- Mannschaftsmeisterschaften 2008/2009 -
 

SC Aurich - Turm Holthusen 2:6
- Turm zum Jahresabschluß glänzend wie ein Weihnachtsbaum -
 
In der vierten Runde trafen wir auf einen Weggefährten aus alten Zeiten, den SC Aurich. Der letzte Kampf gegen dieses Team ist schon sechs Jahre her, aber genauso unvergessen wie das letzte Auswärtsspiel in Aurich vor fast zehn Jahren. In beiden Fällen ging es für uns um den Aufstieg am jeweils letzten Spieltag. 1999 brachte uns ein dramatisches 4:4 in die Bezirksliga, vor sechs Jahren allerdings gewannen wir mit 4,5:3,5 um genau einen halben Brettpunkt zu niedrig, was uns den Aufstieg in die Verbandsliga verwehrte. Diesmal nun ging es für beide um etwas - Abstiegskampf war angesagt.

Wir konnten diesmal fast mit Bestbesetzung spielen. Sehr wichtig war der Einsatz von Martin Klinkenborg, welcher noch im letzten Spiel fehlte. Aurich trat nicht ganz in Bestbesetzung an, hatte aber wie immer ein sehr ausgeglichenes und erfahrenes Team am Start. Diese Mannschaft gehört eigentlich nicht auf den letzten Platz der Tabelle. So waren wir heute zwar an allen Brettern von der Zahl her besser besetzt, aber auch nur jeweils mit knappem DWZ-Vorsprung. Und gegen Aurich war es schon immer eng: Mit einer Ausnahme konnte noch kein Team im direkten Vergleich mehr als 4,5 Brettpunkte in einem Mannschaftskampf einfahren. Heute wurde es höher, aber wir werden sehen, daß das Ergebnis nichts darüber aussagt, wie knapp es wirklich war.

Es begann mit einem Rückschlag: An Brett 8 saß heute unser erfahrenster Kämpfer, Joest Wessels. Joest wollte eingangs des Mittelspiels die Damen tauschen, übersah aber ein fieses Zwischenschach, was einen Läufer kostete. Unser Mann kämpfte zwar noch weiter, aber sein Gegner brachte die Partie souverän nach Hause. 0:1.

Ganz anders bei Manfred Lennartz an Brett 6: In einer offenen, taktischen Stellung, die durch die Schwerfiguren dominiert wurde, konnte Manfred einen Freibauern bilden. Die Abwehr der unmittelbaren Gefahren gelang dem Auricher nach Investition einiger Bedenkzeit, aber Manfred drang am Ende doch mit seiner Dame ein. Der Freibauer machte das Rennen. 1:1.

Eine mit offenem Visier geführte Partie gab es auch bei Heiko Lewin an Brett 7, obschon die Stellung sich erst nach und nach öffnete. Das Leichtfigurenendspiel mit komplizierter Bauernstruktur und knapper werdender Bedenkzeit mochten sich beide Spieler dann doch nicht mehr antun, und man teilte den Punkt. 1,5:1,5.

Zu diesem Zeitpunkt war die sonstige Lage wie folgt: Brett 1 (Edwin Lehmann) stand ganz ok, die Bretter 2 (Martin) und 3 (ich) machten uns etwas Sorgen, vor allem und immer mehr Brett 2. Brett 4 (Manfred Gosseling) hatte etwas Vorteil und Brett 5 (Ludger Hülsmann) schien lange Zeit unklar, aber zumindest nicht schlechter zu stehen. Also ein Verlustbrett (2). Wo sollte der Ausgleichstreffer herkommen? Nicht von Brett 3. Vielleicht an 1 oder 4, und ob Brett 5 eine Gewinnstellung bekommen konnte? Wir wären zu diesem Zeitpunkt wohl mit einem 4:4 zufrieden gewesen.

