- Dortmunder Chess-Meeting 2003 -

 
Das Dortmunder Sparkassen Chess-Meeting gehört lt. Veranstalter zu den drei weltweit größten bzw. wichtigsten Turnieren (neben Linares, dem „Wimbledon des Schach“ und Wijk aan Zee). Es hat eine über 30jährige Tradition und findet dieses Jahr v. 31.07. bis zum 10.08. im Dortmunder Schauspielhaus statt. Was also lag näher, als sich die Topstars aus der Weltrangliste einmal selber vor Ort anzuschauen. Es duellieren sich sechs Elitegroßmeister, wobei jeder Meister zweimal gegen jeden anderen spielt. Daneben gibt es noch diverse offene Turniere.

Ursprünglich war nur ein Besuch an einem der Spieltage geplant, dann jedoch war auf der Internetseite des Turniers (chessgate.de) zu erfahren, daß es einen spielfreien Tag gibt, an welchem die Meister gegen Amateurspieler Blitzpartien spielen. Also schnell per e-Mail beworben und schon am nächsten Tag kam die schriftliche Bestätigung - ich bin dabei! Und dann ging es am 05.08. per Zug auf nach Dortmund. Gespielt wurde in der Berswordt-Halle, direkt im Zentrum der Stadt und unmittelbar gegenüber dem Rathaus, in welchem auch die offenen Turniere ausgetragen werden.

Im großen und lichtdurchfluteten Eingangsbereich der Halle war bereits alles für die Veranstaltung angerichtet. Kurz vor 14 Uhr kamen dann die Meister, als erstes der amtierende Weltmeister, Wladimir Kramnik. Sie mischten sich unter die Leute und hielten den ein oder anderen Smalltalk. Und dann ging es los. Jeder der sechs Meister spielte insgesamt gegen zehn Amateurspieler jeweils eine Blitzpartie. Natürlich wurde dem Leistungsunterschied Rechnung getragen, sodaß der Meister lediglich zwei Minuten Bedenkzeit hatte, der Amateur deren fünf.

Als neunter Spieler traf ich dann auf Teimour Radjabow. Der junge Aserbaidschaner, welcher noch vor ein paar Wochen Garry Kasparov in Linares schlug, war in Anbetracht der Tatsache, daß die Top drei - Kramnik, Anand und Leko - bereits „vergriffen“ waren, auch mein Wunschgegner gewesen. Also hingesetzt, ein kurzes Shakehands, und dann ging es los. Die Meister hatten immer die weißen Steine. Somit hatte ich mir überlegt, mit Schwarz die Französische Verteidigung zu spielen, welche Radjabow selber gerne als Schwarzer spielt. Diese Psychologie fruchtete aber - natürlich - nicht, und Radjabow zerlegte mich in seinem typischen, sehr taktisch geprägten Stil.

Wenn ich die Veranstaltung richtig verfolgt habe, so haben die Meister alle ihre Partien gewonnen. Auffällig war, daß die Profis quasi überhaupt nicht überlegten, jeder Zug folgte á tempo, wahrscheinlich hätten sie die Partien auch mit nur einer Minute spielen können. Dennoch eine tolle Sache, die Stars einmal sozusagen zum Anfassen zu haben. Wirklich alle Spieler waren sehr freundlich, Autogrammwünsche wurden stets erfüllt, und es durfte nach herzenslust fotographiert werden, was so einige der Umstehenden ausnutzten. Auch die größte Dortmunder Tageszeitung, die Ruhr-Nachrichten, und ein lokaler Radiosender waren anwesend und interviewten die teilnehmenden Meister und Amateure.

Nach ca. 2 Stunden war die Veranstaltung beendet. Fazit: rundum gelungen. Gute Organisation, schönes Ambiente. Vielleicht hätte die Werbung, auch auf der Homepage des Veranstalters, direkt für dieses Event noch ein wenig aktiver gestaltet werden können, um noch mehr Zuschauer zu bekommen. Dennoch ein einmaliges Erlebnis, ich freu’ mich schon auf nächstes Jahr...
Frank Modder, 06.08.03

Die Spieler: (Vergrößerung durch anklicken)

 
Wladimir Kramnik, 28 Jahre, Rußland, Nr. 2 der Weltrangliste. Nahm im Jahre 2000 Garry Kasparov den Weltmeistertitel ab, liegt in der Weltrangliste aber noch hinter Kasparov. Viswanathan Anand, 33 Jahre, Indien, Nr. 3 der Welt, gilt als exzellenter Schnellschachspieler, verlor 1995 gegen Kasparov einen Wettkampf um dessen WM-Titel.
 
Peter Leko, 23 Jahre, Ungarn, Nr. 4 der Weltrangliste. Leko ist der offizielle Herausforderer von Weltmeister Kramnik, gewann letztes Jahr in Dortmund und dieses Jahr in Linares. Teimour Radjabow, 16 Jahre, Aserbaidschan. Bezwang dieses Jahr in Linares Kasparov und jetzt in Dortmund Anand - jeweils mit Schwarz. Ein kommender Topstar.
 
Viktor (Viorel) Bologan, 31 Jahre, Moldawien. Bereits seit mehreren Jahren Gast in den Top 100 der Welt, in Dortmund spielt er herausragend und führt das Feld zur Halbzeit an. Arkadij Naiditsch, 17 Jahre, Deutschland. Die deutsche Nr. 7, hervorgegangen aus der Dortmunder Schachschule, spielt hier sein erstes ganz großes Turnier.
 
Der Spielort des Blitzturniers: (Vergrößerung durch anklicken)
 
Die Berswordt-Halle auf dem Dortmunder Friedensplatz direkt gegenüber dem Rathaus war Spielort des Blitzturniers. Hier im Eingangsbereich duellierten sich die sechs Großmeister mit jeweils zehn Amateurgegnern.
 
Allgegenwärtig die Werbung der Sparkasse. Ich war die Nr. 9 zum Start am Tisch von Teimour Radjabow.
 
Autogramme
Teimour Radjabow
Peter Leko
Vishy Anand