Zu Gast
in der Grande Nation
Sebastian Müer
und ich spielten zum ersten Mal ein Turnier in Frankreich, und zwar das
große Open in Capelle La Grande in der Nähe von Dünkirchen
direkt am Ärmelkanal. Es war bereits die 31. Auflage dieses Turniers,
welches laut Veranstalter 555 Teilnehmer zählte, darunter 83 Großmeister.
Capelle ist ein kleiner Ort nur ein paar Kilometer hinter der belgischen
Grenze. Nach 4,5 Stunden Fahrzeit durch vier Länder - Deutschland,
Niederlande, Belgien, Frankreich - war man bereits am Ziel. Einen Tag vor
Beginn anzureisen erwies sich dabei als sinnvoll. Am Samstag, den 28.02.,
ging Nachmittags die erste Runde los, wobei immer eine Runde pro Tag gespielt
wurde, mit der Ausnahme einer Doppelrunde am Montag.
Alle Spieler reihten
sich in ein einziges Turnier ein, und das hat nicht nur seine Vorteile,
wie wir sehen werden. Es wurde zwar nach dem beschleunigten Schweizer System
gelost, aber dennoch war das Pingpong-Spiel übel. Entweder sehr starke
oder sehr schwache Gegner, Sebastian wusste hier bald ein Lied davon zu
singen. Schachlich gesehen können wir das Turnier darum recht schnell
abhandeln, ohne grosse Highlights. Jeweils ein Partiebeispiel von Sebastian
und mir gibt es am Ende.
Bilder vom Turnier,
wie immer vergrößern durch anklicken.
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Aussenansicht
der Spielhalle.
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Und von innen.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt.
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Sebastians Weg durch
das Turnier
Sebastian startete
mit einer Niederlage gegen einen 2400er IM, dann gab es einen Sieg gegen
1900, wieder eine Niederlage gegen einen 2400er IM und einen Sieg gegen
1800. Dabei hatte Sebastian auch noch das Pech, Weiß gegen die schwachen
Gegner zu haben, die er wahrscheinlich ohnehin besiegt hätte. Die
Hoffnung, gegen 2400 etwas zu holen, war natürlich auch mit Schwarz
da, aber mit Weiß wäre es schon handfester gewesen.
Und es wurde übler:
Nach 2,0/4 folgte dann sogar 1600… Und nachdem dieser Punkt eingefahren
war ging es gegen einen 2500er GM weiter. Hier dann endlich mal mit Weiß,
aber trotzdem gab es eine glatte Niederlage. Und es folgte wieder
1900 und ein Sieg. Und nun? Mit 4,0/7 traf Sebastian auf 1300… Ja, dafür
fährt man eigentlich nicht nach Frankreich, aber gut, man muss halt
ausbrechen mit etwas Zählbarem gegen die stärkeren Gegner. Aber
seinen Tischnachbarn ging es nicht anders, die blieben bis zum Ende des
Turniers immer dieselben.
1300 wurde besiegt,
genau wie der 1900er davor aber in einem Damenendspiel nach jeweils hartem
Kampf. Das Ende der Partie gegen den1900er geben wir unten wieder. In der
Schlussrunde gab es nochmal 2400 IM mit Schwarz, hier hatte Sebastian aber
endlich mal eine angenehme Stellung, doch Weiß spielte gut und Sebastian
musste am Ende doch die Segel streichen. Es gab einen Abzug von ca. 5-6
ELO-Punkten.
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Sebastian extrem
konzentriert.
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Nettes Gimmick:
Fahne und Kärtchen für jeden Spieler.
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Franks Weg durch
das Turnier
Mir ging es nicht viel
besser, wobei ich im Gegensatz zu El Basto gegen die Schwächeren leider
nicht alles holen konnte. Auch bei mir Pingpong. Das Problem dabei ist,
dass die starken Gegner von der Zahl her nicht in gleichem Masse stärker
sind als die schlechteren Gegner schwächer. Man verliert also, wenn
man nicht ausbricht, denn 50% führen ins Minus, auch wenn es bei der
Auswertung eine Grenze gibt.
