- Mannschaftsmeisterschaften 2008/2009 -

 
Turm Holthusen - Wildeshausen 3:5
- Raum ist nicht wichtig – Zeit ist wichtig!* -
 
Auf Grund eines techn. Problems beim Heraufladen (vermutlich Serverschwierigkeiten) folgt der Bericht erst jetzt.

Der Heimkampf der drittletzten Bezirksligarunde gegen Wildeshausen versprach Abstiegskampf pur. Beide Teams hängen „unten drin“. Für uns sicher nicht ganz unerwartet, während Wildeshausen sicherlich schon eher höhere Ambitionen hatte. Aber die Liga erwies sich in dieser Saison als eine reine Wundertüte.

Wir hofften, unsere schlechte Bilanz gegen Wildeshausen ein wenig aufbessern zu können, wenigstens ein Punkt sollte es sein. Dabei konnten wir endlich einmal aus dem Vollen schöpfen und das erste Mal in dieser Saison unsere „Top 8“ aufstellen. Aber auch der Gast brachte ein schlagkräftiges Team an den Start, welches auf dem Papier leichter Favorit war.

Doch leider ging der Kampf nach spannendem Verlauf verloren. Zum Glück konnte er überhaupt stattfinden: Wir mussten nämlich am Spielmorgen feststellen, daß unser Spielraum zur Hälfte zugebaut war. Aber es ging. Und Raum war nicht wichtig – Zeit war wichtig! Denn die fehlte in den entscheidenden Momenten, vor allem in der Partie von Martin Klinkenborg.

Doch der Reihe nach: Die erste Entscheidung fiel an Brett 7 bei Manfred Lennartz. Manfred opferte früh einen Springer für zwei Bauern, und trieb damit den gegnerischen König ins Freie. Aber es erwies sich als zu wenig. Der Angriff war nicht wuchtig genug, da Manfred nicht schnell genug seine restlichen Figuren aktivieren konnte. Der Gegner konnte die Schwerfiguren nach und nach abtauschen und auf seinen Materialvorteil pochen. 0:1.

Ein erster Rückschlag, und es sollte noch schlimmer kommen. Ludger Hülsmann stand an Brett 5 etwas mit dem Rücken zur Wand. Sein Gegner zog alles am Königsflügel zusammen und Ludger entschied sich schließlich dazu, deshalb lang zu rochieren. Aber die Probleme wurden nicht weniger und die Stellung war am Ende zu passiv, sodaß auch diese Partie verloren ging. 0:2.

Das war natürlich ein übler Start. Ansonsten sah es noch nicht so schlecht aus. Die Bretter 6 und 8 standen zu diesem Zeitpunkt nicht schlechter, während wir an den vorderen vier Brettern sogar ein leichtes Übergewicht hatten. Zumindest an Brett 4 hatten wir berechtigte Hoffnungen auf einen vollen Punkt. Es schien also noch alles drin, vor allem, weil nun Martin an Brett 2 in Vorteil kam.

Martin hatte eine scharfe Stellung mit entgegengesetzten Rochaden auf dem Brett. Sein Gegner öffnete auch eine Linie in Richtung Martins Königsstellung, doch unser Mann hatte ebenfalls Spiel mit einem Bauernsturm am anderen Flügel. In ungefähr ausgeglichener Stellung konnte Martin die b-Linie auf den lang rochierten gegnerischen König öffnen. Hier ließ sein Gegner dann zu, daß Martins a-Bauer bis a6 laufen konnte, wonach er drohte, Schwerfiguren auf der 7. Reihe einzuparken. Genau dies gelang Martin, und er erreichte eine völlige Gewinnstellung. Es war aber wohl noch nicht so leicht zu spielen und der Holthuser hatte horrende Zeitnot. Hier placierte sein Gegenüber ein psychologisch hervorragend getimtes Remisangebot. Martin nahm es an. Sicherlich verständlich, aber vielleicht hätte unser Mann, wie er hinterher selber meinte, bei 0:2 va banque gehen müssen. 0,5:2,5. Und Raum ist nicht wichtig…

Zusammen mit der nächsten Partie hätte dies der Ausgleichstreffer sein können. Denn an Brett 4 zeigte Manfred Gosseling eine hervorragende Angriffsleistung. Sein Gegner konnte mit Schwarz nicht ausgleichen und Manfred massierte seine Figuren langsam Richtung Königsflügel und hatte eine Angriffsstellung. Nicht nur positionell, auch taktisch erwies er sich auf der Höhe, als es im Zentrum zu einem Schlagabtausch kam. Der Holthuser sicherte sich einen Mehrbauern und eine aktivere Endspielstellung in der Konstellation Springer gegen Läufer. Der Läufer musste sich letztlich gegen Manfreds Mehr-(Frei-)bauern opfern, was die Entscheidung brachte. Endlich konnte Manfred den verdienten Lohn in dieser Saison einmal einfahren. Sehr starke Leistung! 1,5:2,5.