Es folgte dann jedoch ein eiskalter Doppelschlag ins Kontor der Auricher, welcher den Kampf zu unseren Gunsten drehte. Edwin am Spitzenbrett hatte eine gute Stellung, die er nach und nach verbesserte. Sein Gegner hatte den König in der Mitte gelassen, um am Königsflügel aktiv zu werden, aber das Spiel lief nur in eine Richtung. Edwins Druckstellung gipfelte dann im Gewinn einer Leichtfigur, aber der Auricher erhielt noch zwei verbundene Freibauern und machte Edwin, der in Zeitnot kam, das Leben sauer. Die Entscheidung fiel, als der Auricher einen Turm einstampfte, aber die Stellung war für Edwin auch sonst wohl sehr aussichtsreich. 2,5:1,5.

Das eigentliche Drama aber spielte sich bei Martin ab: Unser "Zweier" hatte in einer für ihn typischen Stellung einen Bauern gegeben, um aktives Spiel zu bekommen. Dennoch war er nicht ganz zufrieden und verlor nach einem Versehen gar noch eine ganze Figur obendrauf. Die Stellung war nun völlig verloren, aber das Brett war noch voll und Martin setzte alles auf Taktik und spielte auch auf die zunehmend dahinschmilzende Bedenkzeit seines Gegenübers. Nach einem Zentrumsdurchbruch und der Bildung eines Freibauern brannten schon die Warnlampen. In einer chaotischen Stellung war der Freibauer dann der entscheidende Faktor, da Weiß ihn, wie gesagt in starker Zeitnot, nur unter Materialverlust stoppen konnte. 3,5:1,5. Da hat unser Mann nicht nur einen halben Punkt aus dem Feuer geholt.

Die Lage war nunmehr eindeutig zu unseren Gunsten geklärt. Zunächst mal sicherte Manfred an Brett 4 mit einem Remis schon mal einen Mannschaftspunkt. Manfred hatte ganz angenehmes Spiel am Damenflügel, zudem konnte er auch die gegnerische Rochade zunichte machten. Der Auricher hielt aber die Puppen zusammen und tauschte nach und nach in ein Endspiel mit Springer gegen Läufer ab. Hier fixierte Manfred dann korrekterweise das Remis. 4:2.

Die beiden verbliebenen Bretter standen mittlerweile auch zu unseren Gunsten. Ludger Hülsmann hatte schon seit längerer Zeit einen Mehrbauern, der auch frei war. Aber sein Gegner verteidigte sich aktiv und die Stellung war nicht einfach. Vermutlich übersah Ludger an einer Stelle Figurengewinn, aber er tauschte in ein Schwerfigurenendspiel, nachher in ein einfaches Turmendspiel ab. Der (entfernte) Freibauer war dort das Unterpfand von Ludgers Sieg. 5:2.

Am letzten verbliebenen Brett konnte ich Edwin nun einmal demonstrieren, wie es ist, wenn die Mannschaft noch eine Stunde lang auf einen Mann warten muß :-) Im Mittelspiel stand ich etwas gedrückt, mein Gegner schaffte sich auch einen recht weit vorgerückten Freibauern. Nach Damentausch wurde dieser aber zunehmend zur Schwäche. Ich konnte den Bauern aufsammeln und knetete das einfache Turmendspiel langsam zum Gewinn. 6:2.

Nach 5 1/2 Stunden war also ein im Ergebnis sicher etwas zu hoher Mannschaftssieg herausgesprungen, aber selbst wenn man Martins Punkt einmal abzieht, blieben ja immer noch +2. Mit diesem Erfolg in einem mitreißenden Match kann Holthusen nunmehr etwas entspannter in den Jahreswechsel gehen. Der Abstiegskampf bleibt aber weiter Thema Nr. 1, wir hoffen, in dem ein oder anderen Wettkampf im kommenden Jahr noch punkten zu können. Auch unseren Auricher Gastgebern wünschen wir alles Gute für die "Rückrunde". Weiter geht es erst in fünf Wochen mit einem Heimspiel gegen Vechta.

- Matchstatistik -

Die Gentlemen bitten zur Kasse