Über 60
Teilnehmer am Start
Zum dritten Mal in
diesem Jahr waren Sebastian Müer und ich bei einem ostwestfälischen
offenen Turnier am Start. Über 60 Teilnehmer versammelten sich zu
einem 5-rundigen Open, darunter zwei Fide-Meister und Chessbase-DVD Autor
Jacoby. Zumindest für Sebastian hat sich die Reise gelohnt – an Platz
3 gesetzt, holte er sich den ungeteilten Turniersieg. Dies ist bereits
sein dritter Erfolg in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen. Anscheinend
also ein gutes Pflaster.
Brakel liegt im Kreis
Höxter, irgendwo zwischen Paderborn und Göttingen. Die Stadt
hat ca. 17000 Einwohner und ist entsprechend beschaulich. Gespielt wurde
im etwas abgelegenen Hotel Kaiserbrunnen. Die Spielbedingungen waren gut,
jedes Brett hatte seinen eigenen Tisch und Digitaluhren. Bedenkzeit war
2 Stunden für 40 Züge und 30 min. für den Rest.
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Das Hotel Kaiserbrunnen,
der Austragungsort
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Der Spielsaal
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Verlauf
Neben Sebastians Turniersieg
war mein Abschneiden diesmal sehr schlecht. Zum Auftakt gegen einen stärkeren
Gegner nach hartem Gefecht knapp verloren, danach am 2. Tag einen schwächeren
Gegner geschlagen sowie gegen einen FM verloren. Nicht das Gelbe vom Ei,
aber noch nicht so schlecht. Am 3. Tag aber schaffte ich gegen zwei z.T.
klar schlechtere Gegner nur Remis, wobei ich einmal am Rande des Verlusts
wandelte. 2,0/5 waren zu wenig, ich hatte aber schon vorher kein gutes
Gefühl.
Sebastian spielte dagegen
umso stärker. Zum Auftakt zwei Siege. Den zweiten Sieg erreichte er
in einem Endspiel ohne Bauern, in dem er mit Läufer und Springer den
blanken König mattsetzen musste – eine gefürchtete Konstellation,
aber Sebastian meisterte es perfekt. Es folgte ein Remis in Runde 3, wobei
die Stellung mit Mehrbauer eigentlich gewonnen war.
Die größte
Schlacht folgte in der vorletzten Runde. Sebastian spielte gegen den bis
dato als einzigem Spieler bei 100% stehenden Dr. Ohse vom SK Delmenhorst.
In der dramatischen Zeitnotschlußphase schwankte die Stellung immer
zwischen ausgeglichen und etwas Vorteil für Sebastian. Da Sebastian
gewinnen musste, lehnte er zweimal ein Remis ab, bis dann sein eigenes
Angebot abschlägig beschieden wurde, da er auf der Uhr zurücklag.
Kurz darauf bot sein Gegner wieder an, aber Sebastian konnte einen Bauern
gewinnen. Ein Freibauer lief, doch auf dem anderen Flügel gingen eigene
Bauern verloren. Als die Stellung in die Verlustzone zu geraten drohte,
überschritt sein Gegner die Zeit. Dieser erwies sich als sportlich
fair und erkannte die Niederlage an, er hatte ja auch selber die Möglichkeit
gehabt, Remis zu machen.
Die Schlussrunde brachte
Sebastian gegen den einzig anderen Spieler mit bis dato 3,5 Punkten. Ein
wirkliches Finale also. In der Weißpartie konnte der Oldenburger
nach einer harten Auseinandersetzung einen taktischen Schlag landen und
eine Figur gewinnen, danach gab sein Gegner auf. Damit ungeteilter Turniersieg
mit 4,5 Punkten, dass muß man in 5 Runden auch erstmal schaffen!
Meiner Meinung nach spielt Sebastian derzeit sein stärkstes Schach.
Die Performance dürfte bei knapp 2400 DWZ/ELO gelegen haben, damit
schiebt er sich hart an die 2200er Grenze heran. Respekt vor dieser Leistung!
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Sebastian in seiner
Partie der zweiten Runde
(mit dem späteren
Läufer-Springer-Matt)
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Ich stand mehrfach
"auf dem Acker"
(zur Abwechslung mal
auf einem Ostwestfälischen)
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Sonstiges
Es gab bei diesem Turnier
einige kuriose Situationen, z.B. musste der Schiedsrichter mehrmals in
hanebüchenen Konstellationen eingreifen. So weigerte sich ein Spieler
in völliger Verluststellung, nach einer Umwandlung seines Gegners
dessen geschlagene Dame „herauszurücken“. Natürlich gab es auch
wieder dramatische Partien: So hatte ein Junge in einem ausgeglichenen
Läuferendspiel einen Riesenzeitvorteil von gut einer Stunde, sein
Gegner hatte nur noch 48 Sekunden für den Rest. Aber der Junge verstampfte
es, blitzte mit, verlor einige Bauern und die Läufer gingen vom Brett.
Nach Umwandlung in eine Dame erzielte der Gegner das Matt gleichzeitig
mit dem Ablaufen seiner Bedenkzeit, was lt. den Regeln für ihn gewonnen
war.
Kurios war auch am
zweiten Spieltag abends das Erscheinen eines betrunkenen Hotelgastes im
Spielsaal während einer laufenden Runde. Er setzte sich mitten in
den Raum und lallte munter drauflos in schönstem Sächsisch. Es
mussten erst mehrere Hotelangestellte gerufen werden, welche nach längerem
Zureden den Gast schließlich zum Verlassen des Spielsaals bewegen
konnten.
Unter dem Strich ein
gelungenes Turnier, und den Turniersieg konnten wir ja auch mitnehmen.
Vielleicht war der Altersschnitt etwas hoch und der Schiedsrichter hier
oder da etwas zu streng, aber da wollen mir mal nicht die Nadel im Heuhaufen
suchen. Mit dem Turnier in Brakel ist unsere Ostwestfalentour für
dieses Jahr komplett. So, und nun muß ich schnell die Holthuser Vereinsmeisterschaft
zur DWZ-Auswertung bringen, sonst rutsche ich wieder unter eine magische
Grenze :-).
- frank modder,
24.11.10
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Der strahlende
Turniersieger
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