Wir hofften weiter, aber vor allem an den hinteren Brettern bekamen wir nun Probleme. Diese waren lange Zeit bei Heiko Lewin an Brett 8 nicht ersichtlich. Heiko hatte über weite Strecken eine zumindest ausgeglichene Stellung, vielleicht sogar die etwas bessere Bauernstruktur. Es entstand ein Doppelturmendspiel. Die Stellung schien auf jedenfall in der Remisbreite, aber nach Abtausch eines Turmes wurden der verbliebene gegnerische Turm und der König schnell aktiv und räumten am Damenflügel die Bauern ab. Heiko entfernte noch die entsprechenden Protagonisten auf der anderen Brettseite, aber die gegnerischen Freibauern erwiesen sich als schneller. 1,5:3,5.

Das war ein vorentscheidener Rückschlag. 2,5 Punkte aus den verbliebenen drei Partien waren nun sehr optimistisch, wenn auch nicht unmöglich. Aber es zeigte sich schnell, daß daran nicht zu denken war. Ein Brett stand schlechter, eines besser und eines ausgeglichen/unklar. Letzteres war das Spitzenbrett. Hier war Edwin Lehmann am Werk. In der Eröffnung nahm unser Mann mutig einen Bauern mit, zog dafür aber das Feuer auf sich und seinen unrochierten König, auch der Damenflügel war schwach. Wir befürchteten schon, Edwin würde die Stellung um die Ohren fliegen, doch er verteidigte sehr umsichtig. Das entstandene Schwerfigurenendspiel schien in etwa ausgeglichen. Nach Tausch der Türme in beiderseitiger starker Zeitnot entstand ein Damenendspiel. Edwin hatte noch seine vier Königsflügelbauern, sein Gegner dort nur drei, dafür aber noch den freien a-Bauern. Hier wurde dann Remis vereinbart. 2:4.

Auch auf Grund der Lage an Brett 6 war dies die endgültige Entscheidung. Denn dort war noch maximal auf ein Remis zu hoffen. Andreas Slopinski schien lange mindestens Ausgleich zu haben, aber sein Gegner drang schließlich mit einem Turm ein. Im Endspiel war der gegnerische König wesentlich aktiver und auch ein Freibauer wurde gebildet. Es waren aber ungleiche Läufer auf dem Brett, und dieser Faktor führte dazu, daß die Partie Remis wurde. Zumindest hat man sich auf dieses Ergebnis geeinigt, zumal der Mannschaftskampf somit für Wildeshausen gewonnen war. Ich habe die Schlußstellung leider nicht mehr gesehen und weiß nicht, ob Andreas’ Gegner noch hätte Gewinnversuche machen können. 2,5:4,5.

Der Kampf war verloren, aber ich spielte nun noch zweieinhalb Stunden weiter, um einen weiteren Ehrenpunkt zu erzielen. Die Eröffnung war ok, aber gegen Ende der ersten Zeitkontrolle wurde es taktisch. Hier hatte mein Gegner die Chance, mich auseinanderzunehmen, aber in starker Zeitnot fand er die entsprechende Abwicklung nicht. Im Schwerfigurenendspiel hatte ich einen Mehrbauern, nach Turmtausch sogar zwei Mehrbauern in einem Damenendspiel. Dieses war klar gewonnen, aber nach einem Bock musste ich einen Bauern wieder abgeben. Später war das Endspiel immer noch gewonnen, aber auf Grund mangelhafter Technik konnte ich dies nicht mehr umsetzen. Remis nach fast 7 Stunden. 3:5.

Der Sieg der Gäste geht wohl so in Ordnung. Bei optimalem Verlauf ist vielleicht bestenfalls ein 4:4 möglich, wenn Martin und ich unsere Stellungen gewinnen. Zumindest an den vorderen Brettern haben wir mit 2,5:1,5 noch mehr als respektvoll abgeschnitten, aber dies hat an diesem Tag leider nicht zu einem Mannschaftspunkt gereicht. Nun wird es sehr schwierig im Abstiegskampf. Nächster Gegner ist der SK Jever, am letzten Spieltag geht es noch nach Papenburg. Wahrscheinlich müssten beide Kämpfe gewonnen werden, um noch eine Wende herbeizuführen. Vielleicht reichen auch drei Punkte. Immer vorausgesetzt, daß nur zwei Mannschaften absteigen. Dies ist weiterhin offen.

* eigentlich: „Zeit ist nicht wichtig – Raum ist wichtig!“
Aussage eines Schachfreundes aus Ostfriesland

- Matchstatistik -
 

Bär Lasker meint:
Ihr kommt weiter – ins Abstiegsfinale!