- Mannschaftsmeisterschaften 2006/2007 -
 

Turm Holthusen - Union Oldenburg III 5:3
- Hart erkämpfter, aber nicht unverdienter Erfolg -
 
Die drittletzte Runde der laufenden Bezirksligasaison bescherte uns mit Union Oldenburg einen Gegner, dem wir noch nie in einem Mannschaftskampf gegenüberstanden. Eine Premiere heute also. Es handelte sich genauer gesagt um die 3. Vertretung, welche im letzten Jahr aus der Verbandsliga abgestiegen war und auch in dieser Saison wieder um den Klassenerhalt kämpft. Die Gäste waren ersatzgeschwächt - aber immerhin vollzählig - sodaß wir auf dem Papier klarer Favorit waren, im Schnitt 200 DWZ-Punkte Vorteil. Wir selber hatten diesmal Heiko Lewin zu ersetzen, für ihn hatten wir aber mit Andreas Slopinski guten Ersatz. Wie häufig hat man es schon erlebt, daß man sich gerade in der Favoritenrolle besonders schwer tut. Heute war keine Ausnahme, zeitweise sah es böse aus...

Den Startschuß gab heute Edwin Lehmann an Brett 2. Edwin schien am Anfang etwas gedrückt zu stehen und mußte auch das Läuferpaar geben, doch er bekam schönes Spiel am Königsflügel und machte mächtig Druck. Sein Angriff gipfelte in einem Springeropfer auf g6. Dieses nahm sein Gegner nicht an, die Analyse ergab aber wohl, daß Edwin bei genauem Spiel keinen zwingenden Gewinn hat. So hatte er materielle Vorteile, insgesamt zwei Bauern, und auch weiterhin Druckspiel, diesen Punkt ließ Edwin sich nicht mehr nehmen. 1:0.

Wir waren also in Führung, und es sah auch sonst nicht schlecht aus. Doch nach und nach glitten uns Bretter aus der Hand. Frank Hildebrecht an Brett 3 hatte nach der Eröffnung sicherlich Ausgleich, die Bauernstellung war zudem symmetrisch. Allerdings verlor er dann durch eine Fesselung einen Bauern. In der Folge wurschtelte er sich wieder heraus und hatte schließlich eine Figur für drei Bauern zurückerobert, materiell stand es wieder gleich. Frank stand jedoch noch etwas unter Druck, sein Gegner hatte Königsangriff, wenn auch wohl noch nichts zwingendes. Hier wollte Frank zu schnell die gegnerische Dame aus seiner Königsstellung rauswerfen, schwächte dadurch aber seine Grundreihe, wonach es dort ein vernichtendes Schachgebot gab. 1:1.

Auch an einigen anderen Brettern ging es langsam bergab, zwei Bretter hatten eine Qualität "gegeben", ein weiteres Brett hatte einen Minusbauern und noch ein Brett stand unter großem Druck. Es sah ein wenig verdächtig aus, aber so dramatisch war es dann wohl doch nicht. Die nächste beendete Partie war Brett 4. Hier hatte ich lange Zeit eine positionelle Partie, hoffte dann aber, Druck am Königsflügel zu bekommen. Hier wurde ich aber wieder zurückgeworfen und mein Gegner drohte, eine Qualität zu gewinnen. Diese bekam er auch, ich hatte dafür aber einen Bauern, außerdem hatte er einen schwachen Doppelbauern im Zentrum. Einen dieser beiden konnte ich auch noch erobern und hatte nunmehr zwei Bauern für die Qualle. Nach Abtausch aller Schwerfiguren einigten wir uns korrekterweise auf Remis. 1,5:1,5.

Doch nun gerieten wir erstmalig in Rückstand. Manfred Gosseling an Brett 5 hatte mit Schwarz eine scharfe Eröffnung gewählt und stürmte mit seinen Königsflügelbauern auf den gegnerischen Monarchen los, der bereits kurz rochiert hatte. Es sah auch alles gut für unseren Mann aus, doch sein Gegner verteidigte gut und hatte selber Spiel im Zentrum. Dort mußte Manfred dann einen Bauern geben und sein Gegner war dann dort einfach besser aufgestellt. 1,5:2,5. Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf auf der Kippe, doch langsam drehten sich die Bretter wieder in unsere Richtung.

