In der drittletzten
Runde traf Holthusen in der Bezirksliga auf das Team aus Ganderkesee. Hierzu
muß ich zunächst mal wieder eine Statistik bemühen. Es
gibt ja die sogenannten Angst- und Lieblingsgegner, also Mannschaften,
die etwa gleichstark sind oder nur etwas abweichen, gegen die die jeweilige
Bilanz aber eindeutig in eine Richtung zeigt. Ein Lieblingsgegner ist für
uns z. B. das Team aus Varel, aus den letzten sieben Vergleichskämpfen
holten wir unglaubliche 13:1 Punkte. Ein Angstgegner für uns ist wohl
Ganderkesee, von bislang vier Vergleichskämpfen endeten zwei Unentschieden,
und zwei verloren wir. Auch heute gab es wieder eine recht glatte Niederlage,
obschon wir auf dem Papier sogar im Schnitt 50 Punkte besser waren. Diese
Phänomene werden mir immer ein Rätsel bleiben, vermutlich ist
es aber eine rein statistisch-mathematische Frage: Bei, sagen wir, 100
Vergleichskämpfen gegen ein und dasselbe Team würde sich das
Gesamtresultat dann wohl schon eher an den jeweiligen Spielstärken
orientieren.
Heute hatten wir nochmal
unseren kompletten Kader "am Start" und wollten im Abstiegskampf am Geburtstag
von Bobby Fischer nochmal ein paar Punkte sammeln. Ganderkesee war ebenfalls
- gemessen an der Meldeliste - komplett, und es deutete sich ein harter
Kampf an. Die erste Entscheidung fiel im Mittelspiel am Spitzenbrett. Martin
Klinkenborg war dort mit Entwicklungsvorsprung aus der Eröffnung gekommen,
ließ dann aber den Abtausch seines starken Läufers zu. Danach
machte sich ein isolierter Bauer von ihm bemerkbar, außerdem hatte
der Gegner ein schönes Vorpostenfeld. Insgesamt wohl noch alles im
Rahmen, aber der Vorteil war weg. Martin nahm dann ein Remisangebot an.
0,5:0,5.
Fast an allen Brettern
gerieten die Leute heute in Zeitnot, sodaß es auch entsprechend lange
dauerte, bis eine weitere Partie entschieden war. Dies war letztlich der
Fall bei mir an Brett 4. Die Eröffnung war wohl noch okay, aber dann
rechnete ich eine Schlagserie nicht sauber durch und verlor einen Bauern.
Mein Gegner war auch gut entwickelt, und so gab es am Ende nichts mehr
zu retten. Ich bekam zwar noch einen Bauern auf dem Damenflügel zurück,
aber das gegnerische Figurenspiel war zu stark geworden. 0,5:1,5.
Zu diesem Zeitpunkt
sah es schon nicht sehr prickelnd aus, aber die Partien waren noch offen.
Einzig Ludger Hülsmann an Brett 6 schien Vorteil zu haben. Er hatte
in der Eröffnung einen Bauern mitgenommen und hoffte, daß sich
dies irgendwann bemerkbar machen würde. Allerdings konnte er sein
Spiel nie so ganz befreien, aber man konnte hier ja langfristig auf den
Materialvorteil bauen. Letztlich wurde es hier taktisch, die g-Linie öffnete
sich und beide Spieler versuchten sich gegenseitig, mit Spießen die
feindliche Dame abzunehmen. In Zeitnot hatte dann der Gastgeber eine Taktik
mehr, und Ludger mußte sich von Dame und Partie verabschieden. 0,5:2,5.
Das war im Grunde genommen schon der K.O.-Schlag, damit war der Wettkampf
vorentschieden, wenn man sich die allgemeine Lage betrachtete.
In einer weiteren Zeitnotschlacht
kämpfte Heiko Lewin an Brett 7. Heiko hatte einen schönen Königsangriff
vorgetragen und stürmte mit den Königsflügelbauern auf die
kurze Rochadestellung des Gegners los, wobei es nicht ins Gewicht fiel,
daß er selber auch kurz rochiert hatte. Heiko trug das Spiel überzeugend
vor und verblieb mit einer Figur gegen zwei Bauern in einer Stellung mit
Endspielcharakter. Allerdings waren noch taktische Sachen drin und wie
gesagt alles in Zeitnot. Unser Mann mußte in dieser Phase Material
zurückgeben und geriet auf die Verluststraße. Somit blieb auch
hier leider am Ende nichts zählbares übrig und es stand 0,5:3,5.
Aber wir konnten auch
eine kritische Stellung aus dem Feuer reißen: Manfred Lennartz an
Brett 8 hatte zwei Bauern weniger, und das Endspiel bahnte sich schon an.
Allerdings waren beide Könige offen, und die Spieler versuchten, mit
Dame und Läufer Mattdrohungen zu schaffen. Auch hier spielte die Zeitnot
eine Rolle, denn am Ende gelang es Manfred, durch einen Spieß die
gegnerische Dame zu fangen. 1,5:3,5. Bereits der dritte Sieg in
Folge für Manfred! Eine gute Saison also bisher für ihn.
Die drei restlichen
Partien wurden dann alle relativ schnell Remis gegeben. Allerdings waren
wir wie gesagt auch schon über der 4-Stunden-Marke. An Brett 2 befand
sich Edwin Lehmann nach Ende der Zeitnotphase in einem Läuferendspiel.
Es waren zwar keine gleichfarbigen Läufer, aber die entstandene Stellung
war schon recht vereinfacht, darum wurde hier zurecht Remis gegeben. Eine
schöne Positionspartie zeigte einmal mehr Manfred Gosseling an Brett
5. Er suchte sein Spiel am Damenflügel und spielte sich dort nach
und nach Vorteile heraus, Hauptthema war die Belagerung des rückständigen
b-Bauern. Sein Gegner konnte aber alles verteidigen und suchte dann nach
Gegenspiel am Königsflügel. Nach Damentausch war aber jegliche
Schärfe heraus und man kam überein, den Punkt zu teilen. Erneut
also eine solide Leistung von Manfred, der in der Mannschaft weiterhin
ungeschlagen bleibt.
Remis war auch das
Ergebnis an Brett 3 von Frank Hildebrecht. Frank gewann einen Bauern, aber
die Stellung hielt sich noch in etwa die Waage. Hier lehnte Frank ein Remisangebot
ab und entfachte Königsangriff. Allerdings standen beide Könige
ob der geöffneten g-Linie verdächtig. Der Angriff schlug leider
nicht durch, wonach gleich die Gegenattacke gefahren wurde. Hier verlor
unser Mann eine Figur, hatte dafür aber zwei relativ weit vorgerückte,
verbundene Freibauern im Zentrum. Kritisch, vermutlich geben diese Bauern
nicht genug Kompensation für die Figur, aber in dieser zweischneidigen
Stellung wurde die Partie Remis gegeben, der Mannschaftskampf war ja ohnehin
gelaufen. 3:5.
Fazit: Nicht gerade
ein Schritt nach vorne im Abstiegskampf. Wir hätten gerne nochmal
gepunktet und alles klar gemacht, zumal wir jetzt noch mit den beiden Wilhelmshavener
Teams zwei sehr starke Gegner haben. Nun geht es erst weiter in einem Monat
am 06.04. gegen die bereits als Meister feststehende Mannschaft der Wilhelmshavener
SF.
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Matchstatistik -
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