Eine höchst unnötige
wie auch unglückliche Heimschlappe erlitten die Holthuser Bezirksligacracks
heute gegen die Schachfreunde aus Lohne. Nach lange ausgeglichenem Verlauf
und zunächst vier Remisen stellten wir am Ende fast gleichzeitig
zwei Bretter in Zeitnot weg, die beide nicht auf Verlust standen. Eine
abschließende Gewinnpartie brachte dann nichts mehr ein.
Die Teams waren heute
auf dem Papier nahezu gleichwertig, man schaue sich nur den DWZ-Vergleich
an. Ein enges Duell war also vorprogrammiert. Wir hatten keine Aufstellungssorgen,
die Gäste waren vorne leicht geschwächt. Die letzten vier Kämpfe
gegen Lohne wurden allesamt gewonnen, wobei unvergessen die Schlacht
aus der letzten Saison ist, in der uns am Ende das Glück
ein wenig mehr lächelte. Diesmal wechselte es zu den Gästen.
Zum Verlauf: Es begann
recht unspektakulär mit einem Remis an Brett 5. Vielleich stand der
Gegner von Manfred Gosseling dort optisch etwas besser, aber Manfred öffnete
die a-Linie für seinen Turm, und nachdem Weiß sich zu Generalabtausch
entschied, hatte Manfred in einem Doppelturmendspiel überhaupt keine
Sorgen. Er erzielte ein ungefährdetes Remis. 0,5:0,5. Auch
der andere Manfred, Manfred Lennartz (Brett 8), hatte wenig Mühe,
zu einem Remis zu kommen. Sein Gegner wählte eine eher ruhige Eröffnungsvariante,
und nach schnellem Tausch vereinfachte die Stellung. Das Ende der Partie
habe ich nicht mehr gesehen, aber ich würde ein leistungsgerechtes
Remis konstatieren. 1:1.
Zu diesem Zeitpunkt
hatte man eher ein schlechtes Gefühl: Kein Brett stand richtig gut,
aber Frank Hildebrecht hatte einen Minusbauern und bei Heiko Lewin bahnte
sich schlimme Zeitnot an. Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht,
und wir werden gleich sehen, daß sich die Beiden gut aus der Affäre
zogen.
Hierbei war es am Brett
von Heiko (7) dramatisch: Die Stellung war scharf mit entgegengesetzten
Rochaden. Heiko war wie gesagt in Zeitnot und mußte noch 25 Züge
in gut zehn Minuten machen. In dieser Situation brach er stark am Damenflügel
in die Rochadestellung des Gegners ein. Die Dame rückte dem offenen
König zu Leibe und ein Dauerschach schien auf jedenfall schon möglich.
Heikos Gegner gab dann aber seine Dame gegen zwei Türme. Am Ende schaffte
Heiko die Zeit und hatte auch noch den ein oder anderen Bauern mitgenommen,
außerdem waren die gegnerischen Türme noch nicht richtig im
Spiel. Vermutlich eine sehr aussichtsreiche Position für unseren Mann,
doch Heiko hatte wohl einmal zuviel die Züge wiederholt, sodaß
sein Gegner nach dem 40. Zug auf dreimalige Stellungswiederholung pochen
konnte. 1,5:1,5. Somit blieb eine interessante Kampfpartie ohne
Verlierer.
Es schien der Tag der
Remisen zu werden. Auch am Spitzenbrett kam eines dazu. Es war dort eine
sehr positionelle Partie zu sehen. Martin Klinkenborg war nicht ganz zufrieden
und stand wohl etwas passiver mit Schwarz, aber viel war nicht los. Beide
warteten darauf, daß der Gegner am Königsflügel Linien
öffnen würde. Als es dann dazu kam, konnte keiner es so richtig
ausnutzen. Nach einer Zugwiederholung kam man überein, den Punkt zu
teilen. Martin scherzte hinterher: "Ein 1900er-Remis!". 2:2.
Nun folgte auch schon
der dramatische Höhepunkt, die nächsten drei Partien wurden im
Minutentakt entschieden. Die Lage an den übrigen Brettern war zu diesem
Zeitpunkt wie folgt:
Brett 2: Edwin Lehmann
steht ganz passabel mit gutem Spiel für einen Bauern bei recht wenig
Material.
Brett 3: Frank Hildebrecht
schien ein Endspiel mit einem Minusbauern halten zu können.
Brett 4: Ich stehe
in etwa ausgeglichen, aber die Stellung ist kompliziert.
Brett 6: Ludger Hülsmann
hat ähnlich wie Edwin einen Bauern weniger, aber er hat Angriff bei
ebenfalls komplizierter Stellung.
