- Hans Wild Gedenkturnier 2018 -
Bremen
14.09. - 16.09.
 

Besuch an der Weser
Heftige Schlachten beim Gruppenturnier von Werder Bremen
 
Take a walk on Hans Wild Side

Ein weiteres Mal war eine Teilnahme am Hans-Wild-Turnier von Werder Bremen angesagt, welches mittlerweile ins 4. Jahr ging. Ein Turnier, welches in 6er-Gruppen ausgespielt wird, wozu die Teilnehmerliste nach Spielstärke sortiert wird. Die besten sechs Spieler bilden Gruppe A, die nächsten sechs Gruppe B usw. In einer Gruppe trifft jeder auf jeden anderen, was also zu einem fünfrundigen Wettbewerb führt.

Sebastian gewann in den letzten Jahren zweimal die B-Gruppe, diesmal konnte er in der höchsten Kategorie antreten. Mit dabei, und das hat mich besonders gefreut, war der alte Holthuser Mitstreiter Keno Lübsen, der sich mittlerweile auf knapp 2100 Punkte gewuchtet hat und in der Kategorie B am Start war. In C spielte ich, in Gruppe D mein Mannschaftskollege und unser diesmaliger Reisebegleiter Maik Schäfer. Wir mussten uns also alle nicht gegenseitig die Punkte wegnehmen, das war schon mal ganz vernünftig.

Aber nun gleich zu unseren Abenteuern, und deren gab es viele. Man kann immer viel über eine Partie erzählen, aber ohne sie zu zeigen bzw. ein Diagramm, ist es meist nur halb so viel Wert, da man sich nur schwer eine Vorstellung machen kann. Darum viele Fragmente und Diagramme hier, aber letztlich doch nicht zu jeder erwähnten Partie. Das wäre zu viel.

Hier die Einteilung der Gruppen:
 

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Meijers 2454 Webner 2149 Evering 1950 Schäfer 1843
Grigorian 2365 Ngo 2133 Calic 1934 Sommer 1838
Müer 2187 Hundack 2110 Schubert 1901 Klemm 1797
Kardoeus 2169 Lübsen 2087 Modder 1889 Block 1777
Naundorf 2153 Schat 2004 Mönster 1878 Monnerjahn 1735
Steffens 2150 Sechting 2002 Schiller 1857 Nordhorn 1725

Freitag, Runde 1

Sebastian startete gegen David Kardoeus mit einem vollen Punkt. Ein bislang unangenehmer Gegner für ihn, holte Kadde doch 2:1 Punkte in ihren bisherigen Begegnungen. Beide Seiten gossen in ihrem nunmehr vierten Duell munter Öl ins Feuer, wobei gerade Sebastian am Königsflügel sehr viel Verantwortung auf sich nahm. Beide standen mal vorteilhaft, Sebastian konnte dann in passiver Stellung seines Gegners eine Figur für 2 Bauern opfern und eine Fesselung ausnutzen, so bekam der die Figur wieder. Am Ende stellte Kadde in Zeitnot kurz vor dem 40. Zug eine Figur ein, da war es aber wohl schon nicht mehr zu retten.

Aus der A-Gruppe noch ein krasser Figurenverlust unseres alten Mitstreiters Spartak Grigorian in seiner Partie gegen Olaf Steffens:
 

Steffens - Grigorian
Weiß am Zug

Vielleicht steht Weiß hier ein kleines bisschen besser auf Grund des Läuferpaares. Er zog 37. Ld3+, was mit … Se4+? beantwortet wurde. Vielleicht war auch Zeitnot im Spiel, vielleicht dachte Spartak auch, der König könne wegen der Abzüge nicht nach f3 gehen, aber nach 38. Kf3 haben wir ein seltenes Stellungsbild und der Se4 fällt vom Brett.

Mein Gegner war das junge Papenburger Talent Sören Evering. Mit Weiß brannte ich auf eine Grill-Partie, aber beinahe verbrannte ich mir selbst die Finger:

Frank - Sören Evering

Vermutlich hätte ich nach 25. … Sxc4 die Partie verloren. Den Gewinn im Turmendspiel hätte man sich erarbeiten können, da die Alternative nur Remis sein konnte. Angesichts der Probleme über weite Strecken der Partie war das Remis aber in Ordnung.

Kenos Auftaktextravaganza gegen Schat war eine knackige Kurzpartie:
 

Lübsen - Schat
Weiß am Zug

Keno „vergaß“ hier die Theorie, und sein Bauernopfer 12. Dc2 war im Grunde ein Materialverlust ohne ausreichende Kompensation. Erschreckt reagierte der Gegner sofort mit dem Einstellen einer Figur: 12. … Sfxe4 13. Sxe4 Sxe4? wonach d4 natürlich gedeckt wird und man konnte kurz darauf nach Hause gehen. Schon sehr kurios bei 2100 vs. 2000.

Samstag, Runde 2

Eine Glanzleistung gab es hier von Sebastian, der gegen Maik Naundorf erneut eine sehr scharfe, konkrete Partie spielte. Hier das Finale dieser interessanten Begegnung:

Maik Naundorf - Sebastian

Lxb2!! war wirklich eine tolle Idee!

