Die drittletzte Runde
der laufenden Bezirksligasaison bescherte uns mit Union Oldenburg einen
Gegner, dem wir noch nie in einem Mannschaftskampf gegenüberstanden.
Eine Premiere heute also. Es handelte sich genauer gesagt um die 3. Vertretung,
welche im letzten Jahr aus der Verbandsliga abgestiegen war und auch in
dieser Saison wieder um den Klassenerhalt kämpft. Die Gäste waren
ersatzgeschwächt - aber immerhin vollzählig - sodaß wir
auf dem Papier klarer Favorit waren, im Schnitt 200 DWZ-Punkte Vorteil.
Wir selber hatten diesmal Heiko Lewin zu ersetzen, für ihn hatten
wir aber mit Andreas Slopinski guten Ersatz. Wie häufig hat man es
schon erlebt, daß man sich gerade in der Favoritenrolle besonders
schwer tut. Heute war keine Ausnahme, zeitweise sah es böse aus...
Den Startschuß
gab heute Edwin Lehmann an Brett 2. Edwin schien am Anfang etwas gedrückt
zu stehen und mußte auch das Läuferpaar geben, doch er bekam
schönes Spiel am Königsflügel und machte mächtig Druck.
Sein Angriff gipfelte in einem Springeropfer auf g6. Dieses nahm sein Gegner
nicht an, die Analyse ergab aber wohl, daß Edwin bei genauem Spiel
keinen zwingenden Gewinn hat. So hatte er materielle Vorteile, insgesamt
zwei Bauern, und auch weiterhin Druckspiel, diesen Punkt ließ Edwin
sich nicht mehr nehmen. 1:0.
Wir waren also in Führung,
und es sah auch sonst nicht schlecht aus. Doch nach und nach glitten uns
Bretter aus der Hand. Frank Hildebrecht an Brett 3 hatte nach der Eröffnung
sicherlich Ausgleich, die Bauernstellung war zudem symmetrisch. Allerdings
verlor er dann durch eine Fesselung einen Bauern. In der Folge wurschtelte
er sich wieder heraus und hatte schließlich eine Figur für drei
Bauern zurückerobert, materiell stand es wieder gleich. Frank stand
jedoch noch etwas unter Druck, sein Gegner hatte Königsangriff, wenn
auch wohl noch nichts zwingendes. Hier wollte Frank zu schnell die gegnerische
Dame aus seiner Königsstellung rauswerfen, schwächte dadurch
aber seine Grundreihe, wonach es dort ein vernichtendes Schachgebot gab.
1:1.
Auch an einigen anderen
Brettern ging es langsam bergab, zwei Bretter hatten eine Qualität
"gegeben", ein weiteres Brett hatte einen Minusbauern und noch ein Brett
stand unter großem Druck. Es sah ein wenig verdächtig aus, aber
so dramatisch war es dann wohl doch nicht. Die nächste beendete Partie
war Brett 4. Hier hatte ich lange Zeit eine positionelle Partie, hoffte
dann aber, Druck am Königsflügel zu bekommen. Hier wurde ich
aber wieder zurückgeworfen und mein Gegner drohte, eine Qualität
zu gewinnen. Diese bekam er auch, ich hatte dafür aber einen Bauern,
außerdem hatte er einen schwachen Doppelbauern im Zentrum. Einen
dieser beiden konnte ich auch noch erobern und hatte nunmehr zwei Bauern
für die Qualle. Nach Abtausch aller Schwerfiguren einigten wir uns
korrekterweise auf Remis. 1,5:1,5.
Doch nun gerieten wir
erstmalig in Rückstand. Manfred Gosseling an Brett 5 hatte mit Schwarz
eine scharfe Eröffnung gewählt und stürmte mit seinen Königsflügelbauern
auf den gegnerischen Monarchen los, der bereits kurz rochiert hatte. Es
sah auch alles gut für unseren Mann aus, doch sein Gegner verteidigte
gut und hatte selber Spiel im Zentrum. Dort mußte Manfred dann einen
Bauern geben und sein Gegner war dann dort einfach besser aufgestellt.
1,5:2,5.
Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf auf der Kippe, doch langsam drehten sich
die Bretter wieder in unsere Richtung.
Nichts zu drehen gab
es bei Ludger Hülsmann an Brett 6, denn er hatte von Anfang an gut
gestanden. Er hatte das bessere Spiel im Zentrum und gewann dort Raum,
auf der Damenflanke gewann er dann einen Bauern und schickte sich langsam
an, nach einigen Abtauschen Freibauern zu bilden und loszulaufen. Die Stellung
war zweifelsfrei auf Gewinn, als sein Gegner dann abrupt in einer Kombination
eine hängende Dame übersah und diese verlor - 2,5:2,5.
Ausgleichstreffer. Souveräner Punkt von Ludger, der damit bereits
seinen dritten Sieg in Folge landete und auch noch ungeschlagen ist.
Drei Bretter waren
noch offen: Unklares Spiel an Brett 1, günstiges Endspiel an Brett
7 und eine Qualle weniger an Brett 8. Es war also noch alles offen. Brett
7 steuerte dann immer mehr auf einen Punkt zu, als Brett 8 beendet wurde.
Hier hatte Andreas Slopinski zunächst anscheinend ganz gutes Spiel
und drohte am Damenflügel, mit seiner Dame Material zu gewinnen. Sein
Gegner aber verteidigte gut und warf Andreas' Dame wieder heraus, wonach
er auch noch zwingend eine Qualität gewinnen konnte. Ansonsten aber
wies die Stellung des Holthusers keine Schwächen auf und wurde mehr
und mehr abgeriegelt. Da ein Durchbruch nicht zu sehen war, einigte man
sich hier auf ein Remis. Schön gekämpft von Andreas, der hier
immerhin gegen den auf dem Papier zweitstärksten Oldenburger spielen
mußte und auch als einziger Holthuser heute dzw-mäßig
im Nachteil war. 3:3.
So richtig in Fahrt
zu kommen scheint Manfred Lennartz an Brett 7. Er hatte keine Mühe,
mit Schwarz auszugleichen und kam dann nach und nach positionell in Vorteil.
Es entstand ein Doppelläuferendspiel, in dem die Remisbreite vielleicht
noch nicht überschritten war, aber Manfred gewann einige Tempi und
nach Abtausch der Läufer war ein günstiges Bauernendspiel entstanden.
Manfred baute eine Zugzwangstellung auf, und sein König konnte dann
die gegnerische Bauernstruktur von hinten infiltrieren. Ein Freibauer entstand
und machte das Rennen. 4:3. Erneut eine ansprechende Leistung von
Manfred, der nun aus den letzten vier Runden drei Punkte holte.
Nun mußte nur
noch ein Remis her, aber das Spitzenbrett war wie gesagt unklar. Martin
Klinkenborg war mit seiner Eröffnung nicht ganz zufrieden, er gab
dann im Mittelspiel einen Bauern, um aktives Spiel zu bekommen, aber es
war recht zweischneidig. Nach überstandener Zeitnot und einiger Taktik
hatte Martin zwar eine Qualität plus, sein Gegner dafür aber
noch zwei Bauern inklusive eines Randfreibauern, dafür stand der König
des Oldenburgers etwas freizügiger. Objektiv vielleicht etwas besser
für Martin, aber schwierig, und auf Grund des Spielstandes bot unser
Mann Remis, was aber abgelehnt wurde. Kurz darauf wurde der offene König
dem Weißen aber zum Verhängnis, denn nach einem Schach ging
der König zur falschen Seite, wonach entweder Matt oder Figurenverlust
drohte. Das war die Entscheidung in dieser Partie. 5:3.
Ein harter Arbeitssieg,
aber Schönheitspreise gibt es hier halt nicht zu gewinnen. In fünf
Wochen geht es nun erst wieder weiter. Gegner dann sind die Königsspringer
aus Emden. Emden!? Hmm... Auch kein schlechtes Team. Da sind dann mal wir
der Underdog. Aber wie heißt es doch so schön: Wunder gibt es
immer wieder...
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Matchstatistik -
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Bobby Fischer:
Ein Königsspringer
auf dem Ritt nach Emden
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