Erstmaliger
Start im Dähne-Pokal
Sebastian gewann am
Wochenende in Lehrte den Titel des Niedersächsischen Dähne-Pokalsiegers
2017. Damit wird er Niedersachsen beim Deutschen Finale 2018 vertreten.
In diesem Bericht wollen wir ein wenig seinen Weg nachzeichnen, auch mangels
anderem aktuellen Partienmaterial. Erstmalig nahm Sebastian daran überhaupt
teil. Reizvoll war die Möglichkeit, sich bis zur Bundesebene zu qualifizieren
und auch das K.O.-System, welches Sebastian mit seinem bekannten Kampfgeist
eigentlich entgegenkommen sollte. Das war wohl auch so, aber warten wir
mal ab, wie er sich im Bundesfinale schlagen wird.
Dort dürfte er
etwa an Platz 10 (von wohl angepeilten 32 Teilnehmern) gesetzt sein. In
den folgenden, hier besprochenen Partien, war er natürlich immer relativ
klarer Rating-Favorit. Aber dennoch gab es spannende Partien, und ein Blick
auf diese lohnt sich allemal.
Unterbezirksebene
Los ging es im März
im Unterbezirk Ammerland/Stadt Oldenburg/Wesermarsch. Hier hatte neben
Union Oldenburg mit Sebastian nur noch der Schwarze Springer Bad Zwischenahn
einen Teilnehmer gemeldet: Oke Wübbenhorst (DWZ 1976/ELO 1935) hatte
sich in einer vereinsinternen Qualifikation beim Schwarzen Springer durchgesetzt.
Das Los bestimmte dann, dass Sebastian Heimrecht hatte, wobei dafür
sein Gegner mit den weißen Steinen spielen durfte. Bedenkzeitregelung
war 2 Stunden/40+30 Minuten. Bei einem Remis würde die Entscheidung
im Schnellschach fallen müssen.
Die Partie nahm recht
früh einen scharfen Verlauf. Ausgangs der Eröffnung investierte
Oke 30 Minuten in das Opfer eines Läufers für zwei Bauern. Für
seinen Antwortzug nahm sich Sebastian eine geschlagene Stunde, woraufhin
Oke für seinen eigenen nächsten Zug seinerseits 60 Minuten veranschlagte…
3 Halbzüge in zweieinhalb Stunden habe ich auch noch nicht erlebt.
Da hatte man das Gefühl, die Zeit wäre stehengeblieben. Das Opfer
erwies sich wohl als nicht ganz korrekt, und schließlich erfolgte
das Finale der Partie wie folgt:
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Sebastian mit
Schwarz am Zug
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Weiß hat hier
nicht genügend Kompensation für das Material - im Gegenteil.
Sein König ist der Unsicherere. Aber natürlich droht Txh6 nebst
vielleicht Th7. Bast spielte 19. … Se7! 20. Txh6 Td-f8. Nun droht
Sf5 mit Gabel auf beide Türme. Aber Weiß hatte vielleicht noch
die Hoffnung auf das Tempo mit Th7. Also 21. Dg5 Sf5 22. Th7 Sxg3,
und es zeigt sich dass nach 23. Txg7 Se4+ eine noch gewichtigere
Gabel auf dem Brett steht. Weiß muss einen Turm verlieren.
Bezirk
Nach diesem Sieg ging
es im Mai weiter auf Bezirksebene: Neben Sebastian stellten auch die drei
anderen Unterbezirke des Bezirkes Oldenburg-Ostfriesland jeweils einen
Vertreter für das Halbfinale. In diesem hatte Sebastian erneut Heimrecht,
diesmal gegen Christoph Rauber (1726/1753), dem Vertreter Südoldenburgs.
Das andere Halbfinale bestritten Klaus Schumacher (Wilhelmshaven-Friesland)
und Meino Aden (Ostfriesland), Letztgenannter hatte sich in einem Schnellschachturnier
durchgesetzt.
Sebastians Partie war
lange ausgeglichen, als er sich selber ein wenig in die Bredouille brachte.
