- Mannschaftsmeisterschaften 2007/2008 -
 

Turm Holthusen - Sfr. Lohne 3,5:4,5
- Ab durch die Mitte -
 
Eine höchst unnötige wie auch unglückliche Heimschlappe erlitten die Holthuser Bezirksligacracks heute gegen die Schachfreunde aus Lohne. Nach lange ausgeglichenem Verlauf und zunächst vier Remisen stellten wir am Ende fast gleichzeitig  zwei Bretter in Zeitnot weg, die beide nicht auf Verlust standen. Eine abschließende Gewinnpartie brachte dann nichts mehr ein.

Die Teams waren heute auf dem Papier nahezu gleichwertig, man schaue sich nur den DWZ-Vergleich an. Ein enges Duell war also vorprogrammiert. Wir hatten keine Aufstellungssorgen, die Gäste waren vorne leicht geschwächt. Die letzten vier Kämpfe gegen Lohne wurden allesamt gewonnen, wobei unvergessen die Schlacht aus der letzten Saison ist, in der uns am Ende das Glück ein wenig mehr lächelte. Diesmal wechselte es zu den Gästen.

Zum Verlauf: Es begann recht unspektakulär mit einem Remis an Brett 5. Vielleich stand der Gegner von Manfred Gosseling dort optisch etwas besser, aber Manfred öffnete die a-Linie für seinen Turm, und nachdem Weiß sich zu Generalabtausch entschied, hatte Manfred in einem Doppelturmendspiel überhaupt keine Sorgen. Er erzielte ein ungefährdetes Remis. 0,5:0,5. Auch der andere Manfred, Manfred Lennartz (Brett 8), hatte wenig Mühe, zu einem Remis zu kommen. Sein Gegner wählte eine eher ruhige Eröffnungsvariante, und nach schnellem Tausch vereinfachte die Stellung. Das Ende der Partie habe ich nicht mehr gesehen, aber ich würde ein leistungsgerechtes Remis konstatieren. 1:1.

Zu diesem Zeitpunkt hatte man eher ein schlechtes Gefühl: Kein Brett stand richtig gut, aber Frank Hildebrecht hatte einen Minusbauern und bei Heiko Lewin bahnte sich schlimme Zeitnot an. Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht, und wir werden gleich sehen, daß sich die Beiden gut aus der Affäre zogen.

Hierbei war es am Brett von Heiko (7) dramatisch: Die Stellung war scharf mit entgegengesetzten Rochaden. Heiko war wie gesagt in Zeitnot und mußte noch 25 Züge in gut zehn Minuten machen. In dieser Situation brach er stark am Damenflügel in die Rochadestellung des Gegners ein. Die Dame rückte dem offenen König zu Leibe und ein Dauerschach schien auf jedenfall schon möglich. Heikos Gegner gab dann aber seine Dame gegen zwei Türme. Am Ende schaffte Heiko die Zeit und hatte auch noch den ein oder anderen Bauern mitgenommen, außerdem waren die gegnerischen Türme noch nicht richtig im Spiel. Vermutlich eine sehr aussichtsreiche Position für unseren Mann, doch Heiko hatte wohl einmal zuviel die Züge wiederholt, sodaß sein Gegner nach dem 40. Zug auf dreimalige Stellungswiederholung pochen konnte. 1,5:1,5. Somit blieb eine interessante Kampfpartie ohne Verlierer.

Es schien der Tag der Remisen zu werden. Auch am Spitzenbrett kam eines dazu. Es war dort eine sehr positionelle Partie zu sehen. Martin Klinkenborg war nicht ganz zufrieden und stand wohl etwas passiver mit Schwarz, aber viel war nicht los. Beide warteten darauf, daß der Gegner am Königsflügel Linien öffnen würde. Als es dann dazu kam, konnte keiner es so richtig ausnutzen. Nach einer Zugwiederholung kam man überein, den Punkt zu teilen. Martin scherzte hinterher: "Ein 1900er-Remis!". 2:2.

Nun folgte auch schon der dramatische Höhepunkt, die nächsten drei Partien wurden im Minutentakt entschieden. Die Lage an den übrigen Brettern war zu diesem Zeitpunkt wie folgt:

Brett 2: Edwin Lehmann steht ganz passabel mit gutem Spiel für einen Bauern bei recht wenig Material.
Brett 3: Frank Hildebrecht schien ein Endspiel mit einem Minusbauern halten zu können.
Brett 4: Ich stehe in etwa ausgeglichen, aber die Stellung ist kompliziert.
Brett 6: Ludger Hülsmann hat ähnlich wie Edwin einen Bauern weniger, aber er hat Angriff bei ebenfalls komplizierter Stellung.