Ich kam gegen Calic nicht gut aus der Eröffnung und musste schon ein paar Verrenkungen machen, um meinen Königsflügel zu entwickeln und den Monarchen einigermaßen sicher zu verstecken. Nachdem das in etwa gelang, nahm ich ein Remisangebot an.
Kurios endete die Partie zwischen Lokalmatador Olaf Steffens und dem einzigen GM im Felde, Visturs Meijers:
 

Steffens - Meijers
Weiß am Zug

Weiß hatte ein paar Züge vorher eine Figur geopfert, steht allerdings hier auf Verlust. Es folgte 23. Tf4 Dd5?? 24. Dxh7+ und wg. Matt in zwei Zügen musste Schwarz aufgeben.

Auch Keno lieferte wieder eine interessante Partie ab, diesmal gegen Duc. Ich wollte mich erst mit einem Diagramm begnügen, aber hier das Abenteuer ein wenig ausführlicher:

Keno - Duc

Eine dramatische Schlacht. Ich meine auch hier, ein salomonisches Remis, beide Seiten haben ihre Chancen gehabt, wobei Kenos Gewinn sicherlich technisch schwieriger umzusetzen gewesen wäre als Ducs Endspielvorteil.
 

Maik beim Blitz gegen Edel-Fan Heiko.

Samstag, Runde 3

Es kam in Gruppe A zum direkten Duell zwischen Sebastian und Olaf Steffens, die beide bei 2,0/2 rangierten. Werders Manager hat seinen eigenen Stil, der immer wieder zu interessanten Partien führt, und auch wenn es manchmal etwas zweischneidig ausschaut, müssen sich die Gegner doch erst Mal in den Varianten zurechtfinden. Auch hier geschah wieder Dramatisches:

Sebastian - Olaf Steffens

Death in the afternoon…

In meiner Partie gegen Schubert war ich mit der Eröffnung überhaupt nicht zufrieden, und nach frühem Damentausch bot ich eingangs des Mittelspiels Remis an, was ich grundsätzlich sonst nicht mache. Problem war auch, dass ich in der Nacht zuvor wenig Schlaf hatte und mich in der Nachmittagspartie müde wie ein Stein fühlte. Eine richtige Partie war es nicht.

Keno hatte ein etwas schlechteres Läuferendspiel gegen Hundack, der ellenlang knetete, bis Keno nicht den richtigen Läuferzug fand, der den gegnerischen Freibauern stoppen konnte:
 

Hundack - Lübsen
Schwarz am Zug

Hier hätte Lb3 nebst Lg8 remisiert. Weiß kann keine Fortschritte machen. Wenn der h-Bauer läuft, wird er eher schwach. Nach einem langen Kampf sind aber die richtigen Ideen nicht immer leicht zu finden.

Sonntag, Runde 4

Sebastian traf auf GM Meijers mit Schwarz. Die Eröffnung sah recht unscheinbar aus, aber nach wenigen Zügen war man bereits aus dem Buch. Sebastian investierte viel Zeit und erarbeitete sich eine Gewinnstellung - jedoch, es sollte nicht sein:

Meijers - Sebastian

Ich spielte nach meinen drei Remis gegen Schiller mit Schwarz, dieser führte das Turnier mit 2,5/3 zu diesem Zeitpunkt an. Eine seiner Partien folgt später. Mit meinem Spiel hier konnte ich lange Zeit ganz zufrieden sein, aber es bewegte sich alles im ausgeglichenen Rahmen. Bis mein Gegner mir erlaubte, einen Springer auf der dritten Reihe einzupflanzen. Ich baute Druck gegen seinen König auf und konnte schließlich in ein gewonnenes Damenendspiel mit Mehrbauer und aktiver Dame abwickeln. Damit war ich punktgleich an der Spitze.

Keno hatte erneut eine kuriose Partie auf dem Brett. Lange Zeit spielte er ein gewonnenes Endspiel mit Dame, Läufer und Bauer gegen Dame, schaffte aber den Knock-out nicht. Auch das Finale war dann nicht so erfreulich:
 

Lübsen - Sechting
Schwarz am Zug

Schwarz spielte 80. … Dg6, ein Patt-Trick, allerdings ohne Pointe. Keno antwortete 81. b6, unnötig, aber es gewinnt auch immer noch. Nach 81. … Dxb6 kam allerdings 82. Dc8+?, wonach die Stellung Remis ist. 81. Df8+ hätte immer noch gewonnen: 81. … Kh7 82. Ld3 und der König zieht mit Matt ab. Eine bittere Pille.
 

Sebastian und Maik prüfen ihre Vorbereitung
zwischen den Sonntagsrunden.