Christoph hätte ein Schwerfigurenendspiel mit einem Mehrbauern bekommen
können. Diese nicht einfach zu findende Abwicklung kam nicht auf das
Brett, als Bast dann in folgendem Schwerfigurenendspiel landete:
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Sebastian mit
Schwarz am Zug
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Hier würde man
vielleicht auf die Idee kommen, Dd6 zu spielen. Damit ist alles gedeckt
und das Spiel bleibt ausgeglichen. Sebastian aber gab den Bauern: 26.
… De2! 27. Dxa6 Td8 28. Da5. Dieser weiße Zug ist kritisch, zumindest
auf Bauernjagd sollte er nicht gehen. 28. … Td3 29. Dxc5? Die Stellung
ist nun für Weiß in der Tat verloren:
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Sebastian mit
Schwarz am Zug
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Es folgte 29. …
Df3+ 30. Kg1 Dxh3 31. Dg5. Weiß muss den Bauern um jeden Preis
decken. Sebastian machte nun den Deckel drauf mit dem bärenstarken
31.
… e5! Damit nimmt er der weißen Dame das Feld f4 und es droht
vernichtend f6 - die Dame kann den g-Bauern nicht mehr gedeckt halten.
Eine sehr starke und tiefe Kombination von Sebastian.
Im anderen Halbfinale
konnte sich Klaus nach einem Remis gegen Meino dann in der Schnellschachpartie
durchsetzen und sich für das Bezirksfinale gegen Sebastian qualifizieren.
Erneut hatte Sebastian Heimrecht und damit die schwarzen Steine, Klaus
(1666/1770) musste also reisen. Diese Finalpartie war aber weniger dramatisch,
da Klaus ausgangs der Eröffnung einen Bauern verlor, wonach auch gleich
sein Zentrum auseinanderfiel. Sebastian wurde also seiner Favoritenrolle
im Bezirk vollauf gerecht.
Landesebene
Am Wochenende des 19./20.
August fand dann das Landesfinale in Lehrte bei Hannover statt. Die sechs
niedersächsischen Bezirke durften jeweils einen Teilnehmer stellen.
Um ein Viertelfinale zu komplettieren, durften die Bezirke 4 (Lüneburg)
und 5 (Oldenburg-Ostfriesland) jeweils 2 Teilnehmer stellen, wodurch neben
Sebastian also auch Klaus Schumacher wieder zum Zuge kam.
Leider wurden es letztlich
doch nur 6 Teilnehmer, da Bezirk 4 nur einen und Bezirk 6 gar keinen Platz
in Anspruch nahm. Folgende Paarungen wurden vor Ort im Vereinsheim des
SK Lehrte ausgelost. Dabei wurde frei gelost, lediglich die beiden Vertreter
von Bezirk 5 sollten nicht gegeneinander spielen:
Sebastian - Andreas
Winkelmann (2024/2183)
Rüdiger Hengst
(1721/----) - Klaus Schumacher (1704/1783)
Axel Janhoff (1948/2014)
- Ulf Stoy (1928/2047)
Auch auf Landesebene
Bast also in der Favoritenrolle, zum Auftakt gleich - mit Weiß immerhin
mal - gegen den nominell Üppigsten. Neben den drei Siegern sollte
noch ein Lucky Loser gelost werden, um ein Halbfinale vollzukriegen. Die
beiden Finalisten würden dann den Pokalsieger ausspielen, wobei sich
allerdings beide für das Bundesfinale qualifizieren würden. Damit
hätte Sebastian sein eigentliches Ziel erreicht, aber angesichts seiner
deutlichen Favoritenrolle in diesem Turnier peilte er natürlich Platz
1 an.
Das Viertelfinale
wurde am Samstag um 11 Uhr angepfiffen.
Sebastians Gegner konnte
sich in der Eröffnung gut behaupten. Aber tauschte seinen aktiven
zentralen Springer wohl zu früh gegen Sebastians schlechter postierten.
Danach konnte Weiß am Damenflügel nach und nach Raum greifen.
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Sebastian mit
Weiß am Zug
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Sebastian steht hier
eigentlich ganz vernünftig mit seinem Spiel am Damenflügel. 18.
Se1. Der will über d3 ins Spiel eingreifen. 18. … Lxg2.