Nichts zu drehen gab es bei Ludger Hülsmann an Brett 6, denn er hatte von Anfang an gut gestanden. Er hatte das bessere Spiel im Zentrum und gewann dort Raum, auf der Damenflanke gewann er dann einen Bauern und schickte sich langsam an, nach einigen Abtauschen Freibauern zu bilden und loszulaufen. Die Stellung war zweifelsfrei auf Gewinn, als sein Gegner dann abrupt in einer Kombination eine hängende Dame übersah und diese verlor - 2,5:2,5. Ausgleichstreffer. Souveräner Punkt von Ludger, der damit bereits seinen dritten Sieg in Folge landete und auch noch ungeschlagen ist.

Drei Bretter waren noch offen: Unklares Spiel an Brett 1, günstiges Endspiel an Brett 7 und eine Qualle weniger an Brett 8. Es war also noch alles offen. Brett 7 steuerte dann immer mehr auf einen Punkt zu, als Brett 8 beendet wurde. Hier hatte Andreas Slopinski zunächst anscheinend ganz gutes Spiel und drohte am Damenflügel, mit seiner Dame Material zu gewinnen. Sein Gegner aber verteidigte gut und warf Andreas' Dame wieder heraus, wonach er auch noch zwingend eine Qualität gewinnen konnte. Ansonsten aber wies die Stellung des Holthusers keine Schwächen auf und wurde mehr und mehr abgeriegelt. Da ein Durchbruch nicht zu sehen war, einigte man sich hier auf ein Remis. Schön gekämpft von Andreas, der hier immerhin gegen den auf dem Papier zweitstärksten Oldenburger spielen mußte und auch als einziger Holthuser heute dzw-mäßig im Nachteil war. 3:3.

So richtig in Fahrt zu kommen scheint Manfred Lennartz an Brett 7. Er hatte keine Mühe, mit Schwarz auszugleichen und kam dann nach und nach positionell in Vorteil. Es entstand ein Doppelläuferendspiel, in dem die Remisbreite vielleicht noch nicht überschritten war, aber Manfred gewann einige Tempi und nach Abtausch der Läufer war ein günstiges Bauernendspiel entstanden. Manfred baute eine Zugzwangstellung auf, und sein König konnte dann die gegnerische Bauernstruktur von hinten infiltrieren. Ein Freibauer entstand und machte das Rennen. 4:3. Erneut eine ansprechende Leistung von Manfred, der nun aus den letzten vier Runden drei Punkte holte.

Nun mußte nur noch ein Remis her, aber das Spitzenbrett war wie gesagt unklar. Martin Klinkenborg war mit seiner Eröffnung nicht ganz zufrieden, er gab dann im Mittelspiel einen Bauern, um aktives Spiel zu bekommen, aber es war recht zweischneidig. Nach überstandener Zeitnot und einiger Taktik hatte Martin zwar eine Qualität plus, sein Gegner dafür aber noch zwei Bauern inklusive eines Randfreibauern, dafür stand der König des Oldenburgers etwas freizügiger. Objektiv vielleicht etwas besser für Martin, aber schwierig, und auf Grund des Spielstandes bot unser Mann Remis, was aber abgelehnt wurde. Kurz darauf wurde der offene König dem Weißen aber zum Verhängnis, denn nach einem Schach ging der König zur falschen Seite, wonach entweder Matt oder Figurenverlust drohte. Das war die Entscheidung in dieser Partie. 5:3.

Ein harter Arbeitssieg, aber Schönheitspreise gibt es hier halt nicht zu gewinnen. In fünf Wochen geht es nun erst wieder weiter. Gegner dann sind die Königsspringer aus Emden. Emden!? Hmm... Auch kein schlechtes Team. Da sind dann mal wir der Underdog. Aber wie heißt es doch so schön: Wunder gibt es immer wieder...

- Matchstatistik -

 
Bobby Fischer:
Ein Königsspringer auf dem Ritt nach Emden