Vor dem heutigen Nachbarschaftsduell
gegen Rhauderfehn standen die Holthuser Bezirksligaspieler schon etwas
mit dem Rücken zur Wand, da wir in der Tabelle nur 0:4 Punkte verzeichneten.
Rhauderfehn, aus den sicheren Tabellenregionen angereist, konnte befreit
aufspielen. Es wurde ein Kampf auf des Messers Schneide, welchen wir am
Ende hauchdünn gewinnen konnten. Es war der 11. Pflichtspielvergleich
der ersten Mannschaften von Rhauderfehn und Holthusen in 20 Jahren, unsere
Bilanz weist bislang noch keine Niederlage auf (zuletzt sogar fünf
Siege in Folge), aber so dicht wie diesmal waren die Gäste wohl lange
nicht dran.
Die Mannschaften ersetzten
jeweils ihr Brett 3, unter dem Strich war Holthusen vielleicht bestenfalls
leicht favorisiert. Die Gäste waren vor allem an den beiden ersten
Brettern sehr stark besetzt, aber wir hofften, in der Mitte und hinten
punkten zu können. Die erste beendete Partie war heute an Brett 8.
Sehr gefreut hat mich die Rückkehr von Klaus-Dieter Smidt, der uns
heute dort ausgeholfen hat. Und Klaus ließ auch einen Angriff wie
in alten Zeiten vom Stapel. In einem taktischen Gefecht hatte Klaus einen
Bauern, gab ihn zurück und verbuchte irgendwann zwei Figuren gegen
Turm für sich. Es sah gut aus, war aber kompliziert, und Klaus machte
dann doch die fehlende Praxis zu schaffen. Sein Gegner holte sich eine
Figur zurück und ging mit einer Qualität auf der Habenseite ins
Endspiel. Dies erwies sich als nicht haltbar. Eine hochinteressante Partie,
leider für uns verloren. 0:1.
Aber der Ausgleich
folgte relativ kurz darauf. Bei Manfred Gosseling an Brett 4 war eine eher
positionelle Partie zu sehen. Manfred hatte Vorteile in der Bauernstruktur
und massierte die Stellung. Leider habe ich das Ende nicht genau verfolgen
können, aber der Holthuser kam im Zentrum zu einem gedeckten Freibauern
und einem gewonnenen Endspiel. Ich saß zwar direkt daneben, aber
es ging plötzlich so schnell, daß ich es doch nicht genau verfolgen
konnte. 1:1. Und es kam zunächst noch besser. Heiko Lewin hatte
an Brett 6 eine scharfe Eröffnung auf dem Brett. Er ging früh
auf einen Königsangriff und investierte dafür jede Menge Bedenkzeit.
Nach 70 Minuten seiner Bedenkzeit hatte Heiko erst 8 Züge gespielt,
aber die Investition erwies sich als lohnend. Der Holthuser lockte den
gegnerischen König ins Freie und war auch besser entwickelt. Nachdem
er noch einen gefesselten Springer einkassierte, war die Sache gelaufen.
2:1. Starke Leistung von Heiko!
Nun aber kamen die
Rückschläge nach und nach. Die beiden Spitzenbretter liefen uns
zu diesem Zeitpunkt etwas aus dem Ruder, zwei weitere Bretter standen vielleicht
in etwa gleich, und an einem Brett waren wir in Vorteil. Alles in allem
also eine enge Sache. Das vorteilhafte Brett war bei mir an Brett 3. Aus
der Eröffnung ging ich mit Mehrbauer und auch besserer Bauernstellung
hervor. Später wurde es dann nach einem Bauernvorstoß meines
Gegners am Königsflügel taktischer und ich ließ viel Zeit
liegen. Remis lehnte ich zweimal ab und übersah nach Fritz mehrfach
klaren Gewinn, als ich schließlich in einem einfachen Turmendspiel
immer noch einen Bauern mehr hatte. Dieses war wohl gewonnen, aber ich
sah Gespenster, meinte, mich verteidigen zu müssen, spielte einen
passiven Turmzug und bot Remis, was mein Gegner sofort annahm. Mein Zug
war aber so grottenhaft, daß mein Gegner bei weiterspielen in wenigen
Zügen forciert gewonnen hätte. War das nun Glück oder Pech?
2,5:1,5.
Zunächst eher
Pech, denn auch Brett 1 ging weg. Hier bot Martin Klinkenborg eine sehr
gute Leistung gegen einen klar favorisierten Gegner und konnte lange Zeit
mitspielen. Martin suchte etwas Spiel am Damenflügel und im Zentrum,
während der Fehntjer am Königsflügel angriff. In einer komplizierten
taktischen Stellung kann Martin möglicherweise in ein spielbares Endspiel
kommen, aber er tauscht mit der falschen Figur auf f7 und gerät in
zu starken Angriff und verliert. 2,5:2,5. Eine gute Leistung beider
Akteure, Martin kann sich nichts vorwerfen.