Vermutlich hatte Schwarz bedenken wg. z.B. f3. Korrekt war wohl einfach
Entwicklung mit Sd7. 19. cxb6. Ein guter Zwischenzug, besser als
das Schach mit der Dame auf e6, wonach es zum Damentausch kommt und der
Bauer c5 fällt. 19. … Dd6 20. b7. Noch ein netter Zwischenzug.
20.
… Ta7 21. Kxg2 Txb7 22. Sd3!
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Sebastian mit
Weiß
Schwarz am Zug
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Die Idee geht auf.
Sebastian gibt ruhig einen Bauern. Der Springer kommt stark nach c5, da
hier jetzt z.B. Sd7 nicht mehr funktioniert - nach weißem Lxa5 droht
Lb4, weshalb Schwarz nur cxb5 nebst Sc6 anpeilen kann. Nach 22. … cxb5
23. Sc5 hat Schwarz überall schwache Bauern und ist wohl bereits
verloren. Bast bekam den Bauern mit Zinsen zurück.
Neben Sebastian konnte
auch Klaus in das Halbfinale (Sonntag) einziehen, zusammen mit Axel Janhoff,
dessen Gegner Ulf Stoy als Lucky Loser dort den 4. Mann stellte. Die Paarungen
sahen dann wie folgt aus:
Sebastian - Axel Janhoff
Klaus Schumacher -
Ulf Stoy
Wir verzichteten auf
eine größere Vorbereitung am Abend und gönnten uns im Hotel
das Spiel Schalke – Leipzig. Auch fußballerisch ein sehr erfolgreicher
Tag für uns, konnten doch Sebastians Schalker Knappen ebenso drei
Punkte einfahren wie „mein“ HSV!). Danach beschäftigten wir uns ein
paar Stunden mit Endspielen (unsere Basis: Jesus De La Villa - 100 Endspiele,
die Sie kennen müssen). Erwies sich ebenfalls als recht hilfreich.
Sonntag, 10 Uhr
Halbfinale war angesagt!
Sebastian entschied sich quasi erst auf dem Weg zum Turniersaal bzw. am
Brett für seine Eröffnung. Das Spiel verlief lange Zeit symmetrisch
mit recht frühem Damentausch, ein Remis lehnte Sebastian in dieser
Phase ab. Es ergab sich dann folgende Situation:
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Sebastian mit
Weiß am Zug
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Es sieht relativ kritisch
aus. Die schwarze Bauernmasse im Zentrum, dazu die Aktivität des schwarzen
Turmes, welcher schnell den a-Bauern abholen kann, wonach Schwarz dort
einen Freibauern hat. Die potentiell bessere Leichtfigur spricht ebenfalls
für Schwarz, und ob der Bauer g6 nicht mal zur Schwäche werden
kann, war auch nicht klar. Tatsächlich aber hat Weiß wohl weniger
Probleme, aber hier kommt es wirklich darauf an, wer wie gut seine Figuren
einsetzen kann. Und hier ist Sebastian wirklich sehr gut drin. 14 Züge
später war folgende Stellung erreicht:
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Sebastian mit
Weiß am Zug
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Schwarz hatte soeben
Lf8 gespielt und ein weiteres Mal Remis angeboten, ein paar Züge vorher
hatte Sebastian auch eine Zugwiederholung ausgeschlagen. Aber welche Veränderung
auf dem Brett! Die schwarzen Figuren sind in passive Rollen gedrängt,
der Turm ist eingeklemmt hinter dem Bauern. Das schwarze Zentrum wirkt
anfällig und die weißen Figuren haben maximale Aktivität.
Technisch sehr stark gemacht - und das Ende war auch nett:
41. Sc5! Der
ist natürlich tabu. Aber es droht Sd7+ nebst Sxf8, wonach er dort
gleichzeitig den Turm auf h7 deckt. Es blieb also nur … Kg6 42. Sxa6
(Txh6+
funktioniert auch, aber man muss etwas genauer reinschauen).
