von ANDREAS SLOPINSKI
Das erste von drei
Endspielen, die uns vor dem Abstieg bewahren sollen, fand am Sonntag in
Papenburg statt. Wir wussten, dass wir im Falle einer Niederlage wohl dieses
Jahr den bitteren Gang in die Unterbezirksklasse antreten müssen,
da Papenburg ein direkter Konkurrent in der unteren Tabellenregion ist.
Ein Sieg war also schon beinahe Pflicht.
Vor dem Beginn des
Mannschaftskampfes war schon klar, dass beide Mannschaften in etwa gleich
stark besetzt waren. Es ist schwer zu glauben, dass beide Teams im Abstiegskampf
stecken, wenn man sich die Zahlen der Spieler einmal genauer ansieht. Andere
Teams sind in der Regel bedeutend schwächer aufgestellt. Wie dem auch
sei, für Spannung war gesorgt.
Nach nicht ganz zwei
Stunden war die erste Partie entschieden. Sven Lüdemann wurde dieses
Mal als Jugendspieler am 6.Brett eingesetzt. Auch wenn die Begegnung mit
Papenburg überaus wichtig war, blieben wir doch unserer Linie treu,
immer einen Jugendspieler am Mannschaftskampf teilnehmen zu lassen, wohlwissend,
dass diese nur geringe Aussichten auf Erfolg haben. Und so war es auch
dieses Mal. Zwar spielte Sven eine solide Eröffnung, stellte dann
aber einen Läufer ein. Dies reichte dem Papenburger zum Sieg, vor
allem, da Sven auch im weiteren Verlauf der Partie nicht ohne Patzer blieb.
Also, 0:1
An Brett 4 spielte
Joest Wessels, unsere „Vaterfigur“, wie er selbst nach der Begegnung zum
besten gab. Seine moralische Unterstützung schien uns irgendwie zu
beflügeln. Naja, nicht jeden, aber dazu erst später. Jedenfalls
musste sich Joest in sehr zerfahrenen Stellungsbildern zurechtfinden, die
er nun gar nicht mag. Die Königsbauern suchten ihr Heil direkt beim
weißen König, wodurch aber Joests Stellung sehr luftig wurde.
Dann wurden aber die meisten Figuren herausgetauscht, bis nur noch Damen
und jeweils eine Leichtfigur sowie ein paar Bauern übrig blieben.
Beide hielten die Stellung für ausgeglichen, so dass nach drei Stunden
und nach einem Dauerschach die Partie Remis gegeben wurde. 0,5:1,5
Am dritten Brett sah
anfangs vieles danach aus, dass wir nicht mit einem ganzen Punkt rechnen
können, was schon beinahe die Vorentscheidung bedeutet hätte.
Philip Giertz spielte in der Eröffnung ungenau und musste eienen Doppelbauern
auf der f-Linie zulassen. Zudem war die g-Linie geöffnet, was dem
könig ein wenig Unbehagen bereitete. Doch Philip machte aus der Not
eine Tugend und verdoppelte einfach auf der offenen Linie. Dazu holte er
dann auch noch die Dame. Sein direkter Angriff auf den König war auch
von Erfolg gekrönt, da sein Gegner in der Verteidigung den Überblick
verlor. So konnte Philip den schwarzen König überzeugend erlegen.
1,5:1,5
Unser Mister 100-Prozent
erwischte einen eher bescheidenen Tag. Ole Mundt, der vorher sämtliche
Partien gewonnen hatte, hatte am 5.Brett zwar Weiß, doch der Anzugsvorteil
reichte ihm nicht zum Sieg. Er musste gegen die Französische Verteidigung
antreten und behandelte die Eröffnung recht solide. Doch dann schlug
die Schachblindheit zu. Er ließ einfach eine ganze Figur stehen.
Diesen Fehler versuchte er zwar wieder auszubügeln, doch letztendlich
konnte er die Niederlage nicht mehr verhindern, denn als sein Gegner im
Endspiel mit dem Turm in Oles Lager einbrach, waren die verbliebenen Bauern
nicht mehr zu halten, so dass Ole nach etwas mehr als drei Stunden aufgab.
