- Mannschaftsmeisterschaften 2003/2004 -
 

Emden III - Turm Holthusen II 3,5:2,5
- Erste Niederlage gegen Emden III seit '92 -
- Trotz eines guten Kampfes Holthusen erneut vom Pech begünstigt -
 
von ANDREAS SLOPINSKI

BEINAHE...... wäre unsere Mannschaft an vergangenem Sonntag komplett mit sechs Leuten bestückt gewesen, wären wir pünktlich in Emden erschienen, um den Wettkampf gegen den Tabellenführer Emden III zu bestreiten, hätten wir die ersten Punkte in der laufenden Saison eingefahren. Um halb 11 sind wir in Emden eingetroffen, nachdem wir eine halbe Irrfahrt durch die komplette Stadt hinter uns hatten, die ausgerechnet ich auch noch zu verschulden hatte. Naja, unsere Gegner aus Emden waren so fair und warteten geduldig auf unser Eintreffen. Eine schöne Geste!! Zum Spiel:

Wie schon oben erwähnt, waren wir fast komplett. Fünf Mann konnten wir ins Rennen schicken, Brett 4 wurde freigelassen. Das war immerhin einer mehr als zum Saisonauftakt gegen Völlen. Und im Grunde genommen war unsere Mannschaft auch gar nicht so schlecht besetzt. Früh zeichnete sich ein spannender Wettkampf ab, der tolle Partein hervorbrachte. Wir gingen also leider mit einen 0:1-Rückstand in die Begegnung.

An Brett 6 spielte Tim Smidt mit den schwarzen Steinen. Wir setzten also wieder einen Jugendspieler ein, obwohl wir uns sicherlich bewusst waren, dass Tim erneut nicht viel ausrichten könne. Trotzdem verkaufte er sich ordentlich. Sein Gegner spielte eine bekannte Eröffnung, in der Tim leicht ausgleichen konnte. Dann verlor er leider etwas die Übersicht und entscheidendes Material, als sein Kontrahent mit Bauernvorstößen das Spiel am Damenflügel öffnete. Plötzlich sah sich Tim mit einer Dame weniger konfrontiert. Diesen Vorteil ließ sich der Emder nicht mehr nehmen und setzte schon nach 30 Minuten matt. 0:2

Zu diesem Zeitpunkt sah es alles andere als gut an den anderen Brettern aus. An den Brettern 1 und 2 (ganz besonders an Brett 2, an dem in den ersten zwei Stunden lediglich 15 Züge gespielt wurden) tat sich noch nicht viel, während sich an Brett 3 schon abzeichnete, dass ein voller Punkt wohl nur schwer einzufahren sein wird. Und auch am 4.Brett war die Lage nicht die beste.
Ole Mundt spielte mit Weiß am 5.Brett Königsgambit, ein selten anzutreffender Gast auf dem großen Eröffnungsbankett. Ole spielte die ersten Züge ungenau und ließ Schwarz stark ins Spiel kommen. Wie beim Königsgambit üblich, wurde unheimlich scharf agiert. So ließ Ole den schwarzen König einfach nicht zur Rochade kommen, während er sich im Zentrum und besonders auf dem Königsflügel breit machte. Schwarz wollte um jeden Preis den Mehrbauern verteidigen, was ihm dann zum Verhängnis wurde. Durch ein paar schöne Kombinationen entblößte Ole den schwarzen König völlig. Materialverlust war daraufhin für Schwarz nicht mehr zu vermeiden. Deswegen gab er dann auch bald auf. 1:2!

