- Schach- und Spielefestival Pardubice 2009 -
23.07. - 02.08.
 

Und morgen wieder auf ins ferne Pardubice...
 
Erneuter Besuch beim größten Schach- und Spielefestival Europas

Die 20. Auflage des größten Festivals für Schach und sonstige Spiele im tschechischen Pardubice war Grund genug für Sebastian Müer und mich, wie schon im vergangenen Jahr wieder in die 90.000-Einwohnerstadt 100 km östlich von Prag zu fahren. Schach ist ganz klar die Hauptattraktion dort, die sonstigen Spiele sind eher Rahmenprogramm, wie Poker, Magic, Go usw. An der Hauptspielstätte, im Hallenstadion Cez Arena, sieht man davon eigentlich auch wenig, ein paar Magic-Spieler wirkten eher wie ein versprengtes Häuflein. Es dürften insgesamt aber erneut ca. 6000 Anmeldungen von Spielern aus über 50 Ländern gewesen sein.

Die Fahrt machten wir zusammen mit der niedersächsischen Schachjugend, welche die zugtechnischen Angelegenheiten für uns erledigte. Um Einschreibung und Unterkunft kümmerten wir uns vor Ort dann selber. Es war ein Start mit Hindernissen: Wir verpassten den Zug Richtung Hannover, sodaß wir diesen Teil mit dem Auto bewältigen mussten. Ab Hannover lief aber alles glatt. Die Fahrt dauerte ab dort insgesamt gut 7 Stunden, inbegriffen ein Umsteigen in Berlin. Angekommen in Pardubice am Nachmittag, steuerten wir dann mit Sack und Pack gleich das Stadion an, um uns dort einzuschreiben, anschließend bezogen wir unsere Unterkunft, ein Zwei-Mann-Zimmer im Studentenwohnheim, welches ca. 10 Gehminuten entfernt liegt. Start des Turniers war dann am nächsten Tag.
 

Sebastian vor dem Studentenwohnheim
Innerhalb der Cez Arena
 
Sportliches Abschneiden

Gespielt wurde in fünf Turnieren, Open A - E. Sebastian versuchte sich erstmals im A-Turnier, welches ab 2200 Ratingpunkten begann (!), und ich startete wieder im B-Turnier, hier reichte eine Zahl von 1800, um teilzunehmen. Beide Turniere hatten so ca. 300-350 Teilnehmer. Gespielt wurden jeweils neun Runden, eine Runde pro Tag erlaubte ein relativ entspanntes Pensum. Partiebeginn war jeweils um 15 Uhr, sodaß man zunächst einmal genug Schlaf tanken konnte. Es folgte meist ein wenig Vorbereitung auf den kommenden Gegner. Nach einem "Früh"stück irgendwann gegen Mittag ging es dann ins Stadion. Die Partien waren meist zwischen 19 und 20 Uhr beendet, anschließend war meist Abendessen und Analyse im Zentrum angesagt, welches nur ein paar Gehminuten entfernt liegt. Später wurde noch irgendein Club o. ä. besucht, oder man bereitete sich ein wenig auf den Gegner am nächsten Tag vor. Das ist der Rhythmus, in welchem man sich schnell befindet. Der angehende GM I. Schneider würde sagen, eine Traumwelt, in der das reale Leben ausgeblendet wird.

Für uns lief das Turnier gut. Im Gegensatz zu meinen 2/9 im letzten Jahr erzielte ich diesmal 4/9. Diese setzen sich aus acht (!) Remisen und einer Niederlage zusammen. Jedenfalls ist damit mein Remisrekord von Rhauderfehn 2005 (6 von 7) endlich mal gebrochen. Die Gegner waren aber stark und lagen alle im Bereich von 2000-2100 ELO. Ich spielte solide, ließ aber zumindest in der Schlußrunde den Sieg und die möglichen 50% aus. Dennoch ein Zugewinn von über 40 Ratingpunkten. Sebastian holte 2,5/9, aber sein Schnitt im A-Turnier lag auch bei ca. 2250. In einer Verlustpartie hätte er  zuvor sogar gewinnen können, auch bei einem Remis war mehr drin, sodaß man auch mit diesem guten Ergebnis sagen konnte, es bleibt sogar noch Luft nach oben für 2010.
 

Sebastian in Aktion
Vaclav Klaus eröffnet
 
Das Drumherum

Die außerschachlichen Aktivitäten waren diesmal nicht so ausgedehnt. Im letzten Jahr nahmen wir noch am Fußballhobbyturnier teil, wo wir das Finale erreichten. Immerhin sahen wir dieses Jahr wieder Shakhriyar Mahmedyarov, zu einem Blitzduell wie in 2008 kam es diesmal allerdings nicht. Die Studentenwohnheime, die in der Juli-Zeit ausschließlich von Schachleuten bewohnt werden, boten in der Vergangenheit zwei Clubs für abendliche Aktivitäten. Diese wurden nunmehr zu einem Club zusammengefasst und ausgelagert. Das hat den Vorteil, daß es nachts nicht gar so laut ist, andererseits kann man Pech haben, daß um 4 Uhr morgens das Wohnheim abgeschlossen ist... Mahmedyarov tauchte auch wohl in diesem Jahr wieder im "Swamp" auf (so der Clubname), aber wir verpassten ihn dort und sahen ihn nur im Stadion. Zu Gesicht bekamen wir auch den tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus - allerdings nicht im Swamp, sondern er eröffnete als Schirmherr eine Runde mit einem Zug.

Fazit: Wie im letzten Jahr eine gelungene Sache. Die Organisation vor Ort ist top, die Atmosphäre sowieso und unsere Ergebnisse stimmten auch in etwa.

- frank modder, 09.08.09

Außerschachliches

 
Die Siegerehrung für den Remiskönig
Es muß wieder ein Rock durch das Land gehen. Suzi Quatro war auf Plakaten allgegenwärtig und trägt ihren alten Putzwedel jetzt als Kopfbedeckung.