1,5:2,5
Zu diesem Zeitpunkt
waren die Partien an den ersten beiden Brettern noch offen. Enno hatte
gerade eben ein Remisangebot von seinem Gegner abgelehnt, weil ich mir
sicher war, dass Enno etwas besser stand. Außerdem wollten wir unbedingt
gewinnen. Doch an meinem Brett sah es auch nicht gerade rosig aus. Zwar
war ich mit meiner Stellung zufrieden, aber mein alter Freund die Zeitnot
hielt wieder in meinem Spiel Einzug. Aber eins nach dem anderen.
Ich entschied meine
Partie zuerst. Ich hatte es mit der Pirc-Ufimzew-Verteidigung zu tun. Das
bedeutete, dass ich mein beliebtes System mit 1.d4 und frühem e3 nicht
aufziehen konnte. Trotzdem kam ich sehr gut aus der Eröffnung heraus.
Mein Gegner entschied sich, nicht zu rochieren, was ihm letztendlich zum
Verhängnis wurde. Denn als ich mit meinen Bauern im Zentrum durchbrach,
war die schwarze Stellung schon sehr kritisch. Dann opferte ich einen Läufer,
um direkten Angriff auf den König zu erlangen. Nachdem ich einen Bauern
auf e7 und einen auf d6 befestigen konnte, war die schwarze Stellung kaum
mehr spielbar. Doch die Zeitnot brachte mich dann etwas aus dem Konzept.
Ein krasser Fehler von meinem Gegner brachte aber dann die Entscheidung.
Ich konnte noch eine zweite Figur opfern, um den König in ein unausweichliches
Matt zu locken. 2,5:2,5
Für die glückliche
Entscheidung durfte dann Enno sorgen. Hier hatte es der Papenburger mit
erheblicher Zeitnot zu tun. Nachdem in der Eröffnung nicht viel passiert
war (wie auch, wenn Enno sein „Enno-Indisch“ aufzieht *g*) konnte Enno
leicht ausgleichen. Er verlagerte das Spiel auf den Damenflügel und
konnte sich zwei verbundene Freibauern auf den Linien a und b ergattern.
Schritt für Schritt baute er seinen Vorteil aus, wobei ihm die Zeitnot
seines Gegners natürlich sehr gelegen kam. Als es auf den 40.Zug zuging,
stellte dann der Papenburger eine komplette Dame ein, als nämlich
Enno seinen Bauern bis auf die Grundreihe durchschieben konnte. Dann sah
Ennos Gegner aber auch ein, dass er wohl nicht mehr gewinnen wird und gab
auf. Eine saubere Leistung von Enno !! Vor allem, weil dadurch der Sieg
perfekt war. 3,5:2,5
Durch diesen Sieg haben
wir Papenburg in der Tabelle hinter uns gelassen. Und Emden IV, gegen die
wir noch antreten dürfen, liegt nun schon fast abgeschlagen auf dem
letzten Platz. Im nächsten Spiel geht es gegen das starke Team aus
Aurich. Auch diese Mannschaft ist deutlich besser besetzt, als es der Tabellenplatz
aussagt. Ein Unentschieden gegen Aurich II kann schon den endgültigen
Klassenerhalt bedeuten. Um ehrlich zu sein, ich bin jetzt schon gespannt
auf den 15.Februar 2004....
* Anm. Frank M.:
Im Namen des Vaters! Auf vielerlei Bitten wieder eine kleine Anmerkung
:-) Ein Griff in die Statistikkiste zeigt, daß Holthusen II jetzt
gegen Papenburg II eine positive Bilanz hat. Es steht jetzt insgesamt 4:3
nach gewonnenen Kämpfen, Unentschieden gab es nie. Nicht einmal unsere
"Erste" kann eine solche Bilanz aufweisen: Sie kommt gegen Papenburg II
nur auf einen ausgeglichenen Kampfrekord. Also Glückwunsch an die
Zweite! Andreas: d4 nebst e3? Ist das nicht die berühmte ...-Eröffnung?
:-)
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Matchstatistik -
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