Den zwischenzeitlichen Ausgleich durfte ich dann besorgen. Ich brauchte an Brett 1 noch nicht einmal 20 Züge, um meinen nominell bedeutend besseren Gegner an die Wand zu spielen, was mich selbst wohl am meisten überraschte. Er wählte die Tschigorin-Verteidigung, bei der Weiß genau spielen muss, um einen Eröffnungsvorteil festhalten zu können. Das tat ich aber mal wieder nicht, sondern beschränkte mich auf eine ruhige Entwicklung meiner Figuren. Dann konnte ich mir aber den Umstand, dass mein Gegner noch nicht rochiert hatte, zu Nutze machen, indem ich im Zentrum einen Bauernvorstoß wagte, mit der ich die schwarze Stellung aushebelte. Danach opferte ich eine Figur in die Königsstellung, um darauffolgend entweder die Dame zu gewinnen oder matt zu setzen. Mein Gegner gab dann in hoffnungsloser Stellung auf. 2:2!!

Das freudige Erlebnis eines Ausgleiches währte nicht lange. Nach ungefähr drei Stunden Spielzeit musste sich Philip Giertz an Brett 3 geschlagen geben. Philip eröffnete wie gewohnt mit 1.e4 und sah sich mit Sizilianisch konfrontiert. Er wählte einen geschlossenen Aufbau mit g3 und Lg2. Sein Gegner entwickelte sich symmetrisch, konnte aber bedeutend aktiver auf dem Damenflügel agieren. Er öffnete die b-Linie und verdoppelte die Türme. Philip konnte nur reagieren und versuchen, Schaden von sich abzuwenden. Kurzes Aufatmen war angesagt, als sich Philips Gegner dazu entschloss, die Schwerfiguren abzutauschen. Alles sah dann nach einer ausgeglichenen Stellung aus. Doch Philip kam über die ersten drei Reihen auch im Folgenden einfach nicht hinaus. Schwarz spielte die Partie konsequent und sehr genau weiter. Dann konnte Philip den Verlust einer ganzen Figur einfach nicht mehr abwenden und gab daraufhin auf. 2:3

Der Ausgang des Wettkampfes lag also an Enno Maruszczak an Brett 2. Enno, der sich in der ersten Mannschaft in einer prächtigen Verfassung zeigte, spielte wieder einmal Enno-Indisch*, mit dem sein Gegner offensichtlich nicht zurecht kam. Er überlegte ungeheuer lange, was Enno einen Zeitvorteil von über einer Stunde einbrachte. Weiß spielte sehr passiv und tauschte gerne die Figuren heraus. Dann kam die Zeitnotphase des Emders. Wir hofften schon auf ein Fallen des Plättchens, doch dieser Gefallen wurde uns nicht getan. Allerdings konnte Enno einen Bauern gewinnen. Er besaß nun noch einen Turm und 6 Bauern, sein Gegner einen Turm und 5 Bauern. Enno besaß seine Majorität auf dem Königsflügel. Sicherlich war das Endspiel nicht klar gewonnen, aber ein Versuch wäre es wert gewesen – vor allem im Mannschaftssinne. Enno probierte es auch anfangs. Doch er wusste nicht den Gewinnweg – und um ehrlich zu sein, ich auch nicht..... da der gegnerische Turm schon in Ennos Lager eingefallen war. Ennos Turm musste also hauptsächlich die eigenen Bauern verteidigen. Daraufhin bot Enno Remis an, was natürlich unsere Niederlage besiegelte. Ennos Gegner nahm selbstverständlich an. 2,5:3,5

Tja, knapp wars !! Wieder kein Punkt..... immer noch Tabellenletzter. Und was das Schlimmste ist: Wieder keine 6 Mann. Wenn die Saison so weiterläuft müssen wir uns wohl ernsthaft damit auseinandersetzen, dass wir in der kommenden Saison wohl nur noch 4 Spieler in der zweiten Mannschaft benötigen werden, denn ein Abstieg ist so mehr als nur schwer zu verhindern. Nun blicken wir auf den 14.Dezember, an dem wir unsere Gäste aus Esens empfangen. Wenigstens ein Unentschieden muss dabei herausspringen, aber schon heute weiß ich, dass wir wieder nicht in Bestbesetzung antreten werden !! Ein steiniger Weg liegt vor uns...

* Anm. Frank M.: Das ist mein Spruch :-)

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