Die 5. Runde der Bezirksligasaison
führte uns zum Auswärtsspiel nach Varel. Da wir ja immer noch
eher in den hinteren Regionen der Tabelle rangierten, war dies für
uns ein sehr wichtiger Kampf, denn der Klassenerhalt ist noch lange nicht
gesichert. Da wir auch noch unterbesetzt waren, schien uns ein harter Gang
zu erwarten. Aber rein statistisch ist Varel einer unserer Lieblingsgegner:
Aus den letzten sechs Vergleichskämpfen holten wir 11:1 Punkte. Und
auch diesmal ließ uns dieser Faktor nicht im Stich. Außer der
kampflosen Niederlage gaben wir kein Brett verloren, und somit reichten
zwei Gewinnpartien zum Sieg.
Von der Papierform
her wiesen beide Teams fast den gleichen Durchschnitt auf. Aber wie gesagt
waren wir nur zu siebt, da uns kurzfristig leider gleich drei Leute krankheitsbedingt
ausfielen. An dieser Stelle dazu noch etwas für Herrn Dr. Brumbys
statistische Unterlagen: Holthusen hat weder in der letzten Saison noch
bisher in dieser ein Brett offen gelassen. Unsere Gegner haben in dieser
und der letzten Spielzeit bislang zusammengenommen sage und schreibe 9
(!) Bretter nicht besetzt. Und gegen Varel selber haben wir in den letzten
9 Vergleichskämpfen (in 11 Jahren) insgesamt zwei Bretter nicht besetzen
können, Varel bringt es in dieser Statistik auf drei Bretter. Somit
haben wir diesbezüglich heute lediglich gleichgezogen.
Zum Kampf: Nach dem
0:1-Rückstand durch die kampflose Partie fiel die erste Entscheidung
an Brett 8. Andreas Slopinski kam dort mit Schwarz ganz gut aus der Eröffnung
und hatte im Zentrum Fuß gefasst. Er spielte dann einen thematischen
Bauernvormarsch am Königsflügel und schien gutes Druckspiel zu
bekommen. Sein Gegner konnte aber im Zentrum öffnen, und da Andreas
auch den Damenflügel noch nicht vollständig entwickelt hatte,
war die Stellung wohl noch unklar. Hier nahm unser Mann dann ein Remisangebot
an. 0,5:1,5.
An Brett 6 ging es
recht taktisch zur Sache. Ludger Hülsmann und sein Gegner zogen ein
munteres Figurenspiel auf, aber vor allem der Vareler schien mehr Druck
auf die Königsstellung ausüben zu können. Ludger entlastete
sich durch Tausch, wonach sein Gegner zwar das Läuferpaar hatte, aber
Ludger immerhin wohl eine offene Linie bekommt. Auch hier unklar, auch
Ludger bekam ein Remisangebot, was er ebenfalls annahm. 1:2.
Positionell und ruhig
ging es an Brett 3 zur Sache. Edwin Lehmann und sein Gegner tauschten munter
die Figuren heraus, wobei die Bauernstruktur symmetrisch blieb. Vielleicht
war am Ende Edwin im Zentrum etwas besser aufgestellt, aber sein Gegner
hatte das Läuferpaar und stand keineswegs schlechter, wobei Edwins
Springer sich sogar noch erst nach einem aussichtsreichen Feld umsehen
mußte. Hier gab es erneut ein Remisangebot seitens Varel, dieses
wurde nach einigem Überlegen von Edwin akzeptiert. Somit Zwischenstand
1,5:2,5.
Klar, Remisen halfen
- zunächst jedenfalls - Varel mehr als uns, und so langsam mussten
wir dann doch mal sehen, ob wir nicht eine Partie gewinnen konnten. Zu
diesem Zeitpunkt waren von den verbliebenen vier Brettern zwei in etwa
ausgeglichen, ein weiteres mit etwas Stellungsvorteil und eines mit höchst
taktischen Verwicklungen unterwegs. Hierbei handelte es sich um das Spitzenbrett
mit Martin Klinkenborg. Martin konzentrierte sich früh auf die gegnerische
Königsstellung und versuchte dort, mit kombiniertem Figurenspiel Druck
aufzubauen. Sogar eine Figur nahm er nicht zurück, sondern setzte
stattdessen lieber den Angriff fort. Seine Dame kam mit Musik in die gegnerische
Stellung. Martins Gegner verlor letztlich die Dame, und was er dafür
an Material zurückbekam, reichte nicht aus, um dies zu kompensieren.
Er gab auf. 2,5:2,5.
Eine von Martin schön
vorgetragene Partie, dabei griff er auf einen Aufbau zurück, den auch
Bobby Fischer gegen das besagte System gerne gewählt hat. Das Geschehen
verlagerte sich nun an Brett 4. Frank Hildebrecht konnte nach und nach
die Eröffnungsprobleme meistern und bekam mit Schwarz Ausgleich. Es
wurde recht zügig abgetauscht, bis man in einem Damenendspiel landete.
Auch hier gab es dann ein Remisangebot von Varel, mit Blick auf die beiden
verbliebenen Bretter nahm Frank dies an. Die Analyse zeigte dann wohl,
daß Frank einen Bauern hätte gewinnen können, und mit dann
einem gedeckten Freibauern hätte er Gewinnaussichten gehabt. Aber
der Stand von 3:3 ließ ja noch alle Möglichkeiten offen.
Heiko Lewin an Brett
7 zeigte eine solide Leistung. Nach und nach wurden alle Leichtfiguren
abgetauscht und das reine Schwerfigurenendspiel war wohl - zumindest optisch
- völlig ausgeglichen. In der anderen noch laufenden Partie an Brett
5 hatte ich einen positionellen Vorteil auf Grund eines rückständigen
Zentralbauern meines Gegners, auf diese Schwäche spielte ich. In dieser
Phase lehnten sowohl Heikos Gegner als auch ich jeweils ein Remisangebot
ab. Ein 4:4 wäre mit sieben Mann schon ein Erfolg, aber vielleicht
war mehr drin.
Nachdem mein Gegner
und ich beide lang rochiert hatten, konnte ich die Stellung am Königsflügel
öffnen und mit den Türmen in seine Stellung eindringen, dies
erwies sich schnell als entscheidend. Nahezu zeitgleich einigten sich Heiko
und sein Gegner stellungsgerecht doch noch auf Remis, während mein
Gegner auf Grund nicht abzuwenden Materialverlustes aufgab. 4,5:3,5.
Mit diesem nunmehr
dritten Sieg im fünften Saisonspiel (auch wenn Brake nicht zählt)
können wir nunmehr doch um einiges unbeschwerter in die Zukunft schauen.
Weiter geht es nun bereits in zwei Wochen gegen den SK Papenburg, dieses
Spiel wurde, wie schon erwähnt, um eine Woche nach vorne verlegt.
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Matchstatistik -
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Viktor Kortschnoi
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