Das Dortmunder Sparkassen
Chess-Meeting gehört lt. Veranstalter zu den drei weltweit größten
bzw. wichtigsten Turnieren (neben Linares, dem „Wimbledon des Schach“ und
Wijk aan Zee). Es hat eine über 30jährige Tradition und findet
dieses Jahr v. 31.07. bis zum 10.08. im Dortmunder Schauspielhaus statt.
Was also lag näher, als sich die Topstars aus der Weltrangliste einmal
selber vor Ort anzuschauen. Es duellieren sich sechs Elitegroßmeister,
wobei jeder Meister zweimal gegen jeden anderen spielt. Daneben gibt es
noch diverse offene Turniere.
Ursprünglich war
nur ein Besuch an einem der Spieltage geplant, dann jedoch war auf der
Internetseite des Turniers (chessgate.de) zu erfahren, daß es einen
spielfreien Tag gibt, an welchem die Meister gegen Amateurspieler Blitzpartien
spielen. Also schnell per e-Mail beworben und schon am nächsten Tag
kam die schriftliche Bestätigung - ich bin dabei! Und dann ging es
am 05.08. per Zug auf nach Dortmund. Gespielt wurde in der Berswordt-Halle,
direkt im Zentrum der Stadt und unmittelbar gegenüber dem Rathaus,
in welchem auch die offenen Turniere ausgetragen werden.
Im großen und
lichtdurchfluteten Eingangsbereich der Halle war bereits alles für
die Veranstaltung angerichtet. Kurz vor 14 Uhr kamen dann die Meister,
als erstes der amtierende Weltmeister, Wladimir Kramnik. Sie mischten sich
unter die Leute und hielten den ein oder anderen Smalltalk. Und dann ging
es los. Jeder der sechs Meister spielte insgesamt gegen zehn Amateurspieler
jeweils eine Blitzpartie. Natürlich wurde dem Leistungsunterschied
Rechnung getragen, sodaß der Meister lediglich zwei Minuten Bedenkzeit
hatte, der Amateur deren fünf.
Als neunter Spieler
traf ich dann auf Teimour Radjabow. Der junge Aserbaidschaner, welcher
noch vor ein paar Wochen Garry Kasparov in Linares schlug, war in Anbetracht
der Tatsache, daß die Top drei - Kramnik, Anand und Leko - bereits „vergriffen“
waren, auch mein Wunschgegner gewesen. Also hingesetzt, ein kurzes Shakehands,
und dann ging es los. Die Meister hatten immer die weißen Steine.
Somit hatte ich mir überlegt, mit Schwarz die Französische Verteidigung
zu spielen, welche Radjabow selber gerne als Schwarzer spielt. Diese Psychologie
fruchtete aber - natürlich - nicht, und Radjabow zerlegte mich in seinem typischen,
sehr taktisch geprägten Stil.
Wenn ich die Veranstaltung
richtig verfolgt habe, so haben die Meister alle ihre Partien gewonnen.
Auffällig war, daß die Profis quasi überhaupt nicht überlegten,
jeder Zug folgte á tempo, wahrscheinlich hätten sie die Partien
auch mit nur einer Minute spielen können. Dennoch eine tolle Sache,
die Stars einmal sozusagen zum Anfassen zu haben. Wirklich alle Spieler
waren sehr freundlich, Autogrammwünsche wurden stets erfüllt,
und es durfte nach herzenslust fotographiert werden, was so einige der
Umstehenden ausnutzten. Auch die größte Dortmunder Tageszeitung,
die Ruhr-Nachrichten, und ein lokaler Radiosender waren anwesend und interviewten
die teilnehmenden Meister und Amateure.
Nach ca. 2 Stunden
war die Veranstaltung beendet. Fazit: rundum gelungen. Gute Organisation,
schönes Ambiente. Vielleicht hätte die Werbung, auch auf der
Homepage des Veranstalters, direkt für dieses Event noch ein wenig
aktiver gestaltet werden können, um noch mehr Zuschauer zu bekommen.
Dennoch ein einmaliges Erlebnis, ich freu’ mich schon auf nächstes
Jahr...
Frank Modder, 06.08.03
Die Spieler: (Vergrößerung
durch anklicken)
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Wladimir Kramnik,
28 Jahre, Rußland, Nr. 2 der Weltrangliste. Nahm im Jahre 2000 Garry
Kasparov den Weltmeistertitel ab, liegt in der Weltrangliste aber noch
hinter Kasparov. |
Viswanathan Anand,
33 Jahre, Indien, Nr. 3 der Welt, gilt als exzellenter Schnellschachspieler,
verlor 1995 gegen Kasparov einen Wettkampf um dessen WM-Titel. |
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Peter Leko, 23 Jahre,
Ungarn, Nr. 4 der Weltrangliste. Leko ist der offizielle Herausforderer
von Weltmeister Kramnik, gewann letztes Jahr in Dortmund und dieses Jahr
in Linares. |
Teimour Radjabow,
16 Jahre, Aserbaidschan. Bezwang dieses Jahr in Linares Kasparov und jetzt
in Dortmund Anand - jeweils mit Schwarz. Ein kommender Topstar. |
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Viktor (Viorel) Bologan,
31 Jahre, Moldawien. Bereits seit mehreren Jahren Gast in den Top 100 der
Welt, in Dortmund spielt er herausragend und führt das Feld zur Halbzeit
an. |
Arkadij Naiditsch,
17 Jahre, Deutschland. Die deutsche Nr. 7, hervorgegangen aus der Dortmunder
Schachschule, spielt hier sein erstes ganz großes Turnier. |
Der Spielort des Blitzturniers:
(Vergrößerung durch anklicken)
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Die Berswordt-Halle
auf dem Dortmunder Friedensplatz direkt gegenüber dem Rathaus war
Spielort des Blitzturniers. |
Hier im Eingangsbereich
duellierten sich die sechs Großmeister mit jeweils zehn Amateurgegnern. |
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Allgegenwärtig
die Werbung der Sparkasse. |
Ich war die Nr. 9
zum Start am Tisch von Teimour Radjabow. |
Autogramme
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Teimour Radjabow
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Peter Leko
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Vishy Anand
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