufer und Turm, wonach sein Gegner sogleich
zurecht die Waffen streckte. 1:0. Ich scherzte gegenüber Ludger,
der mit Edwin Lehmann gefahren war: "Jetzt darfst Du sechs Stunden auf
Edwin warten!" Diese im Spaß geäußerte "Drohung" sollte
sich als wahrhaft prophetisch erweisen.
Die andere Eröffnungsfalle
gelang mir selber an Brett 4. Mein Gegner hätte eigentlich "nur" die
Rochade verloren und eine schlechte Bauernstruktur gehabt, entschied sich
aber dafür, einen Turm zu geben, um noch rochieren und sich schnell
entwickeln zu können, vermutlich hoffte er auch, noch einen Springer
zurückzubekommen. Als ich diesen jedoch aus der gegnerischen Stellung
wieder herausführen konnte, war es eigentlich gelaufen. Zuvor gab
es aber noch ein Remis zu vermelden. Dieses fand an Brett 3 bei Frank Hildebrecht
statt. In einer ausgeglichenen, dynamischen Stellung bot sein Gegner Gerd
Rickers, der mit etwas Zeitverzug ans Brett kam an, und Frank willigte
in ein leistungsgerechtes Remis ein. 1,5:0,5, kurz darauf gab mein
Gegner angesichts weiterer Drohungen auf, und wir führten 2,5:0,5.
Dennoch war weiterhin
alles offen, in erster Linie schien die Fehntjer Doppelspitze für
zwei Punkte gut, sodaß wir an den drei verbliebenen, hinteren Brettern
unbedingt noch was holen mußten. Am ehesten schien dies an Brett
5 bei Manfred Gosseling möglich zu sein. Manfred kam gut heraus, hatte
eine offene Linie und belagerte auch einen rückständigen Bauern.
Sein Damentausch dann war allerdings wohl zu früh, und der Fehntjer
konnte in ein Doppelturmendspiel mit noch jeweils einem Läufer abwickeln.
Eine unklare Stellung. Hier nahm Manfred ein Remisangebot seines Gegners
an, angesichts des Spielstandes auch okay für uns. 3:1.
Ein weiteres Remis
bahnte sich an Brett 7 bei Heiko Lewin an. Heiko war besser aus der Eröffnung
gekommen, auch wenn er nachher einen Isolani hatte und gegen das Läuferpaar
spielte, außerdem gegen die Uhr. Nachdem ein Läufer weg war,
stand Heiko weiterhin so aktiv, daß es kein Problem sein sollte,
die restlichen Züge zu schaffen. Heiko bot hier Remis an, und da die
Stellung wirklich nichts mehr herzugeben schien, nahm sein Gegner an. 3,5:1,5.
Die Führung war aber etwas trügerisch, denn wir mußten
weiter fürchten, daß die Doppelspitze zuschlägt, was sich
auch immer mehr anbahnte. So schien die entscheidende Schlacht heute an
Brett 8 geschlagen zu werden.
Hier war Manfred Lennartz
am Werk. Manfred war mit Schwarz mit Ausgleich aus der Eröffnung gekommen,
die Stellung war scharf, aber symmetrisch. Nach ein paar Abtauschen gelangte
man in ein Endspiel mit jeweils Dame und einem Turm. Manfred gewann einen
Bauern auf dem Damenflügel, doch sein Gegner erhielt dafür etwas
aktives Figurenspiel. Wir hofften verzweifelt auf einen Sieg unseres Mannes
angesichts der Lage an den beiden ersten Brettern, doch der Fehntjer gewann
nach Damentausch einen Bauern zurück und das Turmendspiel war dann
auf einmal sogar für ihn besser. Aber nach fünf Stunden waren
beide Kämpfer erschöpft und Manfred nahm ein Remisangebot an.
4:2.
Ein Punkt war also
schonmal gerettet, damit waren wir auf jeden Fall mehr als zufrieden. Ein
Sieg schien auch nicht mehr möglich. Am Spitzenbrett hatte Martin
Klinkenborg die auf dem Papier schwierigste Aufgabe. Martin, der sich eine
bestimmte Variante zurechtgelegt hatte, kam aber gut aus der Eröffnung
und konnte mehr als nur mitspielen. Schließlich konnte er sogar einen
kleinen Königsangriff inszenieren. Doch sein Gegner verteidigte kühl
und wich dann auch einer Zugwiederholung aus. Martin verlor irgendwann
einen Bauern, setzte dann aber nochmal alles auf Angriff. Doch der Gegenangriff
war etwas schneller und Martin mußte schließlich Material geben,
um nicht Matt zu werden. 4:3. Ein großer Kampf dennoch, ein
Lob auch an Martin für seine Leistung.
Wie sich nun herausstellte,
sollte die entscheidene Schlacht doch an Brett 2 stattfinden, an welchem
Edwin in schlechterer Stellung viel Kampfgeist zeigte. Gegen den Tabellenführer
des Rheiderlandpokals, Uwe Rau, kam unser Mann noch ganz gut aus der Eröffnung.
Uwe tauschte aber alle Schwerfiguren und hatte eine Bauernmehrheit am Damenflügel.
Edwins Mehrheit am Königsflügel fiel dabei nicht ins Gewicht,
da er dort einen Doppelbauern hatte und die Struktur fest war. Somit fürchteten
wir um die Bildung eines Freibauern am Damenflügel. Uwe gab die Bauernmehrheit
am Damenflügel für zwei verbundene Freibauern im Zentrum in einem
einfachen Springerendspiel auf - die Entscheidung!? Nein! Edwin kämpfte
fantastisch und konnte irgendwie alle Bauern rasieren. Es wurde bis auf
die blanken Könige heruntergespielt - Minimum in Edwins Mannschaftspartien!
Remis nach 6 Stunden.
4,5:3,5. Unglaublich. Ich weiß auch nicht, wo Edwin das wieder
hergenommen hat. Fighting chess!
Jetzt haben wir also
acht Punkte auf dem Konto. Der Klassenerhalt dürfte damit geschafft
sein. Wir freuen uns jetzt bis zum Februar über eine bisher riesig
verlaufende Saison und können den vor uns liegenden Aufgaben nun mit
großer Gelassenheit entgegensehen.
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Matchstatistik -
Die Experten zum
heutigen Spiel
Heger und Pflort
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Helmut Heger und
Vlastimil Pflort
Jede Ähnlichkeit
mit lebenden und bekannten
Persönlichkeiten
ist absolut gewollt und unvermeidlich
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Und weil es heute
so schön war, darf natürlich
auch der hier unvermeidliche
Bobby nicht fehlen:
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Advantage - Holthusen
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