- Mannschaftsmeisterschaften 2003/2004 -
 

Turm Holthusen II - Esens I 3,5:2,5
- Esens mit zwei Weihnachtsgeschenken -
- Hicko Smid mit Zauberschach -
 
von ANDREAS SLOPINSKI

Der 3.Advent 2003 kann vielleicht die Wende dieser bisher verkorksten Saison bringen, denn es hieß heute im neuen Spiellokal: Verkehrte Welt in Weener!! Nicht wir, sondern unsere Gäste traten äußerst ersatzgeschwächt an. Nur 4 Spieler konnte Esens gegen uns aufbieten. Für uns natürlich ein willkommenes Weihnachtsgeschenk. Die Bretter 1 und 5, das heißt mein Brett und das von Ole Mundt, wurden freigelassen. Für Ole bedeutete das eine völlig überflüssige Anreise, aber so ist nun einmal der Schachsport im Moment – kaum eine Mannschaft ist stets voll besetzt. Bevor der Wettkampf also in die Vollen ging, führten wir schon 2:0. Eine schöne Sache.

Trotzdem entwickelte sich die Begegnung zu einem spannenden Fight. Leider war die Partie an unserem 6. Brett, an dem wieder einmal ein Jugendspieler, heute war es Tim Wodtke, spielen durfte, relativ früh beendet. Tim entwickelte seine weißen Figuren sehr schnell und stand nach 15 Zügen auf keinen Fall schlechter als sein von der Zahl her bedeutend stärkerer Gegner. Doch dann wusste Tim nicht, wie es im Mittelspiel weitergehen soll und lief in eine Bauerngabel nichtsahnend hinein. So verlor er eine glatte Figur. Tim versuchte daraufhin, die Partie so ausgeglichen wie möglich zu halten und eroberte die Initiative. Aber im Ansturm auf den schwarzen König stellte Tim weiteres Material ein und verlor die Partie am Ende klar. 2:1

 Zu diesem Zeitpunkt war in den anderen Partien noch nicht viel geschehen. An Brett 2 und 4 ging es äußerst heiß her, während die Partie am 3. Brett nur sehr gemächlich anlief. Die nächste Partie, die dann entschieden wurde, war dann die an Brett 4.
Dort spielte Hicko Smid – nein, er zauberte vielmehr. Hicko ließ seinen Gegner zuerst leicht ausgleichen. Dann wurde er sogar in die Defensive gedrängt. Doch dann fing Hicko an, Zauberschach zu zelebrieren. Nachdem er einen Bauern gewinnen konnte, ging es Schlag auf Schlag. Hicko gewann einen glatten Turm nach einer wirklich sehenswerten Kombination. Dann ruhte er sich aber keineswegs auf seinem Vorteil aus, sondern stürmte regelrecht auf den schwarzen König. Nachdem Schwarz fast vollkommen paralysiert war, holte Hicko zum entscheidenden Schlag aus und setzte seinen Esener Kontrahenten nach einer weiteren schönen Kombination glanzvoll matt!! 3:1

Juhuu!! Damit war das Unentschieden schon mal perfekt, ich als Mannschaftsführer war nun schon zufrieden. Aber zwei Partien standen noch aus. Und einen Wehrmutstropfen mussten wir noch hinnehmen. Philip Giertz hatte es an Brett 2 mit einem ungefähr gleichstarken Gegner zu tun. Doch Philip war heute entweder nicht ganz bei der Sache oder sein Gegner spielte heute außergewöhnlich gut, denn viel Land sah Philip nicht. Zwar sind in der Italienischen Partie Chancen auf beiden Seiten vorhanden, doch Schwarz konnte seine Optionen bedeutend besser nutzen. Ein Läuferopfer auf f2, das Philip nicht annehmen durfte, da der Verlust einer ganzen Figur nicht mehr zu vermeiden gewesen wäre, machte den Anfang. Danach war die Möglichkeit einer Rochade zunichte gemacht. Dann verlor Philip einen weiteren Bauern und ließ zwei zentrale Freibauern zu. Er verließ sich dann auf den Königsangriff, doch dieser schlug nicht durch. Ganz im Gegenteil – auf dem Damenflügel konnte Schwarz durchbrechen und danach dem weißen König die Haut abziehen. 3:2

Zum Ende hin wurde es also noch einmal spannend. Die Frage, die sich alle stellten, war natürlich: Würde es zu einem Sieg reichen oder mussten wir uns „nur“ mit einem Unentschieden zufrieden geben. Naja, was heißt eigentlich „nur“. Wer hätte gedacht, dass wir gegen Esens überhaupt die Chance auf einen Sieg haben. Caissa meinte es aber gut mit uns. Joest Wessels spielte an Brett 3 seine gewohnte Antwort auf 1.e4, die Pirc-Ufimzew-Verteidung. Offensichtlich war seinem Gegner diese Eröffnung nicht geläufig, denn er konnte keinen Vorteil gegen Joest verbuchen. Statt dessen glich Joest locker aus. Dann agierte Joest aber doch zu passiv und Weiß konnte starkes Spiel im Zentrum aufziehen. Die Routine von Joest machte dann aber wohl den Unterschied. Joest tauschte geschickt die Figuren und die Damen ab und konnte dann sogar einen Bauern gewinnen. Trotzdem war die Stellung für Schwarz noch nicht gewonnen. Nachdem sich Joest darauf nach dem aktuellen Zwischenstand erkundigt hatte, bot er seinem Gegner Remis an, welches dieser dann auch gleich annahm. 3,5:2,5

Damit war der Sieg perfekt!! Vielleicht können wir uns am nächsten Spieltag endgültig aus dem Tabellenkeller spielen. Mal sehen, ob wir wieder 6 Mann zusammen bekommen. Eine kleine Information noch am Rande. Unser neues Spiellokal gefiel allen Spielern, die heute am Wettkampf beteiligt waren, außerordentlich gut. Zwar mussten wir für die Verpflegung selbst sorgen, aber das war im Grunde genommen auch kein Problem. Dafür war der Raum aber unheimlich ruhig und hell. Ideal zum Schach spielen!! Tja, Spiele im neuen Stadion werden ja meistens gewonnen.

* Anm. Frank M.: Da kann man ja gratulieren! Überhaupt war dies erst der zweite Sieg für Turm II gegen Esens I. Den ersten gab es 95/96, auch daheim, auch 3,5:2,5. Damals gab es übrigens Remisen von Tammo Lewin, Johannes Hilbrands und Joest Wessels, Siege von Stephan Slopinski und Thomas Osterhagen sowie eine Niederlage von Uwe Hansen. Das waren noch Zeiten! Danke übrigens noch an Andreas für den Bericht - Jan Pals wäre stolz auf Dich gewesen :-)

- Matchstatistik -