Drei Partien waren
noch offen. Die Lage war wie folgt: An Brett 2 war Edwin Lehmann recht schnell
in ein Damenendspiel mit gleichfarbigen Läufern bei symmetrischer
Bauernstruktur geraten. Wir rechneten lange Zeit mit einem Remis, aber
sein Gegner Uwe Rau, Rheiderlandpokalrekordsieger, knetete minimale Vorteile
langsam in die Gewinnzone. Edwin verlor einen Bauern und der gegnerische
König brach ein. Es schien also hier auf einen Verlust hinauszulaufen.
An Brett 7 agierte Manfred Lennartz, welcher lange Zeit positionelle Vorteile
hatte und am Königsflügel sein Spiel suchte. Beide Spieler waren
in Zeitnot, als der Fehntjer mit der Dame einen Bauern "ab vom Schuß"
nahm. Manfred opferte daraufhin eine Qualität und schien Dauerschach
zu haben. Er hatte zwar noch einen Freibauern in der Mitte, aber mehr als
Dauerschachremis schien nicht drin, denn ein stiller Zug geht wohl nicht,
da dann die gegnerische Dame zurückkommt. Also hier schien es auf
Remis hinauszulaufen, der Fehntjer hatte wie gesagt noch Turm gegen Läufer.
Unklar war die Stellung
an Brett 5: Ludger Hülsmann versuchte in einem reinen Schwerfigurenendspiel
verzweifelt, einzudringen, was sein Gegner Thomas Gravemann aber zu verhindern
wusste. Nach Damentausch kam Ludger doch noch durch und gewann einen Bauern.
Hoffnung, aber Thomas verteidigte aktiv und drang schließlich mit
seinen Türmen ebenfalls in Ludgers Stellung ein. Er drohte, reihenweise
Bauern mit Schach wegzurasieren. Wenig Hoffnung also auf einen Sieg.
Fazit: Brett 2 auf
Verlust, Brett 7 auf Remis, Brett 5 unklar. "Vielleicht noch 4:4!?", fragte
ich (auf Ludger hoffend) verzweifelt Martin, dessen Antwort nur ein kopfschütteln
war. An Brett 2 kam es dann, wie vorausgesehen: Edwin warf zwar nochmal
alles in die Verteidigung, aber Uwe zog unerbittlich seinen Frei-/Mehrbauern
durch und gewann. 2,5:3,5. Dann passierte doch noch etwas, was uns
vermutlich den Tag rettete: Manfred hatte wie gesagt wohl nicht mehr als
Dauerschach, aber sein Gegner ging mit dem König zur falschen Seite,
wonach Manfreds Freibauer mit Schachgebrüll doch noch vorrücken
konnte. Dieser räumte auch noch ein schönes Feld für den
Läufer, und weitere Truppen nährten den Angriff.
Und plötzlich
machte auch Ludger aus der Not eine Tugend: Er lief mit seinem König
einfach nach vorne in die gegnerische Stellung hinein. Thomas konnte zwar
Bauern rasieren und hatte aktive Türme, aber Ludgers Türme waren
wohl noch etwas besser placiert, außerdem war der König des
Fehntjers passiv und gefährdet. Ludger ließ dann auch noch einen
starken Freibauern laufen und Thomas musste plötzlich an zu vielen
Fronten verteidigen. Nun schloß aber zunächst Manfred
seinen Angriff erfolgreich ab und der gegnerische König zappelte im
Mattnetz. 3,5:3,5.
Es war dann an Ludger,
den Schlußpunkt zu setzen: Nach Tausch der Türme entschied der
Freibauer den Tag. So war es denn am Ende ein kleiner Bauer, der dieses
dramatische und epische Duell nach fünf Stunden für uns entschied.
4,5:3,5.
Schlußfazit:
Ja, das war knapp heute. Eine denkwürdige Schlacht, fast noch packender
als im letzten Jahr
gegen die Fehntjer. Das Glück, was die Mannschaft in
den beiden letzten Runden schmerzlich vermißt hat, ist heute zu uns
zurückgekehrt. Hoffentlich bleibt es noch ein bißchen, denn
der Klassenerhalt ist noch lange nicht in trockenen Tüchern.
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Matchstatistik -
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Die Party hinterher:
Unsere Spieler feierten
die ersten 20 Jahre mit einer Torte.
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