Anders als im Vorjahr
war dieser Titelkampf wieder unheimlich spannend. Bis zum Schluß
wechselte die Führung mehrfach und es war lange nicht auszumachen,
wer am Ende die Nase vorn haben sollte. Zu den Favoriten zählten der
dreifache Meister Manfred Gosseling und der Topgesetzte Frank Hildebrecht.
20 Teilnehmer gingen an den Start, 18 kamen durch. Es war ein Übergangsturnier:
Rekordmeister Hermann Koenen und Titelverteidiger Tammo Lewin hatten den
Verein verlassen, und die Rückkehr von Dauermeister Martin Klinkenborg
sowie der Zugang des späteren, mehrfachen Meisters Edwin Lehmann sollte
erst im nächsten Jahr erfolgen.
Einen guten Auftakt
erwischte Joest Wessels, der nach drei Runden führte. Dann verlor
er jedoch gegen Manfred, der sich damit seinerseits mit 3,5 Pkt. an die
Spitze setzte. Im ewig jungen Duell gegen mich in Runde 5 verspielte Manfred
aber eine gute Stellung und verlor diese Partie. Damit setzte ich mich
mit vier Pkt. aus fünf Runden erstmals an die Spitze des Feldes, teilte
diese Position jedoch mit Bernhard Meiners und Patrick Schwarz. Andere
(Mit-)Favoriten strauchelten: Frank Hildebrecht verlor in den beiden ersten
Runden, auch Heiko Lewin ließ mehrfach Punkte. In Runde 6 trennte
ich mich von Bernhard Meiners mit Remis. Wir blieben dennoch weiter beide
an der Spitze, diesmal jedoch begleitet von Johannes Hilbrands, dem Meister
von 1985, welcher Patrick besiegt hatte. In Runde sieben gewann ich dann
im Spitzenspiel gegen Johannes, aber auch Bernhard konnte gegen Frank Hildebrecht,
der nach den beiden Auftaktniederlagen viermal in Folge gewonnen hatte,
punkten, und wir teilten uns unverändert die Führung. Nur ½
Punkt zurück waren Manfred und ein weiterer Neuzugang aus Leer: Philip
Giertz.
Die beiden trafen nun
in der vorletzten Runde auf Bernhard und mich. Ich verpatzte eine Gewinnstellung
und verlor gegen Philip, während Manfred sich gegen Bernhard durchsetzen
konnte. Damit hatten vor der letzten Runde noch vier Spieler Titelchancen:
Manfred und Philip mit je 6 Punkten, sowie Bernhard und ich mit je 5,5.
Die letzte Runde war dann dramatisch: Manfred hatte ein Endspiel mit Mehrbauer
gegen Frank Hildebrecht, lehnte aber Remis ab, da Philip im Fernduell erst
eine Woche später antrat. Das schien Manfred zu unsicher. Im Nachhinein
hätte ihm das Remis den Titel gebracht. Er verlor nämlich nach
der Ablehung des Angebots die Partie gegen Frank durch einen Blackout und
ließ sich mattsetzen. Kurioserweise hat Manfred somit zweimal (1995
und hier) durch das Ablehnen von Remis einen Vereinsmeistertitel verpasst,
aber in beiden Fällen war seine Entscheidung den Umständen nach
korrekt gewesen.
Nunmehr hatte eine
Woche später Philip die Gelegenheit, mit einem Sieg gegen Bernhard
den Titel zu gewinnen. Sein Opferangriff endete aber mit einer Zugwiederholung
und Remis, dabei hatte er jedoch eine Gewinnmöglichkeit übersehen.
Nun hatte ich die unerwartete Chance, eine weitere Woche später mit
einem Sieg gegen Stephan Slopinski doch noch den Titel zu gewinnen. Stephan
erhielt eine völlige Gewinnstellung, übersah aber in horrender
Zeitnot eine Mattdrohung, die mir Sieg und Titel einbrachte. Dies war mein
erster Erfolg nach zwei Vizemeisterschaften '93 und '94, der jedoch mit
½ BHZ-Punkt vor Philip recht knapp ausfiel. Den dritten Platz sicherte
sich Manfred vor den punktgleichen Bernhard und Frank Hildebrecht. |