- Capelle la Grande Open, 2023 -
17.02. - 24.02.
 

Turnier in Dünkirchen
Von Dünen, Doggen und Dameneinstellern
 
Turnier und Urlaub in Frankreich

Einmal mehr besuchten Sebastian und ich das Open in Capelle la Grande, einer kleinen französischen Gemeinde südlich von Dünkirchen direkt am Ärmelkanal - wie ich immer dachte. Aber nach einem internationalen Standard ist es wohl noch die Nordseeküste, der Kanal beginnt einige Kilometer weiter westlich in Richtung Calais. Mit im Gepäck war Edelsekundant Bubba, welcher erstmals das Namensland seiner Rasse besuchte und mich ebenfalls auf die Sekundantenbank schickte.

Ein großes Open mit etwa 400 Teilnehmern in einem einzigen Turnier. Da hat man entweder ein Pingpongspiel mit abwechselnd sehr starken und sehr schwachen Gegnern, oder man muss sich lange hochspielen, um adäquate Gegner zu bekommen. Und dies gelang Sebastian diesmal leider nicht: 7 Gegner unter 2000, zwei Partien gegen unter 2100 - dafür muss man nicht nach Frankreich fahren. Nach drei starken Performances in den letzten drei Turnieren (jeweils über 2300) war das natürlich Rückschritt. Aber genug der Vorrede - mal direkt rein in die Action!
 

Gut gefüllter Spielsaal...
... einschließlich Flaggenparade

Runden 1-3
Verhaltener Auftakt

Der erste Gegner war ein älteres Kaliber unter 2000, hatte aber mal 2150. Sebastian hatte Schwarz. Nicht angenehm. Weiß trat ein wildes Gefecht los mit einem Läuferopfer auf h7. Sebastian vermied ein Remis, im weiteren Verlauf hatten beide Seiten Chancen in einer wilden Partie, aber das Risiko lag mehr auf Sebastians Seite. Im Endspiel letztlich hatte der Belgier Turm gegen Läufer bei noch jeweils einem Bauern. Gewonnen für Weiß, aber irgendwann wurde nur noch auf Inkrement gespielt, und die Stellung entpuppte sich als zu kompliziert für beide Seiten - viermal stellte Weiß die Partie zu einem Remis weg, eine klare Angelegenheit aber war es nur beim 4. Mal:


Versporten (1968) - Sebastian
Diagramm nach dem 64. Zug von Weiß

Hier hatte Weiß gerade mit 64. Kh3? die Stellung auf Remis gestellt. Nun hätte 64. … Lf2 einfach den Bauern abgeholt. Natürlich musste Schwarz dann noch Läufer gegen Turm halten. Nach dem gespielten … Ld2 gab es keine fünfte Chance mehr und Weiß gewann gut 20 Züge später.

Ein schlechter Auftakt, leistet nichts für das Selbstvertrauten und es gab so auch in den beiden Folgerunden wieder 1900er als Gegner. Diese beiden Partien waren allerdings immerhin recht eindeutige Siege, interessant war dabei das Ende der Partie der 3. Runde:

Denizet (1963) - Sebastian 0:1

In der Zwischenzeit am Strand...

Runden 4-6
Zwei Nullen und ein Dameneinsteller

So, 2,0/3. Runde 4 gegen einen jungen Gegner mit knapp 2100 musste nun die dritte Eins in Folge bringen. In der Nachmittagspartie an einem der beiden Doppelrundenspieltage bekam Sebastian auch tatsächlich eine Gewinnstellung in einem komplizierten Mittelspiel - aber er verpasste den Sieg:

Sebastian - Gemelli (2097) 0:1

Mit 3,0 aus 4 wäre man wieder mit beiden Beinen im Turnier gewesen. So ging es nun wieder weiter gegen Gegner aus dem Bereich U 2000. Aber was nun in der nächsten Runde passierte, war eine Kuriosität, die man nur alle Jubeljahre mal zu sehen bekommt: Sebastian ließ die Dame hängen, sein Gegner bemerkte es nicht…

Delabarre (1899) - Sebastian 0:1

Gut, dass ich das nicht an einem Live-Brett zu sehen bekam… Aber die Partie war nach dem fatalen Dameneinsteller schon recht instruktiv gespielt, immerhin. Das Turnier war vielleicht immer noch zu retten, aber - leider folgte dann die nächste Niederlage gegen einen jungen Gegner mit knapp 1900… Sebastian stand gut ausgangs der Eröffnung, machte dann eine Ungenauigkeit, und wurde ausgepeitscht, ohne nochmal ins Spiel zu kommen. Dieser Gegner hat auch 300 Punkte über seinem Niveau gespielt…
 

Unsere mondäne Unterkunft in De Panne
in Belgien an der Grenze zu Frankreich.
Der rote Strich markiert unser Appartement.
Am Strand ließ es sich leben. Das Wetter war zumeist
in Ordnung. Sonne wie hier hatten wir zwar nur wenig,
aber dafür gab es so gut wie keinen Regentag.

Runden 7-9
Nochmal 2,5 aus 3

Brecht hätte vermutlich gesagt, nach der dritten Null war Karthago nicht mehr aufzufinden. Das Turnier war gelaufen. Aus den letzten drei Runden gibt es auch nicht mehr viel, was zu erwähnen wäre. Zwei klare Siege gegen 1700/1800. Am Ende gab es nochmal eine unangenehme Aufgabe mit Schwarz gegen einen etwas älteren FM, der nur noch bei 2050 rangierte. Hier stand Sebastian im Schwerfigurenendspiel prekär, machte dann aber alles richtig mit Damentausch, Reduzierung der Bauern, noch einem Turmtausch und erreichte ein theoretisches Remis in einem einfachen Turmendspiel.

Fazit

Capelle ist ein nettes, relativ entspanntes Open, trotz der vielen Teilnehmer. Der Turnier- und Auslosungsmodus birgt aber einige Tücken. Bislang haben Sebastian und ich da immer schlechte Turnierleistungen abgeliefert. Vielleicht muss man daraus Konsequenzen ziehen. Ansonsten eine nette Woche. Unsere Unterkunft war in Belgien im kleinen Urlauberort De Panne. Da konnte man direkt aus dem Appartement in die Nordsee hüpfen. Ruhige Kugel außerhalb der Saison.

Hier noch der Link zur Turnierseite:

Capelle la Grande Open

- frank modder, 01.03.2023
 

Wohin des Wegs?