- Mannschaftsmeisterschaften 2007/2008 -
 

Turm Holthusen - SK Rhauderfehn 4,5:3,5
- 20 Jahre ohne Verlust gegen Rhauderfehn -
 
Vor dem heutigen Nachbarschaftsduell gegen Rhauderfehn standen die Holthuser Bezirksligaspieler schon etwas mit dem Rücken zur Wand, da wir in der Tabelle nur 0:4 Punkte verzeichneten. Rhauderfehn, aus den sicheren Tabellenregionen angereist, konnte befreit aufspielen. Es wurde ein Kampf auf des Messers Schneide, welchen wir am Ende hauchdünn gewinnen konnten. Es war der 11. Pflichtspielvergleich der ersten Mannschaften von Rhauderfehn und Holthusen in 20 Jahren, unsere Bilanz weist bislang noch keine Niederlage auf (zuletzt sogar fünf Siege in Folge), aber so dicht wie diesmal waren die Gäste wohl lange nicht dran.

Die Mannschaften ersetzten jeweils ihr Brett 3, unter dem Strich war Holthusen vielleicht bestenfalls leicht favorisiert. Die Gäste waren vor allem an den beiden ersten Brettern sehr stark besetzt, aber wir hofften, in der Mitte und hinten punkten zu können. Die erste beendete Partie war heute an Brett 8. Sehr gefreut hat mich die Rückkehr von Klaus-Dieter Smidt, der uns heute dort ausgeholfen hat. Und Klaus ließ auch einen Angriff wie in alten Zeiten vom Stapel. In einem taktischen Gefecht hatte Klaus einen Bauern, gab ihn zurück und verbuchte irgendwann zwei Figuren gegen Turm für sich. Es sah gut aus, war aber kompliziert, und Klaus machte dann doch die fehlende Praxis zu schaffen. Sein Gegner holte sich eine Figur zurück und ging mit einer Qualität auf der Habenseite ins Endspiel. Dies erwies sich als nicht haltbar. Eine hochinteressante Partie, leider für uns verloren. 0:1.

Aber der Ausgleich folgte relativ kurz darauf. Bei Manfred Gosseling an Brett 4 war eine eher positionelle Partie zu sehen. Manfred hatte Vorteile in der Bauernstruktur und massierte die Stellung. Leider habe ich das Ende nicht genau verfolgen können, aber der Holthuser kam im Zentrum zu einem gedeckten Freibauern und einem gewonnenen Endspiel. Ich saß zwar direkt daneben, aber es ging plötzlich so schnell, daß ich es doch nicht genau verfolgen konnte. 1:1. Und es kam zunächst noch besser. Heiko Lewin hatte an Brett 6 eine scharfe Eröffnung auf dem Brett. Er ging früh auf einen Königsangriff und investierte dafür jede Menge Bedenkzeit. Nach 70 Minuten seiner Bedenkzeit hatte Heiko erst 8 Züge gespielt, aber die Investition erwies sich als lohnend. Der Holthuser lockte den gegnerischen König ins Freie und war auch besser entwickelt. Nachdem er noch einen gefesselten Springer einkassierte, war die Sache gelaufen. 2:1. Starke Leistung von Heiko!

Nun aber kamen die Rückschläge nach und nach. Die beiden Spitzenbretter liefen uns zu diesem Zeitpunkt etwas aus dem Ruder, zwei weitere Bretter standen vielleicht in etwa gleich, und an einem Brett waren wir in Vorteil. Alles in allem also eine enge Sache. Das vorteilhafte Brett war bei mir an Brett 3. Aus der Eröffnung ging ich mit Mehrbauer und auch besserer Bauernstellung hervor. Später wurde es dann nach einem Bauernvorstoß meines Gegners am Königsflügel taktischer und ich ließ viel Zeit liegen. Remis lehnte ich zweimal ab und übersah nach Fritz mehrfach klaren Gewinn, als ich schließlich in einem einfachen Turmendspiel immer noch einen Bauern mehr hatte. Dieses war wohl gewonnen, aber ich sah Gespenster, meinte, mich verteidigen zu müssen, spielte einen passiven Turmzug und bot Remis, was mein Gegner sofort annahm. Mein Zug war aber so grottenhaft, daß mein Gegner bei weiterspielen in wenigen Zügen forciert gewonnen hätte. War das nun Glück oder Pech? 2,5:1,5.

