- 27.02.2025 -

 
Zum Tode von Boris  Spasski
 
Boris Spasski 1937 - 2025

Mit 88 Jahren starb der 10. Weltmeister der Schachgeschichte, Boris Spasski. Nach Robert Hübner bereits die zweite Schachlegende, die in diesem Jahr verstarb. Nicht selten liest man, dass Spasski mit Fischer zusammen der stärkste Spieler der 60er Jahre gewesen sei. Das zeigt der kurze Abriß hier zu seiner WM-Karriere. Und die geht so: Mit 18 Jahren spielte er bereits das Interzonenturnier 1955 in Göteborg, also das Qualifikationsturnier für die Kandidatenrunde, verpasste danach aber zweimal diese Veranstaltung knapp.

Die 60er waren aber dennoch sein Jahrzehnt: Mit deutlichen Ergebnissen gewann er 1965 seine drei Kandidatenmatches (gegen Keres, Geller und Tal), scheiterte aber knapp im WM-Kampf an Petrosian. 1968 fegte er erneut durch die Kandidatenkämpfe (Geller, Larsen, Kortschnoi). Fast all diese Matches gewann er mit +3, obwohl sie nur über 10 Partien gingen (gegen Keres „nur“ +2). Erneut saß er 1969 somit Petrosian gegenüber, den er in dieser Revanche besiegte und 10. Weltmeister wurde.

1972 kam dann das wohl bedeutendste Ereignis der Schachgeschichte: Der WM-Kampf Spasski - Fischer. Dieser Kampf riß das Schach im Westen aus seinem Nischendasein. Um das mal ins Verhältnis zu setzen: Der Sieger in Wijk in den 70er Jahren bekam… einen Buchpreis (zumindest im B-Turnier). Dieses Match ist der Grund dafür, warum heute im Schach Geld verdient wird.

Das Match fand nicht auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges statt, und wenn man es gebetsmühlenartig wiederholt. Diese „Höhepunkte“ waren eher 1962 (Kuba) und 1983 (Able Archer). 1972 gab es im Gegenteil eher eine Entspannungspolitik (Abrüstungsvertrag ABM und Ostpolitik von Brandt). Und auch die Beziehungen zwischen Fischer und Spasski waren normal, danach sogar freundschaftlich.

Spasski spielte auf hohem Niveau weiter, 1973 gewann er die vermutlich stärkste UdSSR-Meisterschaft. 1974 scheiterte Spasski im Kandidaten-Halbfinale an Karpow, 1977 im Finale an Kortschnoi. Danach ließen die Ergebnisse auf der ganz großen Bühne ein wenig nach. Selbst erleben konnte ich Spasski 2009 beim Weltmeister-Simultan in Zürich. Er ließ es gemächlich angehen und machte auch ein paar schnelle Remis. Der alte Fuchs blieb am Ende in 25 Partien aber ungeschlagen.

Die Anekdoten über Spasski sind Legion. Und auch seine Sprüche. Man weiß manchmal nicht, ob Spasski bestimmte Dinge ernst meinte oder nicht. So berief man im Vorfeld des Kandidatenkampfes Fischer - Taimanov die sowjetischen Topleute ein, um zu beratschlagen, was man für Taimanov tun könne. Spasskis trockener Kommentar: „Verbergt vor ihm, wie stark Fischer wirklich ist, sonst verliert er den Glauben an sich selbst.“

Leider sind mir, zumindest im Westen, keine Veröffentlichungen seitens Spasski bekannt. Er hätte viel zu erzählen gehabt. Auch hier brachte er einmal einen Scherz: Er würde an einem Buch über seinen WM-Kampf gegen Fischer schreiben. Er wäre gerade bei der 2. Partie. Und auch hier hat der Witz immer ein Stückchen die Realität mit eingepreist, machte Spasski doch die Umstände um diese nie stattgefundene Partie herum mit verantworlich für seinen Niedergang in dem Match.

17 Jahre nach Fischer ist nun also auch der zweite große Protagonist von 1972 verstorben. Spasski war ja sehr bewegt an Fischers Grab und sprach von seinem Freund Bobby und äußerte den Wunsch, einmal neben ihm beerdigt zu werden. Dieses wahrhaft monumentale Bild werden wir wohl leider nicht sehen.

Hier die 11. Partie aus dem Kampf von 1972, Spasskis berühmter Springerrückzug.

Spassky - Fischer 1:0, WM Reykjavik 1972 (11)

frank modder, 28.02.2025
 

Spasski in Zürich 2009

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