- Mannschaftsmeisterschaften 2006/2007 -
 

SK Rhauderfehn - Turm Holthusen 3,5:4,5
- Auf Emdens Spuren (aber nur Kickers) -
 
Langsam wird es unheimlich - viertes Saisonspiel, vierter Sieg. Und das gegen das auf dem Papier zweitstärkste Team, den SK Rhauderfehn. Übrigens sind wir in Fehn nicht gern geseh'n - rein sportlich natürlich! Denn die Statistik weist bisher keine Niederlage gegen Rhauderfehn aus. Sieben Siegen stehen zwei Unentschieden gegenüber. Heute gab es also den zehnten Pflichtspielvergleich. Und es wurde ein dramatischer. Irgendwie scheint die ganze Saison aus einer Abfolge von epischen Schlachten zu bestehen.

Rhauderfehn hat mächtig aufgerüstet, papiermäßig waren sie auch etwas favorisiert. Vorne vor allem stachen die beiden ersten Bretter ins Auge, die noch in der letzten Saison in der Oberliga spielten. Hätten alle gemeldeten Spieler gespielt, hätte man heute fast von einem Frisia Loga-Revival in den Fehntjer Reihen sprechen können. Nun denn, hinten hatten wertungszahltechnisch wir die Vorteile, sodaß von einem engen Wettkampf ausgegangen werden konnte. Das wurde es in der Tat. Diesmal hatten wir übrigens nicht das Glück wie in den ersten drei Runden, mit einem kampflosen Punkt zu starten - ein freiloses Durcheinander!

Das Match begann damit, daß wir an gleich zwei Brettern durch Eröffnungsfallen deutlich in Vorteil gerieten. Dabei war die Partie an Brett 6 von Ludger Hülsmann dann auch recht schnell beendet. Ludger gewann durch einen etwas abgewandelten, nicht unbekannten Trick Läufer und Turm, wonach sein Gegner sogleich zurecht die Waffen streckte. 1:0. Ich scherzte gegenüber Ludger, der mit Edwin Lehmann gefahren war: "Jetzt darfst Du sechs Stunden auf Edwin warten!" Diese im Spaß geäußerte "Drohung" sollte sich als wahrhaft prophetisch erweisen.

Die andere Eröffnungsfalle gelang mir selber an Brett 4. Mein Gegner hätte eigentlich "nur" die Rochade verloren und eine schlechte Bauernstruktur gehabt, entschied sich aber dafür, einen Turm zu geben, um noch rochieren und sich schnell entwickeln zu können, vermutlich hoffte er auch, noch einen Springer zurückzubekommen. Als ich diesen jedoch aus der gegnerischen Stellung wieder herausführen konnte, war es eigentlich gelaufen. Zuvor gab es aber noch ein Remis zu vermelden. Dieses fand an Brett 3 bei Frank Hildebrecht statt. In einer ausgeglichenen, dynamischen Stellung bot sein Gegner Gerd Rickers, der mit etwas Zeitverzug ans Brett kam an, und Frank willigte in ein leistungsgerechtes Remis ein. 1,5:0,5, kurz darauf gab mein Gegner angesichts weiterer Drohungen auf, und wir führten 2,5:0,5.

Dennoch war weiterhin alles offen, in erster Linie schien die Fehntjer Doppelspitze für zwei Punkte gut, sodaß wir an den drei verbliebenen, hinteren Brettern unbedingt noch was holen mußten. Am ehesten schien dies an Brett 5 bei Manfred Gosseling möglich zu sein. Manfred kam gut heraus, hatte eine offene Linie und belagerte auch einen rückständigen Bauern. Sein Damentausch dann war allerdings wohl zu früh, und der Fehntjer konnte in ein Doppelturmendspiel mit noch jeweils einem Läufer abwickeln. Eine unklare Stellung. Hier nahm Manfred ein Remisangebot seines Gegners an, angesichts des Spielstandes auch okay für uns. 3:1.

