- Capelle la Grande Open, 2025 -
14.02. - 21.02.
 

Zurück am Ärmelkanal
Auf der Jagd nach einer IM-Norm
 
Turnier und Urlaub in Frankreich

Während man in Deutschland dabei war, die Demokratie zu retten, verließen wir das Land einmal mehr in Richtung Frankreichs Nordosten zum großen Open in Capelle la Grande. Dürfte mittlerweile die fünfte Frankreich-Fahrt gewesen sein. Sebastian wollte seine zuletzt aufsteigende Form bestätigen nach einer erfolgreichen Landesmeisterschaft und einem Open in Prag. Ich versuchte mich als Sekundant. Frage war, ob es trotzdem reichen würde für Sebastian!

Capelle - das sind über 500 Spieler in einem Turnier. Es wird beschleunigt gelost, dennoch hat das Ganze auch seine Tücken. Man spielt vermutlich entweder ein sehr schlechtes oder ein sehr gutes Turnier. Diesmal waren die Meldungen positiv. Sogar eine IM-Norm winkte am Horizont! Eindrücke vom Turnier und der Umgebung findet man im Bericht über die Ausgabe von 2023.

Erste Hälfte

In Capelle droht einem ein Pingpong-Spiel: Starker Gegner, schwacher Gegner, starker Gegner usw. Man muss also irgendwie dort ausbrechen. Zum Auftakt gab es einen recht klaren Weißsieg gegen 2000. Das war also Pflicht. Und nun galt es etwas zu machen gegen einen jungen bulgarischen FM (2405), gegen den Sebastian bereits im letzten Jahr in Capelle Remis spielte.

2024 landete der Bulgare auf dem geteilten 1. Platz seiner nationalen Meisterschaft! Weiß wechselte im Vergleich zu 2024 die Eröffnung, aber Sebastian erhielt im Mittelspiel eine gute Stellung. Mit wenig Zeit konnte der Nachfolger Topalovs den Problemen nicht Herr werden:

FM Kanov (2405) - Sebastian 0:1

Das war natürlich ein Superstart in das Turnier. Nun folgte ein Tag mit einer Doppelrunde. Morgens ging es gegen einen Großmeister. Auch diese Partie spielte Sebastian im Vorwärtsgang:

Sebastian - GM Flom (2455)  ½:½ 

Eine spannende Partie. Meist waren die Chancen hier auf der Seite von Weiß. Mit 2,5/3 ging es natürlich auch weiterhin gegen hochkarätige Gegner. In der Nachmittagspartie, also in Runde vier, wartete IM Defromont. Und hier hatte Sebastian (mit Schwarz) dann auch mal Glück. Er stand schlechter ausgangs der Eröffnung, aber Weiß nahm die Chancen nicht wahr:

IM Defromont (2395) - Sebastian ½:½ 

Etwas lasch gespielt von Weiß (für einen IM), aber letztlich auch gut herausgekämpft. Starke Resultate also weiterhin. Wie immer musste das Pfand sofort wieder entrichtet werden: Sebastian bekam in der Folgerunde erneut Schwarz. Ungewöhnlich bei so einem großen Teilnehmerfeld. Und wie so häufig in den letzten Turnieren lief es auf einmal mehr Schwarz hinaus. Gegen IM Duboue (2440) kam Bast nicht in die Partie und verlor recht schnell. Somit 3,0/5.
 

Ein Portal am Strand von Capelle?
Winterlandschaft am Kanal mit Dogge

Zweite Hälfte

Das war ein kleiner Rückschlag und eine leichte Abwärtstendenz war zu beobachten gewesen. Es kam eine weitere Doppelrunde gegen schwächere Gegner. Hier stoppte Sebastian den Abwärtstrend mit zwei Punkten. Gegen 1935 stand er zunächst aber auf Verlust, gegen einen jungen 2025er gab es hingegen einen schönen Sieg. Schauen wir kurz auf die erstgenannte Partie:

Sebastian - Tong, Schwarz am Zug.

Eine kritische Stellung. Schwarz hat zwei Bauern, aber sein Springer steht im Abseits, wohingegen alle weißen Figuren Richtung Königsflügel schauen. Schwarz patzte hier mit 38. … Dc5? Leider nahm Sebastian die Chance nicht wahr und stand danach wohl auf Verlust, konnte aber mit einer Konzertierten Aktion seiner drei Figuren einen entscheidenden Königsangriff lostreten. Was hätte Weiß spielen sollen nach Dc5? Auflösung am Ende.

5,0/7 also nach dem erfolgreichen Doppelspieltag. Für eine IM-Norm waren noch 1,5 Punkte aus den beiden folgenden Runden nötig. Also eine Turnierleistung von 2450 ELO oder mehr. Das war dann tatsächlich drin, auch wenn sich das Finale nun als etwas lauwarm erweisen sollte. In der vorletzten Runde verpasste Bast einen Sieg mit Weiß gegen einen IM. Der Gegner wurde überspielt, aber Sebastian konnte das Turmendspiel nicht nach Hause bringen:

Sebastian - IM Degraeve (2371)

Das war etwas bitter, diese Stellung hätte man eigentlich gewinnen müssen. Am Ende sieht man natürlich nicht mehr so klar nach über fünf Stunden Kampf mit zwei Restminuten… Nun musste allerdings in der letzten Runde ein ganzer Punkt her für eine Norm, und es ging mit Schwarz gegen einen starken jungen FM (2352).

Sebastian spielte eine gute Partie, die mit Remis hätte enden sollen. Weiß bot nach dem Damentausch Punktteilung an, aber Sebastian versuchte das Endspiel zu gewinnen und überschritt dabei die Remisgrenze. Man musste es versuchen, aber danach hätte man das Endspiel nicht zu verlieren brauchen:

FM Yordanov - Sebastian, Schwarz am Zug.

Bast hätte hier mit Schwarz am Zug wohl Remis machen können, indem er auf f3 tauscht und dann auf d5 nimmt. Das Turmendspiel sollte ohne größere Komplikationen mit Remis enden. Leider kam es wie gesagt anders. Somit am Ende 5,5 und sicherlich einen halben Punkt zu wenig. Es bleibt trotzdem eine Leistung von 2350 ELO und ein Zugewinn von 30 Punkten. Da war auch noch Luft. Ein sehr starkes Turnier!

Fazit

Mal wieder war Capelle eine Reise wert. Diesmal auch schachlich. Das Sonstige ist sowieso immer vernünftig. Die Unterkunft direkt am Meer hat sich bewährt, wenn es auch noch ein ganzes Stück bis zum Spielort ist. Diesmal gab es einen heftigen Wetterumschwung: Erst noch Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt, dann zwei Tage später 18 Grad. Das beweist, dass der Klimawandel menschengemacht ist: Es muss die heiße Luft des Wahlkampfes gewesen sein, die nach Frankreich weitergewandert ist.

Hier noch der Link zur Turnierseite:

Capelle la Grande Open

- frank modder, 24.02.2025
 

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Auflösung Diagramm gegen Tong: Weiß setzt Matt in 3 Zügen mit 39. Lh7+.