Ich verlor gegen einen
2100er FM zum Auftakt, hier stand ich etwas passiver, aber stellte unnötig
einen Bauern weg. Danach verlor ich leider auch gegen 1600. Nach einem
Fehler war die Partie nicht zu reparieren und ich merkte, dass keine Form
vorhanden war. Es folgte die Doppelrunde am Montag und man stand bereits
unter Druck. Doch mir gelangen Siege gegen 1600 und 1700, auch hier aber
mussten beide hart erfochten werden.
Erneut folgte ein 2100er
FM und eine Niederlage nach einem gescheiterten Eröffnungsexperiment,
aber dann gab es einen Lichtblick: 2180 und ein Schwarzremis. Vermutlich
meine beste Partie, aber ich hätte hier am Ende sogar weiterspielen
sollen. Die Partie gibt es weiter unten zu sehen. Das Turnier hätte
nun Fahrt aufnehmen können, aber ich kam über Remis gegen 1600
nicht hinaus. Und die Chancen in der Partie waren da. Es folgte noch ein
leichter Sieg gegen 1500 und dann gab es zum Finale einen 2400er IM, hier
opferte ich drin herum und verlor schnell. Mein ELO-Minus: etwa 15 Punkte.
Partiebeispiele
Fazit
Generell stimmt hier
alles. Gutes Spiellokal (so eine Art Stadthalle), die Organisation war
auch nicht zu kritisieren, und das ausgewählte Hotel im Nachbarort
war zufriedenstellend und auch nur 5 Autominuten entfernt. Sicherlich ein
sehr empfehlenswertes Turnier. Für die eigene Leistung ist man ja
selber verantwortlich. Allerdings sollte man überlegen, ob es nicht
sinnvoller ist, das Turnier in Gruppen einzuteilen.
Wie war es mit den
französischen Vorurteilen, dass sie eine gute Küche haben und
kein Englisch sprechen? Nun ja, Englisch ist in der Tat problematisch,
sogar bei der Einschreibung, aber insgesamt kommt man doch zurecht, Speisekarten
gibt es häufig auch auf Englisch. Aber dass die Franzosen die kulinarische
Spitze darstellen, konnte nicht festgestellt werden. In Restaurants eher
Standardmenüabfolge wie in Deutschland. Und ja, hier gibt es doch noch
Englisch - beim Steak, auch wenn man Medium bestellt. Und es ist gar nicht
so einfach, sein Geld dort loszuwerden. Es gibt nicht viele Restaurants,
und die servieren warme Küche keinesfalls vor 19 Uhr. Und wenn man
etwas später dran ist, ist die Küche bereits geschlossen. Also
muß man wohl doch nach Paris fahren, um kulinarisch anzugreifen.
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Ärmelkanalatmosphäre
im Hafenbereich
von Dünkirchen
bei einem Nachtausflug.
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Ein riesiger Turm
im
Zentrum Dünkirchens.
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Keine Dusche -
ein Klo.
Toilettenfrage ungeklärt.
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Anmerkung zu dem Toilettenbild:
Die Klo-Frage blieb auch im Spielbreich von Capelle kritisch - drei Kabinen
und drei Becken für 555 Teilnehmer (na gut, für die Männlichen
unter ihnen), und dann noch diese Rückenbrecher-Toilette... Aber merkwürdigerweise
war immer eine Kabine frei, wenn man musste... Allerdings waren nicht alle
Toiletten so wie auf dem Bild. Alle anderen Örtlichkeiten, die wir
in Frankreich vorfanden, waren Standard.
Generell sind wir in
Frankreich allgemein gut aufgenommen worden und eine Reise lohnt sich bestimmt,
auch wieder nach Capelle la Grande. Allerdings gab es das Gerücht,
dass ein Hauptsponsor abspringt, die Ausgabe 2016 könnte also in gänzlich
anderer Form stattfinden. Das bleibt abzuwarten...
Hier noch der Link
zur Turnierseite:
Capelle
La Grande International Chess Open
Fotobericht
auf der Nachrichtenseite von Chessbase
Noch
ein Fotobericht von Chessbase
- frank modder,
12.03.2015
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Gefunden im Hafengebiet
von Dünkirchen.
Wir mussten ihn nicht
in Anspruch nehmen.
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