von ANDREAS SLOPINSKI
BEINAHE...... wäre
unsere Mannschaft an vergangenem Sonntag komplett mit sechs Leuten bestückt
gewesen, wären wir pünktlich in Emden erschienen, um den Wettkampf
gegen den Tabellenführer Emden III zu bestreiten, hätten wir
die ersten Punkte in der laufenden Saison eingefahren. Um halb 11 sind
wir in Emden eingetroffen, nachdem wir eine halbe Irrfahrt durch die komplette
Stadt hinter uns hatten, die ausgerechnet ich auch noch zu verschulden
hatte. Naja, unsere Gegner aus Emden waren so fair und warteten geduldig
auf unser Eintreffen. Eine schöne Geste!! Zum Spiel:
Wie schon oben erwähnt,
waren wir fast komplett. Fünf Mann konnten wir ins Rennen schicken,
Brett 4 wurde freigelassen. Das war immerhin einer mehr als zum Saisonauftakt
gegen Völlen. Und im Grunde genommen war unsere Mannschaft auch gar
nicht so schlecht besetzt. Früh zeichnete sich ein spannender Wettkampf
ab, der tolle Partein hervorbrachte. Wir gingen also leider mit einen 0:1-Rückstand
in die Begegnung.
An Brett 6 spielte
Tim Smidt mit den schwarzen Steinen. Wir setzten also wieder einen Jugendspieler
ein, obwohl wir uns sicherlich bewusst waren, dass Tim erneut nicht viel
ausrichten könne. Trotzdem verkaufte er sich ordentlich. Sein Gegner
spielte eine bekannte Eröffnung, in der Tim leicht ausgleichen konnte.
Dann verlor er leider etwas die Übersicht und entscheidendes Material,
als sein Kontrahent mit Bauernvorstößen das Spiel am Damenflügel
öffnete. Plötzlich sah sich Tim mit einer Dame weniger konfrontiert.
Diesen Vorteil ließ sich der Emder nicht mehr nehmen und setzte schon
nach 30 Minuten matt. 0:2
Zu diesem Zeitpunkt
sah es alles andere als gut an den anderen Brettern aus. An den Brettern
1 und 2 (ganz besonders an Brett 2, an dem in den ersten zwei Stunden lediglich
15 Züge gespielt wurden) tat sich noch nicht viel, während sich
an Brett 3 schon abzeichnete, dass ein voller Punkt wohl nur schwer einzufahren
sein wird. Und auch am 4.Brett war die Lage nicht die beste.
Ole Mundt spielte
mit Weiß am 5.Brett Königsgambit, ein selten anzutreffender
Gast auf dem großen Eröffnungsbankett. Ole spielte die ersten
Züge ungenau und ließ Schwarz stark ins Spiel kommen. Wie beim
Königsgambit üblich, wurde unheimlich scharf agiert. So ließ
Ole den schwarzen König einfach nicht zur Rochade kommen, während
er sich im Zentrum und besonders auf dem Königsflügel breit machte.
Schwarz wollte um jeden Preis den Mehrbauern verteidigen, was ihm dann
zum Verhängnis wurde. Durch ein paar schöne Kombinationen entblößte
Ole den schwarzen König völlig. Materialverlust war daraufhin
für Schwarz nicht mehr zu vermeiden. Deswegen gab er dann auch bald
auf. 1:2!
Den zwischenzeitlichen
Ausgleich durfte ich dann besorgen. Ich brauchte an Brett 1 noch nicht
einmal 20 Züge, um meinen nominell bedeutend besseren Gegner an die
Wand zu spielen, was mich selbst wohl am meisten überraschte. Er wählte
die Tschigorin-Verteidigung, bei der Weiß genau spielen muss, um
einen Eröffnungsvorteil festhalten zu können. Das tat ich aber
mal wieder nicht, sondern beschränkte mich auf eine ruhige Entwicklung
meiner Figuren. Dann konnte ich mir aber den Umstand, dass mein Gegner
noch nicht rochiert hatte, zu Nutze machen, indem ich im Zentrum einen
Bauernvorstoß wagte, mit der ich die schwarze Stellung aushebelte.
