- Mannschaftsmeisterschaften 2007/2008 -
 

SK Varel - Turm Holthusen 3,5:4,5
- Die glorreichen Sieben reiten gegen Varel -
 
Die 5. Runde der Bezirksligasaison führte uns zum Auswärtsspiel nach Varel. Da wir ja immer noch eher in den hinteren Regionen der Tabelle rangierten, war dies für uns ein sehr wichtiger Kampf, denn der Klassenerhalt ist noch lange nicht gesichert. Da wir auch noch unterbesetzt waren, schien uns ein harter Gang zu erwarten. Aber rein statistisch ist Varel einer unserer Lieblingsgegner: Aus den letzten sechs Vergleichskämpfen holten wir 11:1 Punkte. Und auch diesmal ließ uns dieser Faktor nicht im Stich. Außer der kampflosen Niederlage gaben wir kein Brett verloren, und somit reichten zwei Gewinnpartien zum Sieg.

Von der Papierform her wiesen beide Teams fast den gleichen Durchschnitt auf. Aber wie gesagt waren wir nur zu siebt, da uns kurzfristig leider gleich drei Leute krankheitsbedingt ausfielen. An dieser Stelle dazu noch etwas für Herrn Dr. Brumbys statistische Unterlagen: Holthusen hat weder in der letzten Saison noch bisher in dieser ein Brett offen gelassen. Unsere Gegner haben in dieser und der letzten Spielzeit bislang zusammengenommen sage und schreibe 9 (!) Bretter nicht besetzt. Und gegen Varel selber haben wir in den letzten 9 Vergleichskämpfen (in 11 Jahren) insgesamt zwei Bretter nicht besetzen können, Varel bringt es in dieser Statistik auf drei Bretter. Somit haben wir diesbezüglich heute lediglich gleichgezogen.

Zum Kampf: Nach dem 0:1-Rückstand durch die kampflose Partie fiel die erste Entscheidung an Brett 8. Andreas Slopinski kam dort mit Schwarz ganz gut aus der Eröffnung und hatte im Zentrum Fuß gefasst. Er spielte dann einen thematischen Bauernvormarsch am Königsflügel und schien gutes Druckspiel zu bekommen. Sein Gegner konnte aber im Zentrum öffnen, und da Andreas auch den Damenflügel noch nicht vollständig entwickelt hatte, war die Stellung wohl noch unklar. Hier nahm unser Mann dann ein Remisangebot an. 0,5:1,5.

An Brett 6 ging es recht taktisch zur Sache. Ludger Hülsmann und sein Gegner zogen ein munteres Figurenspiel auf, aber vor allem der Vareler schien mehr Druck auf die Königsstellung ausüben zu können. Ludger entlastete sich durch Tausch, wonach sein Gegner zwar das Läuferpaar hatte, aber Ludger immerhin wohl eine offene Linie bekommt. Auch hier unklar, auch Ludger bekam ein Remisangebot, was er ebenfalls annahm. 1:2.

Positionell und ruhig ging es an Brett 3 zur Sache. Edwin Lehmann und sein Gegner tauschten munter die Figuren heraus, wobei die Bauernstruktur symmetrisch blieb. Vielleicht war am Ende Edwin im Zentrum etwas besser aufgestellt, aber sein Gegner hatte das Läuferpaar und stand keineswegs schlechter, wobei Edwins Springer sich sogar noch erst nach einem aussichtsreichen Feld umsehen mußte. Hier gab es erneut ein Remisangebot seitens Varel, dieses wurde nach einigem Überlegen von Edwin akzeptiert. Somit Zwischenstand 1,5:2,5.

Klar, Remisen halfen - zunächst jedenfalls - Varel mehr als uns, und so langsam mussten wir dann doch mal sehen, ob wir nicht eine Partie gewinnen konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren von den verbliebenen vier Brettern zwei in etwa ausgeglichen, ein weiteres mit etwas Stellungsvorteil und eines mit höchst taktischen Verwicklungen unterwegs. Hierbei handelte es sich um das Spitzenbrett mit Martin Klinkenborg. Martin konzentrierte sich früh auf die gegnerische Königsstellung und versuchte dort, mit kombiniertem Figurenspiel Druck aufzubauen. Sogar eine Figur nahm er nicht zurück, sondern setzte stattdessen lieber den Angriff fort. Seine Dame kam mit Musik in die gegnerische Stellung. Martins Gegner verlor letztlich die Dame, und was er dafür an Material zurückbekam, reichte nicht aus, um dies zu kompensieren. Er gab auf. 2,5:2,5.

Eine von Martin schön vorgetragene Partie, dabei griff er auf einen Aufbau zurück, den auch Bobby Fischer gegen das besagte System gerne gewählt hat. Das Geschehen verlagerte sich nun an Brett 4. Frank Hildebrecht konnte nach und nach die Eröffnungsprobleme meistern und bekam mit Schwarz Ausgleich. Es wurde recht zügig abgetauscht, bis man in einem Damenendspiel landete. Auch hier gab es dann ein Remisangebot von Varel, mit Blick auf die beiden verbliebenen Bretter nahm Frank dies an. Die Analyse zeigte dann wohl, daß Frank einen Bauern hätte gewinnen können, und mit dann einem gedeckten Freibauern hätte er Gewinnaussichten gehabt. Aber der Stand von 3:3 ließ ja noch alle Möglichkeiten offen.

Heiko Lewin an Brett 7 zeigte eine solide Leistung. Nach und nach wurden alle Leichtfiguren abgetauscht und das reine Schwerfigurenendspiel war wohl - zumindest optisch - völlig ausgeglichen. In der anderen noch laufenden Partie an Brett 5 hatte ich einen positionellen Vorteil auf Grund eines rückständigen Zentralbauern meines Gegners, auf diese Schwäche spielte ich. In dieser Phase lehnten sowohl Heikos Gegner als auch ich jeweils ein Remisangebot ab. Ein 4:4 wäre mit sieben Mann schon ein Erfolg, aber vielleicht war mehr drin.

Nachdem mein Gegner und ich beide lang rochiert hatten, konnte ich die Stellung am Königsflügel öffnen und mit den Türmen in seine Stellung eindringen, dies erwies sich schnell als entscheidend. Nahezu zeitgleich einigten sich Heiko und sein Gegner stellungsgerecht doch noch auf Remis, während mein Gegner auf Grund nicht abzuwenden Materialverlustes aufgab. 4,5:3,5.

Mit diesem nunmehr dritten Sieg im fünften Saisonspiel (auch wenn Brake nicht zählt) können wir nunmehr doch um einiges unbeschwerter in die Zukunft schauen. Weiter geht es nun bereits in zwei Wochen gegen den SK Papenburg, dieses Spiel wurde, wie schon erwähnt, um eine Woche nach vorne verlegt.

- Matchstatistik -

 
Viktor Kortschnoi