Sonntag, Runde 5

Der Sieger des A-Turniers hieß Olaf Steffens. Er brauchte in der letzten Runde nicht mehr anzutreten, da sein Gegner Naundorf nach einer Niederlage in der Vormittagspartie das Turnier einfach verlassen hatte. Für Sebastian ging es noch um Platz 2 und 200 EUR, seine Aufgabe gegen Spartak war aber knifflig, wenn auch mit Weiß:

Sebastian - Spartak

Remis gehalten also. Dennoch vielleicht ein schwacher Trost für das Remis am Vormittag. Und Sebastian hatte gleich nochmal Pech: Meijers kam zwar gegen David Kardoeus nicht über ein Remis hinaus (Davids erstes Remis gegen einen GM übrigens, und er remisierte sogar aus der besseren Position heraus), wonach er punktgleich mit Sebastian war, blieb aber nach Zweitwertung hauchdünn vor Bast, dem somit 200 EUR durch die Lappen gingen.

Keno hatte wenig Mühe, mit Schwarz gegen Dennis Webner auszugleichen, vielleicht konnte er an ein oder zwei Stellen sogar leicht in Vorteil kommen. Letztlich waren die Helden aber etwas Müde und vereinbarten nach gut zwanzig Zügen ein Remis.

In meiner Gruppe kam es zu einem Dreikampf um den Sieg. Die mit mir punktgleichen Evering und Schiller trafen direkt aufeinander, hier neigte sich die Waagschale relativ schnell in Richtung von Sören, der einen fulminanten Königsangriff zu einem vollen Punkt führte. Würde ich nun parallel ebenfalls gewinnen, so wäre ich auch nach Zweitwertung genau gleichauf mit dem Papenburger und wir würden Platz 1 teilen.

Das stand aber nicht zur Debatte: Ich lavierte mich gegen Mönster durch ein irgendwie sperriges Mittelspiel, bekam Probleme, geriet in Zeitnot und musste Schadensbegrenzung betreiben. In dem Turmendspiel war der Minusbauer von geringer Bedeutung, da mein Turm aktiver und der gegnerische König ab vom Schuss war. Doch beinahe stolperte ich noch:

Frank - Madita Mönster

Am Ende also Platz 2, aber es geht in Ordnung. Mit vier Remis kann man eben nicht auf den Turniersieg hoffen,  und Sören spielte insgesamt das aggressivere, konkretere Schach, auch wenn er gegen Schachfreund Schubert auf Verlust stand.
 

Die Gewinner der C-Gruppe.

Maik und Sonstiges

Zu erwähnen ist noch unser Mitfahrer Maik, der etwas schwer ins Turnier startete, aber gegen Sommer und Block jeweils aus kritischer Lage heraus noch remisierte. In Runde 3 war er erneut in einer kritischen Lage, als er mit einem starken Springermanöver die Partie sogar noch in einen vollen Punkt gegen Nordhorn verwandeln konnte. Es folgte seine beste Partie:

Schäfer - Monnerjahn

Eine Partie in ständigem Vorwärtsgang! Auch die letzte Partie konnte Maik gewinnen, nachdem sein Gegner Klemm seine Struktur geschwächt und einen Bauern verloren hatte. 4,0/5 waren ein Spitzenergebnis, auch wenn die Partien am Anfang mehr als kritisch waren. Aber der 1. Platz in Gruppe D und eine Performance bei knapp 2000 waren ein Erfolg.

An dieser Stelle noch eine sehr wilde Partie aus meiner Gruppe C, das Duell der beiden Kollegen Schiller und Calic. Schwarz stand lange Zeit auf Gewinn, ließ Weiß aber zweimal in eine ausgeglichene Stellung entschlüpfen. Ein weiteres Mal kann Schwarz gewinnen, doch mittlerweile gibt es ein Bauernrennen in Richtung Umwandlung und geht es hin und her: Weiß steht plötzlich auf Gewinn, aber rennt mit dem Bauern statt einen Gegnerischen zu entfernen, steht wieder auf Verlust, aber Schwarz setzt den König auf das falsche Feld und Jan-Hendrik Schiller macht für Weiß den Deckel drauf.

Schiller - Calic

Die Partie soll die Spieler nicht schlecht dastehen lassen - ich hätte es vermutlich nicht besser gespielt - sondern zeigen, wie dramatisch es sein kann und welche Möglichkeiten das Spiel doch bietet. Die Kompliziertheit der Lage und die geringe Bedenkzeit (kein Inkrement) stellen die Ehre der Spieler wieder her.
 

Maik mit Timo Block

Fazit

Es hat nicht alles funktioniert wie geplant, aber dennoch war es überwiegend ein positives Turnier. Sebastian und ich beendeten das Turnier mit etwas Plus, Bast hat die 2200 wieder und ich die 1900. Bei ihm bleibt der ausgelassene Punkt gegen GM sicherlich auf der Negativseite haften. Maik konnte mit der Ausbeute sehr zufrieden sein, während für Keno sicherlich etwas mehr drin gewesen wäre. Minimale Verluste, aber seine Zahl ist recht hoch und er hat gezeigt, dass er auf diesem Niveau auch angekommen ist. Für ihn war es Platz 3 in seiner Gruppe B.

Hier noch die offizielle Seite: Link

frank modder, 21.09.2018
 

Spo und Bast bei der Vorbereitung auf ihre Partie.
Könnte aber auch aus Pardubice 2017 stammen.