Ludger hatte seinen
König lange Zeit in der Mitte gelassen, dann aber lang rochiert und
marschierte mit seinen Bauern auf die Königsstellung des mit schwarz
spielenden Gegners los, der kurz rochiert hatte. Auch der Gegner bekam
etwas Gegenangriff am Damenflügel, aber unser Mann hatte wohl etwas
mehr Musik drauf, Ludgers Minusbauer fiel nicht ins Gewicht. Die Spieler
kamen schließlich in Zeitnot. Da auch ich in Zeitnot war, habe ich
das Ende nicht richtig verfolgen können. Jedenfalls unterlief Ludger
ein grobes Versehen, als er bei nur noch zwei zu spielenden Zügen
seine Dame einstellte. Die Stellung vor dem Fehler bewertete der Holthuser
als zumindest nicht schlechter für sich. 2:3.
Ein paar Augenblicke
später erreichte Frank sein Remis an Brett 3. Nach einem frühen
Damentausch lavierte man sich langsam in Richtung Endspiel. Frank verlor
irgendwann einen Bauern, hatte aber einen recht aktiven Läufer, außerdem
hatte sein Gegner einen Doppelbauern. Wohl noch alles im Rahmen, aber Frank
konnte nicht mehr tun, als um Remis zu kämpfen. Zunächst lehnte
sein Gegner noch ein Remis ab - verständlich. Witziger Dialog: Frank:
"Ich biete Remis an." Trockene Antwort seines Gegners: "Kann ich verstehen."
Jedenfalls erwies sich im Endspiel Läufer gegen Springer Franks Läufer
als stark, und auch seinen König konnte er aktiv positionieren.
Ob für den Lohner mehr möglich war, müßte man genau
analysieren, die Endstellung war aber Remis. 2,5:3,5. Hier also
ein gutes Ende für uns.
Wiederum nur ein paar
Augenblicke darauf ging die Zeitnotschlacht bei mir an Brett 4 zu Ende.
Lange Zeit war ich nicht allzu zufrieden, da ich mit Weiß eher passiv
stand und nur lavieren konnte. Mein Gegner wollte dann Königsangriff,
wonach ich im Zentrum Gegenspiel suchte und dort eine Qualität opferte,
was auch korrekt war, ich bekomme dafür noch den ein oder anderen
Bauern und kann selbst aktiv werden. Mein Gegner streute jedoch einen Zwischenzug
ein, danach war für mich ein Figurengewinn drin, den der Computer
findet. Aber es war eine lange Variante und wir waren beide in Zeitnot.
Ich spielte also etwas anderes und bekam drei Bauern für die Qualität,
dafür hat aber mein Gegner noch etwas Königsangriff. Ich fühlte
mich wieder wohl. Anstatt nun erstmal die Zeitkontrolle zu schaffen, um
dann auf den Materialvorteil zu pochen, will ich zaubern, und stelle -
wie Ludger mit dem vorletzten Zug vor der Zeitkontrolle - eine Figur ein.
Nun habe ich per Saldo nur drei Bauern gegen einen Turm und gebe auf. 2,5:4,5.
Die Niederlage war
damit besiegelt! Nach diesen Entscheidungen im Minutentakt dauerte es nun
noch eine ganze Zeit, bis auch die letzte Partie beendet war. Hier bewahrte
uns Edwin glücklicherweise vor einem Mannschaftskampf ohne Gewinnpartie.
Sein Gegner wählte eine scharfe Variante, die Edwin auch bekannt ist.
Aber diesmal verzichtete unser Mann auf Materialgewinn, was starken Gegenangriff
und ultrascharfes Spiel ausgelöst hätte, und gab der Entwicklung
den Vorzug. In der Folge hatte der Holthuser zwar einen Minusbauern, aber
sein Gegenüber hatte die Rochade verloren und sein Königsturm
blieb lange Zeit vom Spiel ausgesperrt. Edwin gewann Bauern zurück
und tauschte in ein einfaches Turmendspiel mit einem Mehrbauern ab. Da
sein König - und nachher auch sein Turm - deutlich aktiver placiert
waren, als ihre jeweiligen Antipoden, führte er die Partie zu einem
Sieg. 3,5:4,5. Die Ehre war wiederhergestellt. Eine sehr starke
Leistung von Edwin.
Nun ja! Erste Niederlage
ist also verbucht. Nachdem der Auftakterfolg gegen Brake auf Grund des
Rückzugs der Braker quasi umsonst war, stehen wir nun also plötzlich
nach zwei Spieltagen ohne Punkte da. Aber der Verlust ist halb so wild:
Absteigen werden wir schon nicht, und Aufstieg war/ist ohnehin nicht drin
auf Grund der starken WSF-Mannschaft. Und soviel Lust darauf, zum x-ten
Male Zweiter zu werden, hat hier auch wohl keiner. Also, auf ein Neues
in zwei Wochen in Vechta im Kampf um den Klassenerhalt.
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Matchstatistik -
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"Schach, dieses
Fluchzeug"
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