… Kxh7
43. Sc7 und Weiß gewinnt einen der beiden schwarzen Zentrumsbauern.
Eine spannende Partie
gab es auch im anderen Halbfinale, welche allerdings Remis endete. Im Schnellschach
setzte sich Ulf Stoy dann mit den weißen Steinen durch und erreichte
das Finale. Sebastian selber war erst gegen 15 Uhr fertig geworden und
somit hatte er nur noch rund eine Stunde Erholung bis zum Finale. Die Farbverteilung
ergab:
Ulf Stoy - Sebastian
Recht kurios für
Sebastians Halbfinalgegner Janhoff: Der von diesem im „Viertelfinale“ besiegte
Gegner bestritt nun das Finale, während Janhoff zuschauen musste.
Ja, das kann eben passieren. Beide Finalisten waren wie gesagt bereits
qualifiziert für den Bundesentscheid. Auch die mit dem Pokalsieg verbundene
Qualifikation für das Meisterturnier der nächsten niedersächsischen
Landesmeisterschaft im Januar 2018 hatten beide Spieler bereits anderweitig
im Sack. Um den Pokalsieg wurde aber trotzdem hart gekämpft.
Sonntag, 16 Uhr
Nach einem schnellen
Imbiß in der Stadt ging es dann auch schon zur Partie. Der Gegner
überraschte Sebastian aber etwas mit der Eröffnung und konnte
ihn auf sein eigenes Terrain ziehen.
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Sebastian mit
Schwarz am Zug
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Weiß hat eine
Angriffsstellung. Vermutlich muss man hier zu etwas wie g6 greifen. Sebastians
Zug war ein Fehler: 19. … Tc8?. Nach 20. Dh3 konnte er aber
aufatmen. Stark wäre zunächst der Tausch auf d5 gewesen. Da danach
Figurengewinn mit Lxf6 (kann wegen Matt auf h7 nicht wiedergenommen werden)
droht, muss Schwarz auf d5 mit der Dame wiedernehmen, womit er selber Matt
auf g2 droht. Dann aber hatte Weiß Dh3 - deckt das Matt, erneuert
die Drohung Lxf6/Dh7 und stellt eine weitere Drohung auf : Le4. Das kostet
Schwarz letztlich Dame gegen Turm und Läufer.
In der Partie selbst
blieb die Lage nach dieser verpassten Möglichkeit ausgeglichen, aber
angespannt. Bast musste in der Partie nach 20. … g6 21. Lh6 die
Qualität für einen Bauern geben, Engines bewerten es ausgeglichen,
aber Weiß hat weiterhin Angriffspotential und auch einen deutlichen
Vorsprung auf der Uhr. Ein Remisangebot lehnte Sebastian dennoch ab, aber
kurz darauf wurde man sich diesbezüglich dann doch handelseinig.
Nach 5 Punkten in Serie
kann das natürlich auch mal passieren, dass man was liegenlässt.
Aber es hätte schlimmer kommen können. Somit musste die Entscheidung
in einer Schnellschachpartie fallen. Und hier wurde mit vertauschten Farben
gespielt. Durchaus eine pragmatische Entscheidung von Bast, der natürlich
den DWZ-Punkten etwas nachtrauern kann, aber sei’s drum. Für die ELO-Zahl
wird das Turnier übrigens nicht ausgewertet. Die Schnellschachpartie
(15 Minuten pro Spieler ohne Aufschlag) verlief dann nach dem Geschmack
von Sebastian:
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Sebastian mit
Weiß
Schwarz am Zug
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Stellung nach dem 18.
Zug von Weiß
Sebastian steht hier
schon optisch recht angenehm. Nach 18. … Sh5 schlug aber die Taktikkeule
zu mit 19. Lxd6. Nach 19. … Te8 20. e5 hatte Sebastian einfach
ein starkes Zentrum und konnte in der Folge die gegnerischen Angriffsbemühungen
recht überzeugend abwehren, auch auf der Uhr bekam Schwarz Probleme.
Letztlich eine überzeugende Partie hier und damit der Sieg im Finale.
Gute Sache also, bei
erstmaliger Teilnahme gleich Platz 1 belegt. Wichtiger aber ist die Qualifikation
für den Deutschen Pokal. Hier steht noch kein Termin fest. Da es im
Frühjahr bereits einen Pokal gab, wird der Termin wohl erst im Jahr
2018 liegen.
- frank modder,
21.08.2017
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Sebastian am Brett
in Pardubice 2017
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