Danach opferte ich eine Figur in die Königsstellung, um darauffolgend
entweder die Dame zu gewinnen oder matt zu setzen. Mein Gegner gab dann
in hoffnungsloser Stellung auf. 2:2!!
Das freudige Erlebnis
eines Ausgleiches währte nicht lange. Nach ungefähr drei Stunden
Spielzeit musste sich Philip Giertz an Brett 3 geschlagen geben. Philip
eröffnete wie gewohnt mit 1.e4 und sah sich mit Sizilianisch konfrontiert.
Er wählte einen geschlossenen Aufbau mit g3 und Lg2. Sein Gegner entwickelte
sich symmetrisch, konnte aber bedeutend aktiver auf dem Damenflügel
agieren. Er öffnete die b-Linie und verdoppelte die Türme. Philip
konnte nur reagieren und versuchen, Schaden von sich abzuwenden. Kurzes
Aufatmen war angesagt, als sich Philips Gegner dazu entschloss, die Schwerfiguren
abzutauschen. Alles sah dann nach einer ausgeglichenen Stellung aus. Doch
Philip kam über die ersten drei Reihen auch im Folgenden einfach nicht
hinaus. Schwarz spielte die Partie konsequent und sehr genau weiter. Dann
konnte Philip den Verlust einer ganzen Figur einfach nicht mehr abwenden
und gab daraufhin auf. 2:3
Der Ausgang des Wettkampfes
lag also an Enno Maruszczak an Brett 2. Enno, der sich in der ersten Mannschaft
in einer prächtigen Verfassung zeigte, spielte wieder einmal Enno-Indisch*,
mit dem sein Gegner offensichtlich nicht zurecht kam. Er überlegte
ungeheuer lange, was Enno einen Zeitvorteil von über einer Stunde
einbrachte. Weiß spielte sehr passiv und tauschte gerne die Figuren
heraus. Dann kam die Zeitnotphase des Emders. Wir hofften schon auf ein
Fallen des Plättchens, doch dieser Gefallen wurde uns nicht getan.
Allerdings konnte Enno einen Bauern gewinnen. Er besaß nun noch einen
Turm und 6 Bauern, sein Gegner einen Turm und 5 Bauern. Enno besaß
seine Majorität auf dem Königsflügel. Sicherlich war das
Endspiel nicht klar gewonnen, aber ein Versuch wäre es wert gewesen
– vor allem im Mannschaftssinne. Enno probierte es auch anfangs. Doch er
wusste nicht den Gewinnweg – und um ehrlich zu sein, ich auch nicht.....
da der gegnerische Turm schon in Ennos Lager eingefallen war. Ennos Turm
musste also hauptsächlich die eigenen Bauern verteidigen. Daraufhin
bot Enno Remis an, was natürlich unsere Niederlage besiegelte. Ennos
Gegner nahm selbstverständlich an. 2,5:3,5
Tja, knapp wars !!
Wieder kein Punkt..... immer noch Tabellenletzter. Und was das Schlimmste
ist: Wieder keine 6 Mann. Wenn die Saison so weiterläuft müssen
wir uns wohl ernsthaft damit auseinandersetzen, dass wir in der kommenden
Saison wohl nur noch 4 Spieler in der zweiten Mannschaft benötigen
werden, denn ein Abstieg ist so mehr als nur schwer zu verhindern. Nun
blicken wir auf den 14.Dezember, an dem wir unsere Gäste aus Esens
empfangen. Wenigstens ein Unentschieden muss dabei herausspringen, aber
schon heute weiß ich, dass wir wieder nicht in Bestbesetzung antreten
werden !! Ein steiniger Weg liegt vor uns...
* Anm. Frank M.:
Das ist mein Spruch :-)
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