Jahresauftakt
an der Aller
Willkommen im Jahre
2025! Und wieder beginnt es mit einer Landesmeisterschaft. Laut NSV die
Beste aller Zeiten. Aber welche Zeiten haben wir? Vielleicht sogar eine
Zeitenwende? Am letzten Tag des Turniers kam die Meldung vom Tod
der deutschen Schachlegende Robert Hübner. Während
die ARD mehrfach über die Jeanshosen eines verzogenen Norwegers berichtete,
schweigt man sich über den Tod des besten deutschen Schachspielers
nach Lasker mehr oder weniger aus. Das ehemalige Nachrichtenmagazin* hat
immerhin einen Artikel - hinter einer Bezahlschranke. Wenn man die Einleitung
liest, ist es so vermutlich auch besser…
Die LEM - Bast(e)
aller Zeiten?
30 Teilnehmer im Meisterturnier.
Sebastian „nur“ an Position 16 gesetzt mit 7 FM und 3 IM im Feld. Das würde
ein hartes Brot werden. Erstmals seit Ewigkeiten musste Sebastian sich
wieder qualifizieren. Dies gelang ihm gleich doppelt mit der Erinnung des
Titels des Bezirksmeisters sowie dem Gewinn des Niedersachsen-Pokals (wir
berichteten… nicht).
Das Spielhotel Niedersachsenhof
platzt langsam aus allen Nähten. So entschlossen wir uns, dem behaaglichen**
70er-Jahre-Flair zu entkommen und nahmen eine Ferienwohnung. Leider direkt
neben einem Kirchturm, der auch nachts alle 15 Minuten anschlug. Aber man
gewöhnt sich an alles! So wusste man zumindest, was im Turnier die
Stunde geschlagen hatte.
Was würde der
oben erwähnte Norweger sagen: 7 Runden, Bedenkzeit Fischer Kurz, jadda,
jadda, jadda. Union Oldenburg war mit weiteren Leuten am Start, die zu
unserem Dunstkreis gehören, im Meisterturnier wie im Open. Würde
es zu einem direkten Duell der Oldenburger kommen? Zumindest Sebastian
blieb dies erspart, obwohl ich es gar nicht so schlimm finden würde.
Es gab immerhin das Oldenburger Duell Carsten de Vries gegen Tom Peters
im Meisterturnier, welches Remis ausging.
Die Turbophase
Zu Beginn des Turniers
gab es ein Schwarzremis gegen den Topgesetzten Niedersachsen-Meister von
2023, Nico Stelmaszyk. Diesem guten Ergebnis folgte leider eine Niederlage
gegen Tobias Vöge, eigentlich ein guter Kunde von Bast. Aber der Oldenburger
lief in eine Leib-und-Magen-Variante seines Gegners und wurde überspielt.
Nunmehr jedoch zündete Sebastian die Turbophase, die ihn fast noch
ganz nach oben gebracht hätte. Doch gemach, gemach.
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Auftakt: Sebastian
mit Schwarz gegen Nico Stelmaszyk
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Zunächst ging
es mit Schwarz gegen Daniel Lichtmannecker, der auch als Youtuber recht
erfolgreich ist (immerhin etwa 18000 Abonnenten). Hier gab es recht dynamisches
Schach von Sebastian zu sehen:
Lichtmannecker
(2176) - Müer 0:1
Eine starke Vorstellung.
Nach h5 hatte Weiss sehr schnell alle Hände voll zu tun. Es folgte
eine knifflige Aufgabe mit Schwarz gegen IM Plischki. Und hier war Sebastian
immer guter Kunde. Diesmal konnte er allerdings das Blatt wenden:
IM
Plischki (2323) - Müer 0:1
Eine überzeugende
Vorstellung. Nach drei Schwarzpartien in vier Runden gab es nun wieder
die weißen Steine, in dieser und auch der Runde danach. Die Aufgaben
wurden jedoch nicht leichter. Aber Basts Schwung war noch da und Delmenhorsts
FM David Höffer musste dran glauben:
Müer
- FM Höffer (2322) 1:0
Sehr dynamisch gespielt
und gut umgesetzt. Diese drei Partien gehören bestimmt alle in Sebastians
Best-of-Sammlung.
Endsong
Drei Einser in Folge
also! Würde man nochmal ganz oben mitspielen können? Dazu musste
ein weiterer Sieg her, und zwar mit Weiß gegen Nechitaylo. Und tatsächlich
erreichte Sebastian erneut eine Gewinnstellung - dann aber machte der Rennwagen
plötzlich komische Geräusche:
Müer
- Nechitaylo (2239) 0:1
Mit einem Sieg hätte
Sebastian wohl in der letzten Runde an Brett 1 gegen Christian Polster
das Endspiel gehabt, so hatte es Nechitaylo. Polster war es aber letztlich,
der sich den Landesmeistertitel sicherte. Für Sebastian ging es in
der letzten Runde noch um Platz 8 und die direkte Qualifikation für
die nächste LEM. Dazu hätte wohl ein Remis gegen Jan Pubantz
mit Schwarz gereicht, aber Sebastian verlor letztlich etwas unnötig
diese Partie, nachdem er mit Schwarz ausgeglichen hatte.
Fazit
Lauwarmes Ende, auch
wenn mit einer Turnierleistung von ziemlich genau 2300 und einem Zugewinn
von 20 ELO-Punkten die Telemetriedaten erstmal nicht so schlecht waren.
Und in den drei Gewinnpartien war das Niveau sehr gut. Ansonsten war das
Turnier wie immer. Etwas nervig war die Verzögerung vor der ersten
Runde von fast einer Stunde. Das ist insofern kritisch, als dass es dann
zwischen der Morgen- und der Nachmittagsrunde kaum eine Pause gibt. Da
muss man mal schauen, ob man das effektiver aufziehen kann.
In der zweiten Jahreshälfte
2024 waren die Berichte hier etwas spärlicher geworden, was einfach
am Zeitmangel lag und dann fehlender Energie. Mal sehen, wie es weitergeht.
Bei interessanten Turnieren kommt bestimmt mal ein Bericht.
- frank modder,
07.01.2025
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Auch ein Superstar
muss sich mal auf die Hinterpfoten stellen
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* a.k.a. Der Spiegel
** Haags Hotel Niedersachsenhof
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