Ein weiteres Remis bahnte sich an Brett 7 bei Heiko Lewin an. Heiko war besser aus der Eröffnung gekommen, auch wenn er nachher einen Isolani hatte und gegen das Läuferpaar spielte, außerdem gegen die Uhr. Nachdem ein Läufer weg war, stand Heiko  weiterhin so aktiv, daß es kein Problem sein sollte, die restlichen Züge zu schaffen. Heiko bot hier Remis an, und da die Stellung wirklich nichts mehr herzugeben schien, nahm sein Gegner an. 3,5:1,5. Die Führung war aber etwas trügerisch, denn wir mußten weiter fürchten, daß die Doppelspitze zuschlägt, was sich auch immer mehr anbahnte. So schien die entscheidende Schlacht heute an Brett 8 geschlagen zu werden.

Hier war Manfred Lennartz am Werk. Manfred war mit Schwarz mit Ausgleich aus der Eröffnung gekommen, die Stellung war scharf, aber symmetrisch. Nach ein paar Abtauschen gelangte man in ein Endspiel mit jeweils Dame und einem Turm. Manfred gewann einen Bauern auf dem Damenflügel, doch sein Gegner erhielt dafür etwas aktives Figurenspiel. Wir hofften verzweifelt auf einen Sieg unseres Mannes angesichts der Lage an den beiden ersten Brettern, doch der Fehntjer gewann nach Damentausch einen Bauern zurück und das Turmendspiel war dann auf einmal sogar für ihn besser. Aber nach fünf Stunden waren beide Kämpfer erschöpft und Manfred nahm ein Remisangebot an. 4:2.

Ein Punkt war also schonmal gerettet, damit waren wir auf jeden Fall mehr als zufrieden. Ein Sieg schien auch nicht mehr möglich. Am Spitzenbrett hatte Martin Klinkenborg die auf dem Papier schwierigste Aufgabe. Martin, der sich eine bestimmte Variante zurechtgelegt hatte, kam aber gut aus der Eröffnung und konnte mehr als nur mitspielen. Schließlich konnte er sogar einen kleinen Königsangriff inszenieren. Doch sein Gegner verteidigte kühl und wich dann auch einer Zugwiederholung aus. Martin verlor irgendwann einen Bauern, setzte dann aber nochmal alles auf Angriff. Doch der Gegenangriff war etwas schneller und Martin mußte schließlich Material geben, um nicht Matt zu werden. 4:3. Ein großer Kampf dennoch, ein Lob auch an Martin für seine Leistung.

Wie sich nun herausstellte, sollte die entscheidene Schlacht doch an Brett 2 stattfinden, an welchem Edwin in schlechterer Stellung viel Kampfgeist zeigte. Gegen den Tabellenführer des Rheiderlandpokals, Uwe Rau, kam unser Mann noch ganz gut aus der Eröffnung. Uwe tauschte aber alle Schwerfiguren und hatte eine Bauernmehrheit am Damenflügel. Edwins Mehrheit am Königsflügel fiel dabei nicht ins Gewicht, da er dort einen Doppelbauern hatte und die Struktur fest war. Somit fürchteten wir um die Bildung eines Freibauern am Damenflügel. Uwe gab die Bauernmehrheit am Damenflügel für zwei verbundene Freibauern im Zentrum in einem einfachen Springerendspiel auf - die Entscheidung!? Nein! Edwin kämpfte fantastisch und konnte irgendwie alle Bauern rasieren. Es wurde bis auf die blanken Könige heruntergespielt - Minimum in Edwins Mannschaftspartien!

Remis nach 6 Stunden. 4,5:3,5. Unglaublich. Ich weiß auch nicht, wo Edwin das wieder hergenommen hat. Fighting chess!

Jetzt haben wir also acht Punkte auf dem Konto. Der Klassenerhalt dürfte damit geschafft sein. Wir freuen uns jetzt bis zum Februar über eine bisher riesig verlaufende Saison und können den vor uns liegenden Aufgaben nun mit großer Gelassenheit entgegensehen.

- Matchstatistik -
 

Die Experten zum heutigen Spiel
Heger und Pflort
Helmut Heger und Vlastimil Pflort 
Jede Ähnlichkeit mit lebenden und bekannten
Persönlichkeiten ist absolut gewollt und unvermeidlich
 
Und weil es heute so schön war, darf natürlich
auch der hier unvermeidliche Bobby nicht fehlen:
Advantage - Holthusen