- 18. Neckar-Open, Deizisau (Stuttart), 2014 -
17.04. - 21.04.
 

Über banale Stellungen
 
Zum dritten Mal in Stuttgart

Bei unserem dritten Auftritt in Deizisau beim größten Deutschen Open erzielten Sebastian Müer und ich unterschiedliche Resultate. Sebastian war außer Form. Er kämpfte hart, aber meist auf verlorenem Posten. Das Kampfesglück fehlte. Bei mir lief es besser, gemessen an den Stellungen war aber noch mehr drin als die ohnehin schon gute Performance.

Da ich diesmal keine Lust habe, alle Runden zu besprechen, gibt es - anstelle eines Berichtes - eine Meisterpartie aus diesem Turnier zu sehen. Das Thema ist "theoretisch einfache Remisstellung verloren". Über Veselin Topalov, die ehemalige Nr. 1 der Welt, gab es mal zu lesen, er könne "selbst in den banalsten Stellungen noch ein Gefecht lostreten". Ein Ausdruck, über den Sebastian und ich uns immer amüsiert haben, der aber recht gut die Spielweise des Bulgaren beschreibt. Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist es jedoch, wie banal eine Stellung sein kann bzw. muss, damit sie nicht mehr verloren wird.

Der bessere Spieler kann natürlich immer weiterspielen, und wenn, sagen wir, 1800 gegen 2000 spielt, kann noch viel passieren. In unserem Beispiel liegen auch 200 Punkte zwischen den Spielern. Aber der schwächere Spieler ist immerhin IM. Man sollte meinen, dass es doch Stellungen geben sollte, die so banal sind, dass man sagt, ok, der Spieler ist schwächer, aber er ist IM, hat also eine gewisse Klasse und gewisse Grundfähigkeiten, und es ist egal, gegen wen oder was er spielt, er wendet ein Remisprinzip an und das war es. Die Praxis zeigt aber, dass es wohl nur sehr wenige solcher Stellungen gibt. Schach ist einfach zu kompliziert.

Auch im vorliegenden Beispiel hat der IM alle Remismöglichkeiten: Gleiche Stellung, Philidorsche Remisstellung, Übergang in ein Remis-Bauernendspiel - alles wird aber ausgelassen. Die Gründe für solche Fehler liegen meist nicht an mangelnden Fähigkeiten schachlicher Art, sondern sind psychologischer Natur. Sicherlich kann auch Zeitnot ein Problem sein, aber ein Remisprinzip bleibt ein Remisprinzip. Ich kann, ohne Inkrement, auf Zeit verlieren, aber ich stelle nicht meinen Turm vor, sondern hinter den Freibauern, wenn ich es kann, um ein Beispiel zu nennen.

Vielleicht hat Weiß sich dadurch aus der Ruhe bringen lassen, dass sein Gegner eine "offensichtliche Remisstellung" stundenlang weiterspielt und ihm, dem IM, damit sagt: "Dir Patzer traue ich es noch zu, dass Du die Partie verlierst." Indem Weiß in der vorliegenden Partie diese psychologische Barriere nicht überwinden konnte, gab er am Ende seinem Gegner recht. Viel Spaß jetzt aber mit der Partie!

IM Frank Zeller (2425) - GM Eduardo Iturrizaga Bonelli (2645) 0-1

Hier noch ein Link:

Turnierseite mit Ergebnissen

- frank modder, 03.05.14

Turniersaal in Deizisau


Turnierareal in Deizisau. Ungeklärt blieb die Frage, ob die Toilettenkabinen mit Überwachungskameras ausgerüstet waren. Diese Ungeheuerlichkeit behauptete IM Kotayni im letzten Jahr. Was dort unter der Decke hing, erinnerte aber in der Tat schon stark an ein optisches Auge. Oder war es doch nur ein Feuermelder?