Zunächst eher Pech, denn auch Brett 1 ging weg. Hier bot Martin Klinkenborg eine sehr gute Leistung gegen einen klar favorisierten Gegner und konnte lange Zeit mitspielen. Martin suchte etwas Spiel am Damenflügel und im Zentrum, während der Fehntjer am Königsflügel angriff. In einer komplizierten taktischen Stellung kann Martin möglicherweise in ein spielbares Endspiel kommen, aber er tauscht mit der falschen Figur auf f7 und gerät in zu starken Angriff und verliert. 2,5:2,5. Eine gute Leistung beider Akteure, Martin kann sich nichts vorwerfen.

Drei Partien waren noch offen. Die Lage war wie folgt: An Brett 2 war Edwin Lehmann recht schnell in ein Damenendspiel mit gleichfarbigen Läufern bei symmetrischer Bauernstruktur geraten. Wir rechneten lange Zeit mit einem Remis, aber sein Gegner Uwe Rau, Rheiderlandpokalrekordsieger, knetete minimale Vorteile langsam in die Gewinnzone. Edwin verlor einen Bauern und der gegnerische König brach ein. Es schien also hier auf einen Verlust hinauszulaufen. An Brett 7 agierte Manfred Lennartz, welcher lange Zeit positionelle Vorteile hatte und am Königsflügel sein Spiel suchte. Beide Spieler waren in Zeitnot, als der Fehntjer mit der Dame einen Bauern "ab vom Schuß" nahm. Manfred opferte daraufhin eine Qualität und schien Dauerschach zu haben. Er hatte zwar noch einen Freibauern in der Mitte, aber mehr als Dauerschachremis schien nicht drin, denn ein stiller Zug geht wohl nicht, da dann die gegnerische Dame zurückkommt. Also hier schien es auf Remis hinauszulaufen, der Fehntjer hatte wie gesagt noch Turm gegen Läufer.

Unklar war die Stellung an Brett 5: Ludger Hülsmann versuchte in einem reinen Schwerfigurenendspiel verzweifelt, einzudringen, was sein Gegner Thomas Gravemann aber zu verhindern wusste. Nach Damentausch kam Ludger doch noch durch und gewann einen Bauern. Hoffnung, aber Thomas verteidigte aktiv und drang schließlich mit seinen Türmen ebenfalls in Ludgers Stellung ein. Er drohte, reihenweise Bauern mit Schach wegzurasieren. Wenig Hoffnung also auf einen Sieg.

Fazit: Brett 2 auf Verlust, Brett 7 auf Remis, Brett 5 unklar. "Vielleicht noch 4:4!?", fragte ich (auf Ludger hoffend) verzweifelt Martin, dessen Antwort nur ein kopfschütteln war. An Brett 2 kam es dann, wie vorausgesehen: Edwin warf zwar nochmal alles in die Verteidigung, aber Uwe zog unerbittlich seinen Frei-/Mehrbauern durch und gewann. 2,5:3,5. Dann passierte doch noch etwas, was uns vermutlich den Tag rettete: Manfred hatte wie gesagt wohl nicht mehr als Dauerschach, aber sein Gegner ging mit dem König zur falschen Seite, wonach Manfreds Freibauer mit Schachgebrüll doch noch vorrücken konnte. Dieser räumte auch noch ein schönes Feld für den Läufer, und weitere Truppen nährten den Angriff.

Und plötzlich machte auch Ludger aus der Not eine Tugend: Er lief mit seinem König einfach nach vorne in die gegnerische Stellung hinein. Thomas konnte zwar Bauern rasieren und hatte aktive Türme, aber Ludgers Türme waren wohl noch etwas besser placiert, außerdem war der König des Fehntjers passiv und gefährdet. Ludger ließ dann auch noch einen starken Freibauern laufen und Thomas musste plötzlich an zu vielen Fronten verteidigen. Nun schloß aber zunächst Manfred seinen Angriff erfolgreich ab und der gegnerische König zappelte im Mattnetz. 3,5:3,5.

Es war dann an Ludger, den Schlußpunkt zu setzen: Nach Tausch der Türme entschied der Freibauer den Tag. So war es denn am Ende ein kleiner Bauer, der dieses dramatische und epische Duell nach fünf Stunden für uns entschied. 4,5:3,5.

Schlußfazit: Ja, das war knapp heute. Eine denkwürdige Schlacht, fast noch packender als im letzten Jahr gegen die Fehntjer. Das Glück, was die Mannschaft in den beiden letzten Runden schmerzlich vermißt hat, ist heute zu uns zurückgekehrt. Hoffentlich bleibt es noch ein bißchen, denn der Klassenerhalt ist noch lange nicht in trockenen Tüchern.

- Matchstatistik -

 
 
Die Party hinterher:
Unsere Spieler feierten die ersten 20 Jahre mit einer Torte.