Ludger hatte seinen König lange Zeit in der Mitte gelassen, dann aber lang rochiert und marschierte mit seinen Bauern auf die Königsstellung des mit schwarz spielenden Gegners los, der kurz rochiert hatte. Auch der Gegner bekam etwas Gegenangriff am Damenflügel, aber unser Mann hatte wohl etwas mehr Musik drauf, Ludgers Minusbauer fiel nicht ins Gewicht. Die Spieler kamen schließlich in Zeitnot. Da auch ich in Zeitnot war, habe ich das Ende nicht richtig verfolgen können. Jedenfalls unterlief Ludger ein grobes Versehen, als er bei nur noch zwei zu spielenden Zügen seine Dame einstellte. Die Stellung vor dem Fehler bewertete der Holthuser als zumindest nicht schlechter für sich. 2:3.

Ein paar Augenblicke später erreichte Frank sein Remis an Brett 3. Nach einem frühen Damentausch lavierte man sich langsam in Richtung Endspiel. Frank verlor irgendwann einen Bauern, hatte aber einen recht aktiven Läufer, außerdem hatte sein Gegner einen Doppelbauern. Wohl noch alles im Rahmen, aber Frank konnte nicht mehr tun, als um Remis zu kämpfen. Zunächst lehnte sein Gegner noch ein Remis ab - verständlich. Witziger Dialog: Frank: "Ich biete Remis an." Trockene Antwort seines Gegners: "Kann ich verstehen." Jedenfalls erwies sich im Endspiel Läufer gegen Springer Franks Läufer als stark,  und auch seinen König konnte er aktiv positionieren. Ob für den Lohner mehr möglich war, müßte man genau analysieren, die Endstellung war aber Remis. 2,5:3,5. Hier also ein gutes Ende für uns.

Wiederum nur ein paar Augenblicke darauf ging die Zeitnotschlacht bei mir an Brett 4 zu Ende. Lange Zeit war ich nicht allzu zufrieden, da ich mit Weiß eher passiv stand und nur lavieren konnte. Mein Gegner wollte dann Königsangriff, wonach ich im Zentrum Gegenspiel suchte und dort eine Qualität opferte, was auch korrekt war, ich bekomme dafür noch den ein oder anderen Bauern und kann selbst aktiv werden. Mein Gegner streute jedoch einen Zwischenzug ein, danach war für mich ein Figurengewinn drin, den der Computer findet. Aber es war eine lange Variante und wir waren beide in Zeitnot. Ich spielte also etwas anderes und bekam drei Bauern für die Qualität, dafür hat aber mein Gegner noch etwas Königsangriff. Ich fühlte mich wieder wohl. Anstatt nun erstmal die Zeitkontrolle zu schaffen, um dann auf den Materialvorteil zu pochen, will ich zaubern, und stelle - wie Ludger mit dem vorletzten Zug vor der Zeitkontrolle - eine Figur ein. Nun habe ich per Saldo nur drei Bauern gegen einen Turm und gebe auf. 2,5:4,5.

Die Niederlage war damit besiegelt! Nach diesen Entscheidungen im Minutentakt dauerte es nun noch eine ganze Zeit, bis auch die letzte Partie beendet war. Hier bewahrte uns Edwin glücklicherweise vor einem Mannschaftskampf ohne Gewinnpartie. Sein Gegner wählte eine scharfe Variante, die Edwin auch bekannt ist. Aber diesmal verzichtete unser Mann auf Materialgewinn, was starken Gegenangriff und ultrascharfes Spiel ausgelöst hätte, und gab der Entwicklung den Vorzug. In der Folge hatte der Holthuser zwar einen Minusbauern, aber sein Gegenüber hatte die Rochade verloren und sein Königsturm blieb lange Zeit vom Spiel ausgesperrt. Edwin gewann Bauern zurück und tauschte in ein einfaches Turmendspiel mit einem Mehrbauern ab. Da sein König - und nachher auch sein Turm - deutlich aktiver placiert waren, als ihre jeweiligen Antipoden, führte er die Partie zu einem Sieg. 3,5:4,5. Die Ehre war wiederhergestellt. Eine sehr starke Leistung von Edwin.

Nun ja! Erste Niederlage ist also verbucht. Nachdem der Auftakterfolg gegen Brake auf Grund des Rückzugs der Braker quasi umsonst war, stehen wir nun also plötzlich nach zwei Spieltagen ohne Punkte da. Aber der Verlust ist halb so wild: Absteigen werden wir schon nicht, und Aufstieg war/ist ohnehin nicht drin auf Grund der starken WSF-Mannschaft. Und soviel Lust darauf, zum x-ten Male Zweiter zu werden, hat hier auch wohl keiner. Also, auf ein Neues in zwei Wochen in Vechta im Kampf um den Klassenerhalt.

- Matchstatistik -

 
"Schach, dieses Fluchzeug"