von ANDREAS SLOPINSKI
Der 3.Advent 2003 kann
vielleicht die Wende dieser bisher verkorksten Saison bringen, denn es
hieß heute im neuen Spiellokal: Verkehrte Welt in Weener!! Nicht
wir, sondern unsere Gäste traten äußerst ersatzgeschwächt
an. Nur 4 Spieler konnte Esens gegen uns aufbieten. Für uns natürlich
ein willkommenes Weihnachtsgeschenk. Die Bretter 1 und 5, das heißt
mein Brett und das von Ole Mundt, wurden freigelassen. Für Ole bedeutete
das eine völlig überflüssige Anreise, aber so ist nun einmal
der Schachsport im Moment – kaum eine Mannschaft ist stets voll besetzt.
Bevor der Wettkampf also in die Vollen ging, führten wir schon 2:0.
Eine schöne Sache.
Trotzdem entwickelte
sich die Begegnung zu einem spannenden Fight. Leider war die Partie an
unserem 6. Brett, an dem wieder einmal ein Jugendspieler, heute war es
Tim Wodtke, spielen durfte, relativ früh beendet. Tim entwickelte
seine weißen Figuren sehr schnell und stand nach 15 Zügen auf
keinen Fall schlechter als sein von der Zahl her bedeutend stärkerer
Gegner. Doch dann wusste Tim nicht, wie es im Mittelspiel weitergehen soll
und lief in eine Bauerngabel nichtsahnend hinein. So verlor er eine glatte
Figur. Tim versuchte daraufhin, die Partie so ausgeglichen wie möglich
zu halten und eroberte die Initiative. Aber im Ansturm auf den schwarzen
König stellte Tim weiteres Material ein und verlor die Partie am Ende
klar. 2:1
Zu diesem Zeitpunkt
war in den anderen Partien noch nicht viel geschehen. An Brett 2 und 4
ging es äußerst heiß her, während die Partie am 3.
Brett nur sehr gemächlich anlief. Die nächste Partie, die dann
entschieden wurde, war dann die an Brett 4.
Dort spielte Hicko
Smid – nein, er zauberte vielmehr. Hicko ließ seinen Gegner zuerst
leicht ausgleichen. Dann wurde er sogar in die Defensive gedrängt.
Doch dann fing Hicko an, Zauberschach zu zelebrieren. Nachdem er einen
Bauern gewinnen konnte, ging es Schlag auf Schlag. Hicko gewann einen glatten
Turm nach einer wirklich sehenswerten Kombination. Dann ruhte er sich aber
keineswegs auf seinem Vorteil aus, sondern stürmte regelrecht auf
den schwarzen König. Nachdem Schwarz fast vollkommen paralysiert war,
holte Hicko zum entscheidenden Schlag aus und setzte seinen Esener Kontrahenten
nach einer weiteren schönen Kombination glanzvoll matt!! 3:1
Juhuu!! Damit war das
Unentschieden schon mal perfekt, ich als Mannschaftsführer war nun
schon zufrieden. Aber zwei Partien standen noch aus. Und einen Wehrmutstropfen
mussten wir noch hinnehmen. Philip Giertz hatte es an Brett 2 mit einem
ungefähr gleichstarken Gegner zu tun. Doch Philip war heute entweder
nicht ganz bei der Sache oder sein Gegner spielte heute außergewöhnlich
gut, denn viel Land sah Philip nicht. Zwar sind in der Italienischen Partie
Chancen auf beiden Seiten vorhanden, doch Schwarz konnte seine Optionen
bedeutend besser nutzen. Ein Läuferopfer auf f2, das Philip nicht
annehmen durfte, da der Verlust einer ganzen Figur nicht mehr zu vermeiden
gewesen wäre, machte den Anfang. Danach war die Möglichkeit einer
Rochade zunichte gemacht. Dann verlor Philip einen weiteren Bauern und
ließ zwei zentrale Freibauern zu. Er verließ sich dann auf
den Königsangriff, doch dieser schlug nicht durch. Ganz im Gegenteil
– auf dem Damenflügel konnte Schwarz durchbrechen und danach dem weißen
König die Haut abziehen. 3:2
Zum Ende hin wurde
es also noch einmal spannend. Die Frage, die sich alle stellten, war natürlich:
Würde es zu einem Sieg reichen oder mussten wir uns „nur“ mit einem
Unentschieden zufrieden geben. Naja, was heißt eigentlich „nur“.
Wer hätte gedacht, dass wir gegen Esens überhaupt die Chance
auf einen Sieg haben. Caissa meinte es aber gut mit uns. Joest Wessels
spielte an Brett 3 seine gewohnte Antwort auf 1.e4, die Pirc-Ufimzew-Verteidung.
Offensichtlich war seinem Gegner diese Eröffnung nicht geläufig,
denn er konnte keinen Vorteil gegen Joest verbuchen. Statt dessen glich
Joest locker aus. Dann agierte Joest aber doch zu passiv und Weiß
konnte starkes Spiel im Zentrum aufziehen. Die Routine von Joest machte
dann aber wohl den Unterschied. Joest tauschte geschickt die Figuren und
die Damen ab und konnte dann sogar einen Bauern gewinnen. Trotzdem war
die Stellung für Schwarz noch nicht gewonnen. Nachdem sich Joest darauf
nach dem aktuellen Zwischenstand erkundigt hatte, bot er seinem Gegner
Remis an, welches dieser dann auch gleich annahm. 3,5:2,5
Damit war der Sieg
perfekt!! Vielleicht können wir uns am nächsten Spieltag endgültig
aus dem Tabellenkeller spielen. Mal sehen, ob wir wieder 6 Mann zusammen
bekommen. Eine kleine Information noch am Rande. Unser neues Spiellokal
gefiel allen Spielern, die heute am Wettkampf beteiligt waren, außerordentlich
gut. Zwar mussten wir für die Verpflegung selbst sorgen, aber das
war im Grunde genommen auch kein Problem. Dafür war der Raum aber
unheimlich ruhig und hell. Ideal zum Schach spielen!! Tja, Spiele im neuen
Stadion werden ja meistens gewonnen.
* Anm. Frank M.:
Da kann man ja gratulieren! Überhaupt war dies erst der zweite Sieg
für Turm II gegen Esens I. Den ersten gab es 95/96, auch daheim, auch
3,5:2,5. Damals gab es übrigens Remisen von Tammo Lewin, Johannes
Hilbrands und Joest Wessels, Siege von Stephan Slopinski und Thomas Osterhagen
sowie eine Niederlage von Uwe Hansen. Das waren noch Zeiten! Danke übrigens
noch an Andreas für den Bericht - Jan Pals wäre stolz auf Dich
gewesen :-)
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Matchstatistik -
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