- Liffre Open, Rennes, 2021 -
23.10. - 26.10.
 

Ich werde nie nach Frankreich kommen*
 
La Grande Bouffe

Nach unserem Aufenthalt in Capelle la Grande 2015 verschlug es Sebastian auch heuer wieder ins Land, welches als kulinarische Speerspitze Europas gilt. Letzteres soll nicht in Abrede gestellt werden, entscheidender war aber, ob der Oldenburger Gourmet auf dem Brett lukullische Genüsse oder Hausmannskost auftischen würde. Zuletzt in den Niederlanden gab es ja - landestypisch - eher Kurzgebratenes mit ‘nem bisschen was dabei. 

Mir reichte der Doppeloxer Eindhoven und Leer, den dreifachen Toeloop mit Frankreich dazwischen musste Le Basto eigenständig einspringen. Doch nicht ganz: Vereinskollege Lukas Heyne war mit von der Tour de France. Die erwies sich nämlich als 15-stündige Monsteretappe - es ging in die Bretagne ins kleine Örtchen Liffre, welches sich im Speckgürtel von Rennes befindet. Vormittags gestartet, war man diverse belgische Verkehrsknotenpunkte und französische Mauthäuschen später schon um 1 Uhr morgens am Ziel.
 

Liffre in der Bretagne
Speisesaal

Das Turnier mit der neuen, sportlichen Bedenkzeit von 90 Min. + 30 Sek. quälte seine Teilnehmer zumindest mal nicht mit Tripplerunden wie in Eindhoven. Die 7 Runden wurden auf 4 Tage verteilt. Ein nettes, kleines Turnier mit eigenem Flair soll es gewesen sein, wie die beiden Kämpen hinterher berichteten.

Das Turnier war für Sebastian in der ersten Hälfte eine Kopie des Auftritts in Eindhoven: Nach zwei Siegen gegen U2000 (wieder mit einem Wackler in Runde 2, wobei diesmal aber zumindest nicht der Verlust drohte) gab es ein Weißremis gegen Grand Maître Dgebuadze. In Eindhoven ging es dann gegen einen gleichstarken Gegner weiter, hier musste zunächst nochmal U2000 dran glauben.

Mit diesen 3,5/4 endeten dann die Parallelen zu Eindhoven. Gegen den gleichstarken Gegner gab es ein recht schnelles Remis. Eine Top-Performance blieb Sebastian aber leider verwehrt, da er in Runde 6 gegen einen wohl klar unterbewerteten (2050) jungen Gegner aus dem Schachboom-Land Indien verlor. Das am Ende leicht frugale Menü konnte immerhin abgerundet werden durch einen schnellen Erfolg gegen U2000.

Die Performance war aber immerhin noch über 2300 DWZ, also auch nicht ganz ungenießbar. Wir servieren in der Folge ein paar Appetithäppchen aus den Partien.

Ungenießbares vom Vortag:


 
Sebastian hat Weiß
Schwarz ist am Zug
Sebastian ist mit
Schwarz am Zug
Sebastian hat Weiß
Schwarz ist am Zug

Links: Nach Sxd5 hätte Schwarz einen Bauern mehr, der von Weiß aber wohl überkompensiert würde. Schwarz buddelte jedoch Dxd5? aus. Wer das selbst lösen will, findet die Antwort am Ende. Falls es hier großartig was zu finden gibt.
Mitte: Hier hatte Sebastians Dame zu viel Appetit und fraß auf d3. Das Mindesthaltbarkeitsdatum des Bauern war aber abgelaufen. Weiß fand den Appetitzügler jedoch nicht. Lösung wieder am Ende.
Rechts: Einen ebenfalls ungenießbaren Bauern gönnte sich Schwarz hier - in allerdings schon mehr als kritischer Lage - mit Dxe5?, sah aber nach der direkten Antwort ein, dass es Zeit war, die Rechnung zu begleichen.

Die schwächeren Gegner spuckten wirklich das Material wie eine Popkornmaschine. Eine kleine taktische Aufgabe kann noch aus der Partie der 2. Runde generiert werden:
 

Sebastian ist mit Schwarz am Zug

Sebastian spielte es nicht, aber welche Idee war hier so knackig wie ein frischer Eisbergsalat?

Viel Hausmannskost, wenig Substantielles aus Frankreich, was man hier tief analysieren könnte. Interessant war noch das Ende der Partie gegen GM Dgebuadze:

Sebastian - Dgebuadze

Das Turnier gewann ein französischer IM, Bast und Lukas landeten auf den Plätzen 10 und 11 von 80 Teilnehmern. Nicht schlecht, aber auch kein Quantensprung. Auf der Rücktour machte man noch einen Abstecher in die Hauptstadt:
 

„Uns bleibt immer noch Paris!“
Eiffel ohne die Türme

Hier noch der Link zur Turnierseite:

Liffre Open

- frank modder, 07.11.2021
 

* „ Never going to get to France“ befürchtete 1984 schon Mike Oldfield

Lösungen zum „Ungenießbaren“:

Links: Dxd5? scheiterte natürlich an Lxb6 nebst Lc4
Mitte: Weiß bestrafte Dxd3 nicht mit dem gebotenen Txe6 nebst drohender Springergabel auf f4. Ok, Schwarz steht nach Txe6 Kg7 immer noch besser, aber die Aufgabe wird nicht leichter.
Rechts: Dxe5 wurde mit Dxe5 beantwortet, und angesichts des Nadelstichs Lxh7+ gab Schwarz auf.

Lösung zum „Eisbergsalat“:

Richtig, d5. Es hängt e4. Weiß kann einmal nehmen, aber nicht zweimal wg. der Drohung Le3.